Seiler & Speer boten symphonischen Austropop im Konzerthaus
Als episch lassen sich auch einige der symphonischen Neuinterpretationen der Seiler-&-Speer-Hits beschreiben: mit Streichern eine Spannung aufbauend, die sich in schmetternden Trompeten und Paukenschlägen entlädt. Christopher Seiler führt als Moderator durch den Abend und kündigt zu Beginn ein "Potpourri der besten unserer Lieder" an. Mit Witzen über Paarbeziehungen oder über betrunken randalierende Partygäste erntet er einige Lacher.
Letzterer dient ihm sogar als holprige Überleitung zum ersten Gastauftritt des Abends. Der Scheinwerfer schwenkt zur Mitte des Saals, wo Violonistin Lidia Baich zwischen den Zuschauerreihen auf die Bühne zuschreitet, während sie den "Winter" aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten" zum Besten gibt. Baich bleibt für den nächsten Song gleich auf der Bühne: als "Principessa" steht sie im Glitzerkleid zwischen Seiler und Speer und steuert auch ein Solo bei.
"Ala bin" klingt für jene, die die Studioaufnahme kennen, sehr vertraut - bis Sopranistin Juliette Khalil auf der Bühne erscheint und "Ruaf mi net an" anstimmt. Seiler steigt auf den Klassiker von Georg Danzer ein, aber leitet schließlich wieder zu "Ala bin" über - zum ersten Mal an diesem Abend nimmt die Stimmung im Publikum an Fahrt auf. Es folgt ein Riesenapplaus. Seiler ist zufrieden: "Des is' anders als die Generalprobe!" Mit einer Darbietung von Puccinis "O mio babbino caro" zeigt Khalil noch ihr Können, bevor sie wieder an Seiler und Speer übergibt.
Nach den Solosingles "Lights Down" von Seiler und "Weg vo do" von Speer wird mit "Servas baba" das Sitz- zum Stehkonzert. Bevor Seiler "Soits lebn" anmoderiert, bietet er dem Publikum noch das Du-Wort an. Von da an beschränken sich die Konzertbesucher nicht mehr auf Klatschen, allmählich bewegt es sich in den Reihen. Im selben ironischen Stil, wie er schon all die vorangegangenen Songs ankündigte, fragt Seiler: "Geht euch noch a Nummer ab? Irgendein Geheimtipp?" Speer spielt den ersten Akkord an. Seiler wirft Speer noch ein "Ist es Tatütata?" zu, bevor es mit dem obligatorischen "Ham kummst" losgeht, bei dem zaghaft mitgesungen, aber brav geklatscht wird. Melodische Spielereien der Bläsersektion ergänzen den Hit, der Seiler und Speer 2015 den Durchbruch verschaffte.
Schade ist, dass aufgrund der Tonqualität der Gesang bei einigen Songs nur schwer verständlich war. An dieser Stelle sei erwähnt, dass auch der Wiener Kammerchor Seiler und Speer durch den Abend begleitet hat. Leider wurden die Stimmen oftmals übertönt.
Das Versprechen, Klassik mit Austropop zu verbinden, wurde zweifellos eingehalten, wenngleich nicht alle Songs davon profitiert haben: "Ham kummst" bleibt in seiner Originalversion überzeugender, weil die gesetzten Akzente des Orchesters eher ablenkend wirkten. "Herr Inspektor" wurde durch den Walzereinschub nicht zum besseren Song. Bei "Hödn" passte die symphonische Untermauerung wiederum sehr gut.
Nach eineinhalbstündigem Wechselspiel aus Austropop-Herzblut, Klassikeinlagen und Seiler-Schmäh gab es als Zugabe eine pompöse Reprise von "Servas baba". Wer dennoch nicht genug hat, für den gibt es am heutigen Donnerstag sowie morgigen Freitag noch zweimal einen Nachschlag im Konzerthaus. Am 25. März ist das erste "Red Bull Symphonic"-Konzert außerdem ab 22.10 Uhr bei Servus TV zu sehen.
(S E R V I C E - "Red Bull Symphonic. Seiler & Speer x Kolonovits & Orchester", Wiener Konzerthaus, Wien 3, Lothringerstraße 20, Weitere Termine: 10. und 11. Februar, 20 Uhr, Tickets und Infos unter Tel. 01 / 24 2002, www.konzerthaus.at/konzert/eventid/59652)
Zusammenfassung
- Die ersten Minuten des Abends hätten wohl epischer nicht ausfallen können.
- Mit Ausklingen der Orgel betraten Seiler html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Speer am Mittwochabend die Bühne des Wiener Konzerthauses.
- Letzterer dient ihm sogar als holprige Überleitung zum ersten Gastauftritt des Abends.
- Bevor Seiler "Soits lebn" anmoderiert, bietet er dem Publikum noch das Du-Wort an.