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Popband Buntspecht zelebriert "die Lust am Musikmachen"

Heute, 05:01 · Lesedauer 5 min

Von der Gartenhütte an die Chartspitze: Die Songs der Wiener Formation Buntspecht nehmen zwar teils ihren Anfang inmitten idyllischen Grüns, erreichen aber weit mehr als nur Pflanzenfreunde. Mit einer ungemein erfrischenden Mischung aus Indie, Kammerpop und Folk hat das Sextett nicht nur ein Nummer-eins-Album abgeliefert, sondern auch für volle Venues landauf, landab gesorgt. Nun erscheint mit "Konstrukt 5" ein neues Album, das wieder "die Lust am Musikmachen" unterstreicht.

Denn begonnen habe alles ohne wirklichen Plan, beschrieb Trompeter und Sänger Florentin Scheicher den Weg zur neuen Platte. "Aus einer mehrtägigen Session, in der wir ohne konkretes Ziel musiziert haben, ist dann viel Material entstanden. Nachher haben wir erkannt: Ah, das ist wieder ein Album!", schmunzelte er. Für das Sextett stehe letztlich das Forschen ganz oben auf der Liste: "Man hat immer wieder neue Ebenen und neue Prozesse, in die man reinkommt und die auch neue Räume, Situationen und eben Konstrukte erschaffen. Da ist so viel möglich. Wir sind noch nie angekommen, sondern immer noch am Suchen. Das Konzept ist also, kein Konzept zu haben."

Seinen Ausdruck findet das in einer großen Wandelbarkeit, die die 12 neuen Stücke auszeichnet. Vom beschwingt-fröhlichen Opener "Im Fluss" über das wie ein Lied gewordener William S. Burroughs-Roman wirkende "Way Down Alley" bis zur groovig-schrägen "Party im Schnitzelhaus" reicht das Angebot. Stets klug instrumentiert, setzen Buntspecht diesmal vielleicht stärker als auf den fünf Veröffentlichungen zuvor auf Stimmungen, die den Ton angeben. Bestes Beispiel dafür ist der melancholische Refrain von "So viel zu sehn", der auch einer Institution wie Radiohead gut zu Gesicht stehen würde.

Komposition vor Sprache

Dafür seien aber auch alle Stimmen notwendig. "Ein Album besteht aus so vielen verschiedenen Liedern, weil jeder seinen Senf reinbringt", betonte Scheicher im APA-Gespräch. "Am Ende kommt dann etwas raus, das man nicht planen kann. Sich selbst zu überraschen ist das Schönste, was man in der Musik oder Kunst generell machen kann." Mehr als nur ein Bonus sind dabei die Texte der Gruppe, die mal ganz assoziativ daherfliegen, aber auch konkret den Finger in die Wunde legen können. Im Unterschied zu früher stand die Sprache nicht unbedingt am Anfang, sondern wurde eher von der Komposition angestoßen, wie Sänger und Gitarrist Lukas Klein ergänzte. "Es war sehr frei, die Sprache auf diese Weise hinten anzustellen. So wurde es noch malerischer und leichter."

Und trotzdem: Ein ums andere Mal trifft Klein mit seinem prägnanten Gesang und den klugen Sätzen ins Schwarze, wenn es etwa in "Die Stadt in dir" heißt: "Diese Welt ist ein Geschenk, doch ihr einsamstes Tier ist der Mensch". "Es macht einfach Spaß, das zu singen", lachte er. "Es ist einerseits klar greifbar, bleibt aber auch abstrakt. Selbst so ein simpler Satz kann an manchen Tagen etwas anders bedeuten." Passend also, wenn sich Traurigkeit und Freude die Hand geben. "Es ist ja einfach die Wahrheit, dass es beides gibt", nickte Klein. "Alles ist eine tragische Komödie oder eine komödiantische Tragödie. Es ist nicht so, dass wir das den Fans mitgeben wollen. Es tut sich für uns einfach so auf, fühlt sich so an. Wir gehen sehr ehrlich damit um."

Lernen vom schreienden Pumuckl

Stichwort Ehrlichkeit: Dazu gehört wohl auch, die nicht perfekten Momente zuzulassen, gar zu zelebrieren. "Das war sicher ein Lernmoment für uns", erzählte Scheicher über Demoaufnahmen, die zunächst im Studio ersetzt werden sollten, aber dann schmerzlich vermisst wurden. "Es gab beispielsweise eine Spur aus der Aufnahmesession, die solo klang wie ein betrunkener Pumuckl, der herumschreit", lachte er. "Als es im Song aber nicht drin war, hat etwas gefehlt. Also kam es wieder rein. Das sind eben die Chiliflocken." Eine zusätzliche Farbe ergebe dann die finale Tracklist. "Manche Lieder leben extrem auf dadurch. Und ich bin sehr stolz, dass wir diesmal zwei Interludes reinbekommen haben. Davon reden wir schon seit Jahren."

Die Band, die neben Klein und Scheicher noch aus Bassist Jakob Lang, Cellistin Antonia Luksch, Saxofonist Roman Geßler und Drummer Florian Röthel besteht, befinde sich jedenfalls an einem spannenden Punkt, sozusagen einem "Sweet Spot". "Es fühlt sich einerseits so an, dass wir gut im Sattel sitzen. Gleichzeitig beginnen wir gerade erst", beschrieb es Klein. "Das betrifft nicht nur den Albumprozess, sondern auch live. Wir sind ein gut eingespieltes Team, das neuen Wind verspürt." Und dieser Wind trägt den Buntspecht weit über die Landesgrenzen hinaus, steht doch eine teils bereits ausverkaufte Deutschlandtournee als nächstes an. Hierzulande kommt man ab Mai wieder in den Genuss, alte Hits und neue Überraschungen zu entdecken. Es zahlt sich aus!

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - Buntspecht live: 22. Mai St. Pölten, 23. Mai Klagenfurt, 30. Mai Dornbirn, 20. September Wien, 2. Dezember Graz, 3. Dezember Salzburg, 4. und 5. Dezember Innsbruck, www.buntspechtband.at)

Zusammenfassung
  • Buntspecht hat mit 'Konstrukt 5' ein neues Album veröffentlicht, das die Lust am Musikmachen zelebriert.
  • Das Album entstand aus einer spontanen Session ohne konkreten Plan und umfasst 12 vielseitige Stücke.
  • Die Band legt Wert auf Ehrlichkeit und das Zulassen unvollkommener Momente, was sich in der Musik widerspiegelt.
  • Texte entstehen oft aus der Komposition heraus und sind sowohl assoziativ als auch konkret.
  • Buntspecht plant eine Deutschlandtournee und mehrere Live-Auftritte in Österreich ab Mai.