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Tobias Roth: Salzburger Writer-in-Residence hat viele Pläne

Als gebürtiger Münchner ist es für Tobias Roth zwar nur ein Katzensprung nach Salzburg, dennoch fühlt sich der deutsche Autor, Übersetzer und Herausgeber derzeit wie im Paradies: Der H.C. Artmann-Stipendiat verbringt als Writer-in-Residence den November in einer kleinen Wohnung in der Mozartstadt und konzentriert sich darauf, seine mannigfaltigen Projekte voranzutreiben. Am Dienstag (19.11., 19 Uhr) gibt er im Literaturhaus Salzburg Einblicke in die italienische Renaissance.

Seit dem Riesen-Erfolg seines 2020 im Galiani Verlag erschienenen großformatigen Prachtbandes "Welt der Renaissance", in dem er diese Blütezeit anhand von Texten 68 damaliger Autorinnen und Autoren greifbar machte, ist er ein gefragter Spezialist für diese faszinierende Epoche und hat sich in einer ganzen Buchreihe drei italienischen Renaissance-Städten gewidmet: Neapel, Florenz und Rom. Sein bisher neuester Band, der den "kometenhaften Wiederaufstieg" Roms zur Welthauptstadt behandelt, steht im Zentrum seiner Lesung, zu der auch "italienische Häppchen" versprochen werden.

Die Spaziergänge, die er zwischen seiner Arbeit unternimmt, haben Roth auch erstmals auf die Festung Hohensalzburg und dabei mitten in seine Spezial-Epoche geführt. Im Gespräch mit der APA zeigt er sich zweifach beeindruckt - erstens von der Imposanz der mächtigen Anlage, zweitens vom Mut der Salzburger Bauern, die sich im 16. Jahrhundert gegen die Macht der Fürsterzbischöfe auflehnten, "diese Burg mit Mistgabeln anzugreifen".

Er wolle Peter Fritz, den neuen Direktor des Salzburger Freilichtmuseums, 2025 bei einer Ausstellung zum 500-Jahr-Jubiläum des Bauernkriegs unterstützen, erzählt Roth, der mit Fritz schon bei der Schallaburg-Schau "Renaissance einst, jetzt & hier" im Vorjahr zusammengearbeitet hat. "Im Zuge der Recherchen habe ich Michael Gaismair für mich entdeckt. Alle Achtung!" Der Tiroler Bauernführer habe mit seinen politischen Forderungen "eine Radikalität, die an Thomas Morus heranreicht" gehabt, begeistert sich Roth über den Rebellen, der 1532 in Padua ermordet wurde.

In Salzburg arbeite er vor allem an zwei Projekten, sagt der vielseitig engagierte und interessierte 39-Jährige, der Sprach- und Literaturwissenschaften sowie Kunstgeschichte studierte - nämlich an ersten Skizzen für ein Langgedicht, "das mir schon lang im Kopf rumgeht", sowie an der Fortführung der von ihm seit einigen Jahren im Berliner Sukultur Verlag herausgegebenen "Grünen Reihe". Diese sei "eine ganz bunte Wundertüte" an Reclam-ähnlichen Heftchen, in denen "Texte über den, aus dem, durch den und für den Garten" veröffentlicht werden.

"Alles kreist dabei um den Garten als vom Menschen veränderte und begrenzte Natur." Der Bogen reicht von der Neuausgabe historischer Texte wie Hundertwassers "Scheißkultur" bis zu zeitgenössischer Lyrik und Novellen. Sein Lieblingstitel sei allerdings ein Band mit Texten aus Garten- und Obstbauzeitschriften der 1910er bis 1930er-Jahre, in denen die Dresdner Dynamitfabrik Landwirte und Gärtner als potenzielle Kunden entdeckte, feixt Roth: "Der Band heißt 'Gärtnern mit Sprengstoff'."

Das Langgedicht, das Tobias Roth nun in Salzburg in Angriff genommen hat, befasst sich mit zwei 70 Meter langen antiken Schiffen, die auf dem Grund des rund 30 Kilometer südöstlich von Rom gelegenen Nemisee die Jahrhunderte überdauerten, 1929 und 1932 geborgen wurden, doch schon 1944 mitsamt dem eigens für sie errichteten Museum durch ein Feuer zerstört wurden.

Doch die Geschichte des Sees berge noch weitere groteske Pointen, "mit denen sich spezifisch moderne Doofheiten herausarbeiten lassen": "Zur Regulierung des Wasserstandes dieses Kratersees wurden im 4. Jahrhundert vor Christus Leitungen angelegt, die über zweitausend Jahre lang funktionierten, bis dann im späten 20. Jahrhundert die Wasserentnahme übertrieben wurde." Und welches Versmaß schwebt ihm beim Herausarbeiten von Genie und Hybris des Menschen vor? Tobias Roth zögert keine Sekunde: "Freier Hexameter!"

(S E R V I C E - Tobias Roth: "Italien & die Welt der Renaissance: Neapel - Florenz - Rom", Lesung am Dienstag, 19.11., 19 Uhr, im Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23; Tobias Roth: "Welt der Renaissance: Rom", Galiani Berlin, 208 Seiten, 23,40 Euro, ISBN: 978-3-86971-307-6)

ribbon Zusammenfassung
  • Tobias Roth, ein deutscher Autor und Spezialist für die italienische Renaissance, ist im November als Writer-in-Residence in Salzburg tätig und plant eine Lesung am 19. November im Literaturhaus Salzburg.
  • Neben der Arbeit an einem Langgedicht über antike Schiffe im Nemisee und der Fortführung seiner 'Grünen Reihe' unterstützt Roth eine Ausstellung zum 500-Jahr-Jubiläum des Bauernkriegs im Salzburger Freilichtmuseum.
  • Sein neuestes Buch behandelt den Wiederaufstieg Roms zur Welthauptstadt und wird bei der Lesung vorgestellt, begleitet von italienischen Häppchen.