"She Chef" porträtiert eine passionierte Jungköchin
Die Doku begleitet Agnes in insgesamt drei Haubenrestaurants: Im "Steirereck" in Wien ausgebildet verbringt sie einige Monate im Restaurant "Vendôme" in Bergisch-Gladbach nahe Köln, danach von Lockdowns geprägte Monate im "Disfrutar" in Barcelona und findet schließlich ihren Platz im abgelegenen "Koks" auf den Färöer-Inseln.
Hektisch und laut geht es gleich zu Beginn im "Vendôme" zu, doch Agnes lässt sich von Ton und Umgang nicht abschrecken, selbst wenn sie außerhalb der Patisserie die einzige Frau ist. So muss sie sich mit einem großen Messer hantierend von ihrem Chef schon mal Sätze wie "Darf so ein zartes Mädchen wie du überhaupt schon mit so etwas arbeiten?" gefallen lassen. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen, schließt Freundschaften, und ihr Chef wünscht Agnes zum Abschied viel Glück - "und auch ein paar Niederlagen, denn man muss auch mal am Boden zerstört wo rausgehen".
Das "Disfrutar" in Barcelona lockt die Kochweltmeisterin mit gänzlich anderen Kochtechniken als in Deutschland. Ihr Aufenthalt dort ist aber geprägt von Coronalockdowns und dem Kochen mit Maske. Aber nicht nur die diesbezüglichen Unwägbarkeiten, sondern auch die sprachliche Barriere fordern sie: Trotz guter Spanischkenntnisse gehe bei den Erklärungen "so viel verloren", wie sie selbst befindet.
Kein Thema ist Corona bei ihrem - ursprünglich gar nicht als letztes geplanten - dritten Stopp auf den Färöer-Inseln, im einsam gelegenen "Koks". Zu sehen sind hier neben den kulinarischen Besonderheiten auch viele Landschaftsaufnahmen. Agnes wird sofort freundschaftlich ins Team eingebunden. Dass sie die einzige Frau ist, scheint keine Rolle zu spielen. Auch dieses Lokal unterscheidet sich grundlegend von den übrigen, denn hier werden tagsüber Kräuter im Wald gesammelt und Napfschnecken von den Steinen geschnitten - und landen dann abends auf den Tellern. "Seit ich hier bin, fühle ich mich einfach angekommen", befindet Agnes.
"She Chef" bietet einen interessanten Einblick in den Arbeitsalltag der Spitzengastronomie. Der Dokumentarfilm zeigt deren glamouröse, aber auch weniger glanzvolle Seiten, darunter schnelles Essen im Stehen zwischendurch für die Köchinnen und Köche selbst oder das Reinigen der Küche am Ende eines Deutlich-mehr-als-acht-Stunden-Tages. Trotzdem ist es Agnes' Welt, für die sie bereit ist, vieles zu opfern, denn sie verfolgt ihren Weg mit eisernem Willen. Werden zu Beginn Themen wie Geschlechtergerechtigkeit oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aufs Tapet gebracht, büßen diese im Verlauf des Films an Brennstoff ein. Vielmehr steht dann die Mittzwanzigerin mit ihren persönlichen Lebensplänen im Mittelpunkt: "Ich geh nicht aus der Küche raus, du musst mich schon raustragen!"
(S E R V I C E - www.crossingeurope.at)
Zusammenfassung
- Der Dokumentarfilm ist am Mittwoch bei "Crossing Europe" in der Sektion Arbeitswelten und ab 18. Mai in heimischen Kinos zu sehen.
- Agnes wird sofort freundschaftlich ins Team eingebunden.