APA/APA/Theater zum Fürchten/Bettina Frenzel

Theater zum Fürchten bietet "Aventura" im Mödlinger Bunker

Der coolste Hotspot sommerlichen Stationentheaters findet sich - nach pandemiebedingter Pause - nach wie vor und mehr denn je im Mödlinger Bunker, wo Bruno Max und sein über 50-köpfiges Ensemble die unterirdischen Luftschutzstollen diesmal mit 17 Szenen zum Thema "Aventura" beleben. Eine ebenso extravagante wie aufwendige Produktion, wie sich am Sonntagabend bei der Premiere erwies.

Was macht ein Erlebnis zum Abenteuer? Diese Frage zieht sich wie ein inhaltlicher Ariadnefaden durch die eineinhalbstündige Wanderung in den verschlungenen Gängen. Allein der Besuch einer Vorstellung gleicht schon einem Abenteuer: Alle 15 Minuten startet eine kleine Gruppe von unter 20 Personen eine Reise zu den Wagnissen und Risiken des Lebens - zwischen mittelalterlicher Aventiure und Internet-Avataren, Glücksspiel und Spekulantentum, realem Krieg und virtuellen Kämpfen, Erotik und Feminismus.

Unerschöpflich scheint das Quellenmaterial, das Bruno Max in Konzept und Inszenierung einbringt: von Jules Verne über Bert Brecht bis Monty Python, von Casanova über Tolstoi und Ernst Jünger bis zu Handbüchern der britischen Spezialeinsatztruppe im Zweiten Weltkrieg: Abenteuer sind eben schier überall anzutreffen, im Kopf und anderswo.

Bei der Gestaltung der Räumlichkeiten hat sich Marcus Ganser selbst übertroffen. Sei es durch altägyptische Wandmalereien, eine U-Boot-Szenerie, diverse Verrohrungen und Apparaturen, Musikinstrumente oder Details wie Ratten-Attrappen: Jeder neue Raum birgt Überraschungen. Die Kostüme von Sigrid Dreger und die Klanginstallationen von Fritz Rainer tragen ebenfalls wesentlich zur Realisierung der "literarischen Geisterbahn" (Bruno Max) bei.

Insgesamt eine Ermutigung, das Abenteuer nicht zu meiden. Denn, wie Paolo Coelho formulierte: "Wenn du denkst, Abenteuer sind gefährlich, versuch's mal mit Routine - die ist tödlich." In diesem Sinne ist das Theater im Bunker vitalisierend - und nicht nur der angenehm kühlen Temperatur wegen. Wer nicht an Klaustrophobie oder Gehbehinderung leidet, wird in der Mödlinger Unterwelt sein Vergnügen finden.

Der Luftschutzstollen in Mödling wurde in den Jahren 1941/43 von italienischen Zwangsarbeitern als Luftschutzbunker errichtet und diente der Mödlinger, Wiener Neudorfer und Süd-Wiener Bevölkerung während des Bombenkriegs als Zufluchtsort. Bis zu 9.000 Menschen verbrachten bei Luftangriffen die Zeit in den Stollen. Im Sommer 1999 pachtete der Verein "Theater zum Fürchten" das rund ein Kilometer lange, aus zwei Hauptröhren und Nebenstollen bestehende Stollensystem. Seitdem wird es jährlich in den Sommermonaten in ein Stationentheater verwandelt.

(S E R V I C E - Mödling, Theater im Bunker: Aventura. Von den Abenteuern im Kopf und anderswo. Regie: Bruno Max, u.a. mit Fanny Altenburger, Jörg Stelling, David Czifer, Christoph Prückner, Wolfgang Lesky, Christina Saginth, Theresa Guggenberger. Weitere Vorstellungen bis 3. September, Tickets: Tel. 01/5442070, Information: www.theaterimbunker.at)

(F O T O A V I S O - Bildmaterial unter https://www.picfine.at/tzf/2023/08/11/aventura Login: TZFpresse)

ribbon Zusammenfassung
  • Im Sommer 1999 pachtete der Verein "Theater zum Fürchten" das rund ein Kilometer lange, aus zwei Hauptröhren und Nebenstollen bestehende Stollensystem.