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Österreichs It-Boy: Das schillernde Leben von Richard Lugner

"Society-Löwe", "Mörtel" und "Mr. Opernball": Baumeister Richard Lugner war immer Österreichs It-Boy Nummer eins. Am Montag ist er im Alter von 91 Jahren gestorben.

Kim Kardashian, Paris Hilton, Pamela Anderson, Sophia Loren, Jane Fonda: Wenn Richard Lugner zum Opernball lud, flogen A-Promis ein und Österreichs Medien standen bei Fuß und machten Männchen.

Lugner umgab sich gern mit holder Weiblichkeit, obwohl auch Männer für ihn zum Opernball antanzten - sein erster Gast 1992 war Harry Belafonte und auch Dieter Bohlen (2010) und "James Bond" Roger Moore (2012) gaben sich die Ehre.

Den Vorschlag seiner damaligen Ehefrau Christina "Mausi", 2004 doch George Clooney einzuladen, schmetterte er aber mit den Worten  "Auf den Opernball gehört eine schöne Frau - und kein schiacher Mann" ab. 

Ein Zoo voll "Tierchen"

"Mausi", "Katzi", "Spatzi" - privat fiel der 1932 in Wien geborene, der einen "Zoo" an Frauen um sich scharte, aus der Zeit. Neben sechs Ehefrauen wurden seine Begleiterinnen - auch durch Lugners eigene Reality-TV-Show - als Lugners "Tierchen" prominent.

Das Alphatier im Baumeister-Zoo war seine Ex-Ehefrau Christina "Mausi" Lugner, mit der von 1991 bis 2007 verheiratet war und mit der er Tochter Jacqueline (geboren 1993) bekam. Christina war die vierte von sechs Ehefrauen an der Seite des Baumeisters. 

Seine letzte Ehe schloss der Baumeister im stolzen Alter von 91 Jahren im Blitzlichtgewitter im Wiener Rathaus. Simone "Bienchen" Reiländer war um 49 Jahre jünger. "Traumhaft", schwärmte der Ehemann ganz emotional kurz nach dem Ja-Wort. Nur zwei Monate später verstarb er.

Richard Lugner und "Bienchen" haben "Ja" gesagt

"Nur eine Liebe"

Verliebt, so verriet Lugner der "Krone" zum 90er - da war er schon seit Jahren mit der zukünftigen Ehefrau Nummer 6 zusammen, sei er allerdings nur einmal gewesen. "Nur in meine erste Frau, die alles mit mir aufgebaut hat." Christine Gmeiner heiratete er 1961, mit ihr hat er die Söhne Richard Alexander und Siegfried Andreas. 1978 ließ sich das Paar scheiden. 

Baumeister der Tankstellen und Tempel

Die Society-Größe wurde am 11. Oktober 1932 als Richard Siegfried Lugner geboren. Ein Self-Made-Man, der als Baumeister zum Platzhirschen wurde, weil er machte, was andere verschmähten. Er baute Tankstellen und renovierte in Wien Altbauten zu einer Zeit, als andere auf die angestaubten alten Hütten verächtlich herabblickten und mit neuer Architektur glänzen wollten. Zu einer Zeit als eine Autobahn mitten durch die Stadt noch als Gipfel der Modernisierung galt.

Als den Mitbewerbern langsam dämmerte, dass Gründerzeithäuser nicht nur Schnee von gestern sind, war Lugner in diesem Segment schon Marktführer.

"Gemma Lugner"

Prestigeobjekte folgten: Lugner errichtete Wiens größte Moschee bei der Neuen Donau in Floridsdorf und renovierte den Stadttempel in der City, einen Häuserblock für die Freimaurer und die griechisch-orthodoxe Kirche am Fleischmarkt. Das Projekt, das es bis in den Volksmund schaffte, war seine Lugner City im 15. Bezirk. "Gemma Lugner", ruft die Jugend noch heute, wenn ihr fad ist. Heute gibt es mit diesem Spruch sogar Merchandise-Artikel. 

2003 schrammte die Baufirma haarscharf am Konkurs vorbei - Banken sprangen nach monatelangem Tauziehen in letzter Minute mit einer millionenschweren Finanzspritze ein. Sein Hauptgläubiger, der damalige Finanzminister Karl Heinz Grasser, erließ dem bröckelnden Mörtel-Imperium 1,8 Millionen an Steuerschulden, wie "News" damals schrieb. Aus dem Baugeschäft zog sich Lugner dann zurück, seine Söhne, bis dahin bei ihm angestellt, machten sich als Bauunternehmer selbstständig. 

Gäste, Presse und TV-Exzesse

Lugner for Präsident

Zweimal kandidierte der Baumeister für das Amt des Bundespräsidenten. 1998 erreichte er fast 10 Prozent der Stimmen, wurde vierter von fünf Kandidaten. Bei der darauffolgenden Nationalratswahl wurde seine Partei "Die Unabhängigen" mit 1,02 Prozent der Stimmen vom Wahlvolk abgestraft.

Einen zweiten Anlauf wagte Lugner 2016 bei der Bundespräsidentenwahl - als ältester Kandidat der Zweiten Republik. Das Ergebnis blieb diesmal enttäuschend: Nur 2,26 Prozent wollten ihn in der Hofburg sehen. In der Staatsoper war er den Leuten immer lieber. 

"Fleißiger Kasperl"

Spät brachte es "Mörtel" sogar zu akademischen Ehren, wenn auch nur indirekt. 2009 wurde über Lugner eine Diplomarbeit verfasst: Richard 'Mörtel' Lugner und das Geheimnis seiner Prominenz. Laut einer darin zitierten Umfrage war Lugner für die Hälfte ein "peinlicher alter Mann", für die andere ein "kluger, fleißiger Kasperl". Klar ist, Lugner machte seinen Namen zur Marke, war sich für kaum etwas zu schade.

Österreichs prominentester IT-Boy

Die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte Lugner als Österreichs bekanntester IT-Boy zwischen ATV-Realityshow und dem Opernball, den er, zumindest medial, zu seinem machte. "Er wurde prominent, weil er sich selbst als prominent definierte", sagte "Krone"-Kolumnistin Karin Schnegdar in Andrea Budays Lugner-Biografie "Die Mörtel-Story".

Seine größte Leistung - noch vor der Lugner City - war, dass er auch Österreich davon überzeugen konnte. Sein Ruhm reicht weit über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus. 

ribbon Zusammenfassung
  • "Society-Löwe", "Mörtel" und "Mr. Opernball": Baumeister Richard Lugner war immer Österreichs It-Boy Nummer eins. Heute ist Richard Lugner gestorben.
  • Er hinterlässt ein großes Loch in Österreichs Society-Landschaft, denn wenn er zum Opernball lud, flogen die A-Promis ein und die Presse stand bei Fuß.
  • Lugner umgab sich gern mit holder Weiblichkeit, sechs Ehefrauen und eine "Zoo" voll "Tierchen".
  • Die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte Lugner als Österreichs bekanntester IT-Boy zwischen ATV-Realityshow und dem Opernball, den er, zumindest medial, zu seinem machte.
  • "Er wurde prominent, weil er sich selbst als prominent definierte", sagte Karin Schnegdar in der Lugner-Biografie "Die Mörtel-Story".
  • Seine größte Leistung - noch vor der Lugner City - war, dass er auch Österreich davon überzeugen konnte. Sein Ruhm reicht weit über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus.