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Sigmund Freud Museum mit Comics-Schau "Gewalt erzählen"

Wie eng die Psychoanalyse mit den Künsten verbunden ist, hat das Sigmund Freud Museum in Wien wiederholt abgehandelt. Nun widmet man unter dem Motto "Gewalt erzählen" Comics eine Sonderschau. "Gewalt braucht Kontextualisierung", betonte Kuratorin Marina Rauchenbacher am Donnerstag vor der Eröffnung bei einem Medientermin. "Comics eignen sich dafür in besonderer Weise, weil von Gewalt immer eingebettet erzählt wird."

"Wir sehen und lesen über die Ursachen bzw. die Suche nach Ursachen, über Traumatisierungen und Ängste, über die Weitergabe von Traumata und Gewaltstrukturen, über die gesellschaftspolitischen Folgen", erläuterte die Comicwissenschafterin. Museumsdirektorin Monika Pessler ergänzte: "In der Psychoanalyse ist dieser Perspektivenwechsel ganz wichtig, den das Comic ermöglicht. Dass wir nämlich unterschiedliche Positionen in relativ kurzen Zeiten einnehmen können. So ähnlich vielleicht, wie wir es im psychoanalytischen Setting im Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung wahrnehmen."

In vier Sektionen - "Sexualisierte und geschlechtsbezogene Gewalt", "Coming-Of-Age", "Shoah" sowie "Krieg, Flucht und Migration" - öffnet die Schau Einblicke in die Erzählstrategien des Mediums und deren Produktivität für die Psychoanalyse. "Das eigentlich Zentrale, was uns in dieser Ausstellung interessiert hat", sagte Daniela Finzi, wissenschaftliche Leiterin und Co-Kuratorin, "waren die Gemeinsamkeiten, die das Medium Comic mit der Disziplin Psychoanalyse teilt: Comics bewerkstelligen ein Anliegen der Psychoanalyse, dem Unaussprechlichen und dem Unausgesprochenem zur Darstellung zu verhelfen. Das ist dann besonders zentral, wenn es um Formen von Gewalt geht." Comics können dazu dienen, Traumata zu adressieren und neue Perspektiven darauf zu eröffnen.

Beim genauen Hinsehen würden sich die unterschiedlichsten Bezüge, Gemeinsamkeiten und Überschneidungen auftun, wie wohl Comics und die Psychoanalyse sich "unabhängig, aber zeitgleich am Ende des 19. Jahrhunderts" zu entwickeln begonnen haben, erklärte Finzi. "Ich denke da zum Beispiel an Freuds frühe Auseinandersetzung mit den Hysteriepatienten, mit dem Phänomen, dass psychische Konflikte sich körperlich geäußert haben. Das ist etwas, was Comics von Anfang an mit ihrer sehr körperbezogenen Sprache, wo Körper verschiedenste Emotionen zum Ausdruck bringen können, auf mühelosteste Art und Weise geleistet haben."

Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf Underground Comics und alternative Comics. Sie umfasst (auto)biografische, journalistische und fiktive Arbeiten, die als Bücher, in Anthologien, in Comic-Magazinen oder im Web publiziert wurden und sei nicht geeignet für Personen unter 16 Jahren, hieß es. Vom Besuch abgeraten wurde außerdem, wenn man auf explizite Darstellung von Gewalt sensibel reagiert.

(S E R V I C E - "Gewalt erzählen. Eine Comic-Ausstellung" im Sigmund Freud Museum, Wien 9, Berggasse 19, 20.10.-8.4.2024, Mi-Mo und Feiertag 10-18 Uhr, www.freud-museum.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Wie eng die Psychoanalyse mit den Künsten verbunden ist, hat das Sigmund Freud Museum in Wien wiederholt abgehandelt.
  • Nun widmet man unter dem Motto "Gewalt erzählen" Comics eine Sonderschau.
  • "Gewalt braucht Kontextualisierung", betonte Kuratorin Marina Rauchenbacher am Donnerstag vor der Eröffnung bei einem Medientermin.
  • "Comics eignen sich dafür in besonderer Weise, weil von Gewalt immer eingebettet erzählt wird."