Streaming beschert dem weltweiten Musikmarkt erneut Wachstum
Ein Ende des Booms ist vorerst nicht absehbar, wurde im Vorjahr doch erstmals die Zahl von 500 Mio. zahlenden Streamingabonnenten durchbrochen. Laut IFPI gibt es mittlerweile mehr als 667 Mio. Nutzer von Bezahlabos. "Es ist weiterhin von zentraler Bedeutung, dass wir diesen Bereich forcieren und ausbauen", unterstrich Dennis Kooker von Sony Music bei einem Pressegespräch in London. Gleichzeitig müsse man aber für jene Hörerinnen und Hörer, die sich intensiver mit bestimmten Künstlern auseinandersetzen wollen und dafür auch bereit sind, mehr zu zahlen, neue Produkte finden.
Dass Altbewährtes deshalb aber nicht abgeschrieben werden muss, zeigt ein Blick auf den physischen Sektor: Dieser legte um 13,4 Prozent zu und brachte 5,1 Mrd. Dollar ein - so viel wie zuletzt 2015. 900 Mio. Dollar entfielen auf Downloads, wobei der Rückgang in diesem Sektor sich mit einem Minus von 2,6 Prozent etwas verlangsamte. 2,7 Mrd. Dollar wurden mit Performance Rights lukriert (plus 9,5 Prozent), 600 Mio. Dollar mit Synch Rights, also der Verwendung von Musik in Werbung, Film oder Fernsehen. Auch Gaming muss hier genannt werden, für den Kooker großes Potenzial ortet.
Der Manager sieht die Musikindustrie jedenfalls am Beginn einer weiteren Transition, "wobei wir das mittlerweile gewöhnt sind". Einerseits sei in der jungen Generation ein neues Konsumverhalten zu erkennen, andererseits gebe es technologische Aspekte, die neue Interaktionen zwischen Künstlern und Fans zuließen. "Angesichts dieser Herausforderungen und Möglichkeiten müssen wir weiter experimentieren und auf unsere Konsumenten hören." Vanessa Bosåen von Virgin Music UK betonte, dass sich die Rolle von Plattenfirmen zwar gewandelt habe, ihre Expertise aber weiterhin für den Erfolg von Musikerinnen und Musikern notwendig sei.
"Es geht ja nicht nur um den Wandel in der Industrie, sondern auch dessen Geschwindigkeit", brachte Bosåen nicht zuletzt das Thema KI zur Sprache. Dies sei in der Musikindustrie schon längst angekommen, allerdings brauche es natürlich weiterhin einen bewussten Umgang damit, ergänzte Adam Granite von Universal Music. "Wenn KI den Künstlern hilft, ist sie wunderbar. Wenn sie sich aber nur an den Werken der Künstler bedient, ohne deren Zustimmung und ohne eine finanzielle Kompensation, dann nicht." Zudem dürfe man nicht vergessen, dass die Musikindustrie noch vor knapp 15 Jahren am Boden lag und von vielen Seiten für den zaghaften Umgang mit neuen Technologien gescholten wurde, erinnerte Konrad von Löhneysen vom Indie-Label Embassy of Music. "Heute schaut das ganz anders aus. Wir haben das neunte Jahr in Folge ein Wachstum."
Potenzial gebe es jedenfalls rund um den Globus: USA/Kanada sowie Europa, die um 7,4 Prozent bzw. 8,9 Prozent zulegten, sind gemeinsam für etwas mehr als zwei Drittel der weltweiten Umsätze verantwortlich. Doch die stärksten Zuwachsraten gibt es anderswo: Sub-Sahara Afrika verzeichnete ein Plus von 24,7 Prozent, gefolgt von Lateinamerika (plus 19,4 Prozent) sowie Asien (plus 14,9 Prozent). Der Mittlere Osten und Nordafrika legten um 14,4 Prozent zu, für Australien und Neuseeland lag das Plus bei 10,8 Prozent.
(S E R V I C E - www.ifpi.org)
Zusammenfassung
- Der globale Musikmarkt verzeichnete dank Streamingdiensten ein Wachstum von 10,2 Prozent auf 28,6 Mrd. Dollar, wobei fast die Hälfte des Umsatzes durch kostenpflichtige Abos generiert wurde.
- Trotz des digitalen Booms stieg der Umsatz im physischen Sektor um 13,4 Prozent auf 5,1 Mrd. Dollar, der höchste Wert seit 2015.
- Während die USA und Europa den größten Marktanteil halten, zeigen Sub-Sahara Afrika, Lateinamerika und Asien mit Zuwächsen von bis zu 24,7 Prozent die stärksten Wachstumsraten.