Pollock bis Lassnig: Abstraktion in der Albertina modern
Das 1959 bei einer Malaktion im Theater am Fleischmarkt live vor Publikum entstandene sechs Meter breite Großformat "Hommage au Connétable de Bourbon" von Georges Mathieu, von dessen Entstehung Rudolf Schönwald in seinen im Frühjahr veröffentlichten Erinnerungen "Die Welt war ein Irrenhaus" so amüsant berichtete, ist hier nach Jahrzehnten erstmals wieder in Wien zu sehen. Im Nebenraum erschlägt einen das ein Jahr später entstandene, fast zehn Meter breite Bild "Rot auf Weiß" von Markus Prachensky förmlich mit seinen roten Farbexplosionen. Es waren Jahre des Aufbruchs und des Ausbruchs.
Der Freiheitsbegriff des Ausstellungstitels bezieht sich auf die Kunst ebenso wie auf die Politik. Die Berlin-Blockade 1948/49 und das Ende der Kubakrise 1962 seien die politischen Pole jener Zeit gewesen, die vom Kalten Krieg zwischen Ost und West geprägt war, führte Schröder aus. "Die Kunst war in dieses Minenfeld vollkommen integriert." Zuvor habe die durch den NS-Terror ausgelöste Emigrationswelle dafür gesorgt, dass sich der Surrealismus in den USA neu orientierte und formierte. "Die Abstraktion wurde in den 1950er-Jahren zur Weltsprache", sagte Stief. Der Abstrakte Expressionismus der New York School feierte einen Siegeszug, das Informel wurde von Paris aus zum Vorbild für eine ganze Generation. Action Painting und Farbfeldmalerei ersetzten Abbildung und Gegenständlichkeit.
"Wir versuchen die Abstraktion aus der Gegenwart rückwirkend neu zu beleuchten und setzen dabei Schwerpunkte auf Österreich und auf Frauen", erläuterte Albertina Modern-Chefin Stief die Erweiterung der zunächst in einer kleineren Version im Potsdamer Museum Barberini gezeigten Schau, bei der rund ein Drittel der gezeigten Künstler Frauen sind. So hängen frühe Großformate von Maria Lassnig wie die "Große Knödelfiguration" oder das "Harlekin-Selbstporträt" neben Arbeiten von Helen Frankenthaler, der kürzlich in Krems eine Personale gewidmet war, so sind Joan Mitchell und Judit Reigl ebenso vertreten wie Jackson Pollock und Mark Rothko.
Die Österreicher Wolfgang Hollegha, Arnulf Rainer und Hans Staudacher sind ebenso selbstverständlicher Teil der Ausstellung wie Robert Motherwell und Barnett Newman. Österreich hatte in der "Stunde Null" einen enormen Aufholbedarf - und war bald wieder mitten drinnen in der Kunstwelt. Die "Ways of Freedom" führten geradewegs Richtung Aktionismus.
(S E R V I C E - "Ways of Freedom. Jackson Pollock bis Maria Lassnig", Ausstellung in der Albertina Modern, Wien 1, Karlsplatz 5, 15.10. 2022 - 22.1. 2023, Katalog: 34,90 Euro, www.albertina.at)
Zusammenfassung
- "Die Abstraktion wurde in den 1950er-Jahren zur Weltsprache", sagte Stief.