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Savall begeisterte beim diesjährigen Styriarte-Abschluss

Fanfaren, Schlachtenlärm, Gebete, Glocken, Hymnen - was unter dem Titel "Johanna von Orleans" am Sonntag in der Helmut-List-Halle als Abschluss der Styriarte geboten wurde, war weit mehr als ein Konzert. Jordi Savall hatte ein Programm konzipiert, das einen Bogen spannte von der Berufung des Mädchens Jeanne bis zu ihrem Tod auf dem Scheiterhaufen. Historische Texte bildeten das inhaltliche Gerüst, durch die Musik wurde die Geschichte eindrucksvoll zum Leben erweckt.

Johanna von Orleans, die Nationalheilige von Frankreich, passte hervorragend als Abschluss eines Festivals, das den "Held:innen" gewidmet war. Rund 500 Jahre sind seit den Ereignissen im Hundertjährigen Krieg vergangen, trotzdem fasziniert die Geschichte immer noch und immer wieder. Bei der Styriarte beschränkte man sich auf die kurze Zeit von 1425 und 1431, dem erstmaligen Auftreten der Stimmen bei Johanna bis zur Hinrichtung mit einem kurzen Ausblick auf das Kriegsende und der Annullierung des Urteils 1456.

Yvonne Klamant (Johanna), Matthias Ohner und Christoph Steiner trugen Texte aus Dokumenten, Chroniken oder Briefen vor. Nicht der Mythos wurde gepflegt, sondern historische Zeugnisse zur Darstellung des unglaublichen Lebens Johannas verwendet. Eine wichtige Rolle spielten auch die Protokolle beider Prozesse, einer zu Lebzeiten, einer nach dem Tod des Mädchens.

Jordi Savall, der zusammen mit Sergi Grau für die Textauswahl verantwortlich zeichnete, wählte für dieses Programm Musik aus dem 15. Jahrhundert, aber auch neuere Kompositionen. Diese entstanden teilweise für den Film "Jeanne la Pucelle" (1994) von Jacques Rivette, in dem Sandrine Bonnaire die junge Heldin verkörpert und für den Savall den Soundtrack schuf. Der Experte für Alte Musik leitete ungemein präzise die Musikerinnen und Musiker von Hesperion XXI sowie die Singstimmen von La Capella Reial de Catalunya. Es entstanden Klänge von rauer Schönheit, von sanfter Ergebenheit, von ungestümer Grobheit beim Schlachtenlärm und von innigem Glanz. Beeindruckend war nicht nur das feine Zusammenspiel von Text und Musik, sondern auch die in ihrer komplexen Form doch mit berührenden Details versehene Geschichte.

Jordi Savall feierte schon einen Tag zuvor mit Vivaldis "Vier Jahreszeiten" in der ausverkauften Helmut-List-Halle einen großen Erfolg. Man würde sich noch mehr von diesem großartigen Musiker beim Festival wünschen.

(S E R V I C E - https://styriarte.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Jordi Savall hatte ein Programm konzipiert, das einen Bogen spannte von der Berufung des Mädchens Jeanne bis zu ihrem Tod auf dem Scheiterhaufen.
  • Historische Texte bildeten das inhaltliche Gerüst, durch die Musik wurde die Geschichte eindrucksvoll zum Leben erweckt.
  • Man würde sich noch mehr von diesem großartigen Musiker beim Festival wünschen.