APA/Wolfgang Huber-Lang

Nicht nur Rückschau: "Hollein Calling" im Architekturzentrum

Im April 2024 jährt sich der Todestag von Hans Hollein zum zehnten Mal. Ein halbes Jahr vorher macht sich das Architekturzentrum Wien (Az W) an den Versuch einer Neubewertung des einzigen österreichischen Pritzker-Preisträgers. "Ein gewagtes Ausstellungskonzept", nannte es Az W-Direktorin Angelika Fitz bei der heutigen Presseführung. "Ein gewagtes, sehr spielerisches und zugleich diskursives Konzept - aber Hollein hat das Wagnis selbst nie gescheut."

"Wir haben Hollein als Vehikel genommen, um miteinander über Architektur zu sprechen", sagte Theresa Krenn, gemeinsam mit Lorenzo De Chiffre und Benni Eder Kuratorin der Ausstellung "Hollein Calling. Architektonische Dialoge", die am Mittwochabend eröffnet wird und bis 12. Februar 2024 zu sehen ist. "Es ging uns maßgeblich um Architekturentwicklung, um die Frage: Wie kommt Architektur zustande?" Dazu wurden aus den reichen Beständen seines 2016 von der Republik angekauften und in einer Kooperation zwischen MAK und Az W betreuten Nachlasses 15 Schlüsselwerke Holleins ausgewählt und gleichzeitig mit 15 europäischen Architekturbüros Interviews geführt, um "einen frischen Blick auf Holleins Projekte, Thesen und Methoden" (Fitz) zu werfen. Diese wurden einerseits in einem Buch (De Chiffre: "Es ist halb Katalog, halb Begleitpublikation.") dokumentiert, andererseits wurden in Gesprächen mit den Kuratoren Projekte und Objekte der Büros ausgewählt, die in Dialog mit Hollein treten können.

"Die Idee war, den Dialog anhand von großen Tischen zu führen", schilderte Eder. Diese "Seziertische" (De Chiffre) sollen wie "Sehschulen" (Fitz) funktionieren. Diese Schulen erfordern freilich fortgeschrittene Schüler oder Begleitlehrer, denn die Bezüge, die etwa von einem Mini-Kartonmodell des Kerzengeschäfts Retti aus 1964/65, einem noch kleineren Modell eines Verkaufstischs für den Juwelier Schullin, einem Modell der Volksschule Köhlergasse oder einem Plan der Szenografie für das Museum für Moderne Kunst Frankfurt ausgehen und von Büros wie baukuh aus Mailand, Bovenbouw Architectuur aus Antwerpen, David Kohn Architects aus London oder den in Wien tätigen Architekten Claudia Cavallar, Expanded Design oder Martin Feiersinger aufgenommen werden, sind ebenso wenig selbst erklärend wie die Auswahlkriterien, nach denen die 15 Dialogpartner ausgesucht wurden.

Die 300 Hollein-Exponate und über 120 Ausstellungsobjekte der zeitgenössischen Büros sollen "Lust auf Gegenwartsarchitektur, Lust auf gute Architektur" machen, sagte Fitz. "Das können wir gut brauchen, denn nicht alles, was derzeit errichtet wird, ist erfreulich." Diese Lust stellt sich auch durchaus ein - aber auch die Lust auf ein gutes Vermittlungsprogramm. Kurator*innenführungen gibt es etwa am 3. Oktober, am 7. November und am 5. Dezember, jeweils um 17.30 Uhr.

(S E R V I C E - Ausstellung "Hollein Calling. Architektonische Dialoge", Architekturzentrum Wien, Museumsquartier Wien, Eröffnung heute, 19 Uhr. 21.9. bis 12.2.2024, geöffnet täglich 10-19 Uhr. Zur Ausstellung erscheint das englischsprachige Buch "Hollein Calling. Architectural Dialogues" bei Park Books. Herausgegeben von Lorenzo De Chiffre, Benni Eder, Theresa Krenn und Architekturzentrum Wien. Mit Beiträgen von Mark Lee und Monika Platzer. 220 Seiten, ISBN 978-3-03860-340-5. www.azw.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Im April 2024 jährt sich der Todestag von Hans Hollein zum zehnten Mal.
  • Ein halbes Jahr vorher macht sich das Architekturzentrum Wien (Az W) an den Versuch einer Neubewertung des einzigen österreichischen Pritzker-Preisträgers.
  • "Ein gewagtes Ausstellungskonzept", nannte es Az W-Direktorin Angelika Fitz bei der heutigen Presseführung.
  • Herausgegeben von Lorenzo De Chiffre, Benni Eder, Theresa Krenn und Architekturzentrum Wien.