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Schwedischer Cirkus Cirkör zu Gast bei Salzburger Winterfest

Poetische Bilder, kraftvolle Akrobatik, rasante Musik und sehr viele Netze, Fallstricke und Wollknäuel: Mit einer gelungenen Kombination aus Ästhetik und Körperbeherrschung haben die Künstlerinnen und Künstler des schwedischen Cirkus Cirkör gestern, Mittwoch, bei der Salzburg-Premiere ihres 2013 entstandenen Stücks "Knitting Peace" das Publikum begeistert.

"Wir stricken gemeinsam am Frieden", lautet die Botschaft dieses poetischen Stücks, das noch bis 17. Dezember beim Salzburger Winterfest, dem Festival für neuen Zirkus, zu sehen ist. Am Ende hängt neben cremeweißen Babyhäubchen, Tüchern und Strickpüppchen auch eine kleine gestrickte Ukraineflagge in Gelb-Blau auf der Wäscheleine.

Sonst kommt das Stück ganz im Stil des gerade im Trend liegenden skandinavischen Designs mit einer sanften Farbpalette zwischen Beige- und Grautönen aus - eine farbliche Grundstimmung, in der ein rotes Strickpüppchen und eine Akrobatin im roten Kleid umso mehr als Fremdkörper in einer harmoniebedürftigen Welt wirken.

Das Stricken und das sich in (Beziehungs)-Netzen Verstricken ziehen sich wie der rote Faden durch die Produktion. Da steht schon vor Beginn des Stücks eine Akrobatin auf der Bühne und strickt selbstvergessen nur mit ihren Händen Masche um Masche aus einem Seil. Ein schützender Umhang? Ein Netz? Die Flügel eines Engels? Und ehe man eine Antwort darauf findet, fallen die Maschen, das eben geschaffene Werk ist zerstört.

Zwischen all den großen und kleinen Netzen, Fäden, Wollknäueln und Kokons trotzen die Zirkuskünstler den herkömmlichen Vorstellungen der Schwerkraft. Sie balancieren - nur auf einem, auf wackelndem Untergrund gestützten Arm - kopfüber ihren Körper als wäre dieser schwerelos. Ein Künstler fährt mit dem Einrad auf einem dünnen Seil und spielt dazu auf der Geige. Unglaubliche Körperbeherrschung, die aussieht, als sei sie Kinderspiel.

All diese Balanceakte werden musikalisch einfühlsam begleitet von Samuel "Looptok" Andersson. Er thront als Beobachter in seiner Loge über der Bühne und verwebt das Verfangen, Fallen, Verstricken und Herauswinden der Akrobatinnen und Akrobaten mit seinen Melodien. So entsteht ein ästhetisches Gesamtkunstwerk - schöne Bilder, die sich poetisch aneinanderreihen, aber kaum zur durchgängigen Erzählung verstrickt sind.

(Von Claudia Lagler/APA)

(S E R V I C E - "Knitting Peace" von Cirkus Cirkör, noch 14 Aufführungen bis 17. Dezember beim Winterfest, Festival für neuen Circus in Salzburg, Theaterzelt im Volksgarten, 29. November bis 7. Jänner 2024, www.winterfest.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Künstler fährt mit dem Einrad auf einem dünnen Seil und spielt dazu auf der Geige.