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Salzburg: Pfingstfestspiele zeigten essenziellen "Orfeo"

Die Salzburger Pfingstfestspiele, am Freitagabend im Haus für Mozart eröffnet, haben keine Zeit für Umwege und starten mit der Essenz: Christof Loy legte zum Aufakt eines verlängerten Wochenendes im Zeichen des Orpheus-Mythos eine cleane, kompakte Version von "Orfeo ed Euridice" von Christoph Willibald Gluck vor. Viel Tanz und wenig Pathos, erschütternde Lebendigkeit, großes Singen von Cecilia Bartoli und ein spannungsvolles Dirigat von Gianluca Capuano ernteten Jubel.

Ähnlich wie Orpheus, der Sänger, der selbst die Unterwelt erweichte und erreichte, überschreite auch Cecilia Bartoli Grenzen, erleuchte das Dunkle mit ihrer Kunst, betonte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, als sie die Festspielintendantin und -protagonistin im Anschluss an die Vorstellung zur Österreichischen Kammersängerin ernannte. Dabei war es für die Bartoli der erste "Orpheus", möglich gemacht für ihre Stimmlage durch den Griff zur selten gespielten "Parma-Fassung" der Oper (1769). Flankiert von Melissa Petit als Euridice und Madison Nonoa als Amor präsentiert Bartoli geballte sängerische Frauenpower, die in reduziertem Ambiente mit hoher Treffsicherheit zur Ergriffenheit zielt.

Reduzieren, das bedeutet beim Kochen: mehr Geschmack und kräftigere Konsistenz herstellen, und ist im Opernbereich eine Spezialität von Christof Loy. Seine Bühne (Johannes Leiacker) ist eine breite holzgetäfelte Treppe, die nahtlos bis ins Orchester führt und nach oben hin zu einer Wand, die sich auch als Portal öffnen kann. Eine Bühne, die kaum etwas tut und wenig mehr vorgibt als einen Rahmen, der erst von den Akteuren lebendig gemacht wird. Tänzerinnen und Tänzer erzählen von Orpheus' innerer Reise und Zerrissenheit, in einfachen körperlichen Begriffen und fein artikulierten Emotionen. Erst als Euridice wiederkehrt, ziehen sich die tanzenden Kommentatoren und Illustratoren, die Furien und Musen zurück, und lassen das ungeschminkte Beziehungsdrama wirken, an dessen Ende das Schwachwerden und Hinschauen des Orpheus wie ein Gewaltakt steht.

Aufregendes Stimmkino liefert der Chor, Il Canto di Orfeo - ein Name, den man würdig trägt. Spannungsreich gestaltet sich auch die Arbeit von Gianluca Capuano mit seinen Musiciens du Prince Monaco. Während ihn seine Studien zu historisch informierten Tempi mit der einen oder anderen Hörgewohnheit etwas sehr beherzt brechen lassen - die berühmte "Che faro senza Euridice"-Arie fegt verzweifelt aus dem neuerlichen Witwer hervor - zeichnet sich seine Interpretation vor allem durch eine Plastizität und einen Erzählreichtum aus, die nur durch konsequentes gegenseitiges Zuhören im Orchester entstehen können. Ein spätes, aber umso lohnenderes Rollendebüt für die unersättliche, unersetzliche Cecilia Bartoli und ein vielversprechender Beginn des Orpheus-Reigens, der diese Pfingstfestspiele durch viele Facetten des großen Sängermythos führen wird.

(S E R V I C E - "Orfeo ed Euridice" von Christoph Willibald Gluck. Musikalische Leitung: Gianluca Capuano, Regie und Choreografie: Christof Loy, Bühne: Johannes Leiacker. Mit Cecilia Bartoli, Melissa Petit, Madison Nonoa, Les Musiciens de Prince - Monaco, Il Canto di Orfeo. Weitere Vorstellung am Sonntag, 28. Mai. www.salzburgerfestspiele.at)

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  • Musikalische Leitung: Gianluca Capuano, Regie und Choreografie: Christof Loy, Bühne: Johannes Leiacker.