Schwierige Herkunftssuche: Luise Maiers Roman "Ehern"
Hauptfigur Ida, die für Bindungen wenig übrig hat, erlebt mit Antoine und seiner Tochter Agnes erstmals eine tiefer gehende Beziehung. Diese Erfahrung bringt einiges in ihr in Bewegung. Sie stellt Fragen nach ihrer Herkunft und bemerkt dabei unerforschte Zonen in der Vergangenheit ihrer Familie. Verdrängtes, Unausgesprochenes bricht sich Bahn und so lässt sich bald erkennen, dass gewisse Parallelen Idas Lebenserfahrungen mit jenen der Mutter und der längst verstorbenen Großmutter Magdalena verbinden, die im Ruf stand, eine harte Frau zu sein.
Magdalena könnte 1941 die eigene Schwester verraten und ins Gefängnis gebracht haben, weil diese ein Verhältnis mit einem französischen Kriegsgefangenen hatte, so der Verdacht der Mutter. Nachforschungen belegen jedoch, dass Magdalena selbst eine Beziehung zu einem Franzosen hatte, diesen gar heiraten wollte. Durch Gespräche, Briefe, in Träumen und Therapien arbeitet Ida ihre Geschichte auf und lernt sich dabei selbst besser kennen. Es ist, "als wäre mein Gehirn, mein Körper mit den Gehirnen, den Körpern all der Mütter verknüpft, als wäre ich eine Matrjoschka, die in sich alle Mütter meiner Linie vereint".
Die in der Schweiz lebende Autorin und Künstlerin Luise Maier, geboren 1991 in Schardenberg (Oberösterreich), studierte am Schweizerischen Literaturinstitut. Ihr zweites Werk nach dem Debüt "Dass wir uns haben" (2017) deutet Auswirkungen fehlender Selbstbestimmung und Gewalterfahrungen auf spätere Generationen an. Vieles bleibt jedoch nur angerissen, als fürchte sich die Autorin, Dinge auszusprechen. Eine durch sprunghaft wechselnde Sequenzen oft impulsiv wirkende Erzählweise lässt nur ein fragmentarisches Verständnis zu - nachhallen kann die Geschichte so nicht.
(S E R V I C E - Luise Maier: "Ehern". Wallstein Verlag, 166 Seiten, 22,70 Euro)
Zusammenfassung
- Wie prägt uns das, was unsere Eltern und Großeltern erlebten?
- Dieser Frage geht Luise Maier in ihrem zweiten Roman "Ehern" nach, in dem sie ein generationenübergreifendes Familiengeflecht untersucht.
- Es ist die Beschreibung einer schwierigen Herkunftssuche, für Lesende ist das Buch wie ein nicht zusammengesetztes Puzzle: Man erahnt, was es werden könnte, aber das Bild bleibt wenig greifbar.
- Diese Erfahrung bringt einiges in ihr in Bewegung.