Loibelsberger serviert Kurz-Krimis als "Wiener Zuckerl"
Schauplatz vieler dieser Kurzkrimis ist Wien, aber auch Geschichten aus den diversen Bundesländern sowie aus Venedig sind enthalten. Mal darf Loibelsbergers Kultermittler Oberinspector Joseph Maria Nechyba ermitteln, mal der Venezianer Lupino Severino - Letzterer stolpert als Besucher im niederösterreichischen Weinviertel in so manchen Mordfall.
Insgesamt hat der beliebte Krimiautor Loibelsberger Erfundenes und True Crime zusammengetragen, wobei einige der Texte bisher unveröffentlicht waren und einige überhaupt neu geschrieben wurden. Neben einem autobiografischen Schwank aus seiner Bundesheer-Zeit brachte der Autor auch eine Geschichte zum Klimawandel nach einer Idee von Isabel Karajan in dem Band unter.
Was vor allem die Geschichten mit Wien-Bezug auszeichnet, ist eine ganz eigene sprachliche Note - also klassisch wienerische Ausdrücke und Redewendungen, die im heutigen Alltag beinahe verloren gegangen sind. So wird etwa einmal "der Hallo" thematisiert, der "schon g'storben" is und "neben dem Heast am Zentralfriedhof" liegt; es gibt "Strizzis" und "Gschamsterer", ein "Gschmierter" gehört der "He" (Polizei) an - und verfolgt vielleicht "Gfraster", die mit Diebesgut "schachern" und sich dann schnell "päulisieren".
Sind dem Leser oder der Leserin derartige Begriffe nicht vertraut, so verschaffen Fußnoten sowie ein Glossar am Ende des Buches Klarheit. Auch sehr umgangssprachliche Bezeichnungen für bestimmte Körperteile wie "Beidl" oder "Tuttln" kommen in dem knapp 160 Seiten starken Buch mehrmals zur Erwähnung. Wer sich für diese Sprache zu fein ist, dem stoßen die "Wiener Zuckerl" möglicherweise sauer auf. Wer sich aber auf dieses ur-wienerische Idiom einlassen und es gemeinsam mit dem in den Geschichten mitschwingenden Lokalkolorit erfassen kann, der oder die kann die "Wiener Zuckerl" so genießen, wie es der Autor im Vorwort empfiehlt: "Wiener Zuckerl lutscht man, ohne sie zu zerbeißen." Man soll die Geschichten daher "langsam und mit Genuss" lesen, so Loibelsberger. In diesem Sinne: Wohl bekomm's!
(S E R V I C E - Gerhard Loibelsberger: "Wiener Zuckerl. Krimis und andere Geschichten", Ueberreuter-Verlag, 159 Seiten, 16,00 Euro, E-Book 9,99 Euro)
Zusammenfassung
- Gerhard Loibelsberger veröffentlicht 'Wiener Zuckerl', eine Sammlung von Krimikurzgeschichten, die sich von historischen bis zu zeitgenössischen Szenarien erstrecken und auf 159 Seiten präsentiert werden.
- Die Geschichten zeichnen sich durch ihren Wiener Dialekt und Ausdrücke aus, die dem Leser durch Fußnoten und ein Glossar nähergebracht werden.
- Für den Genuss der 'Wiener Zuckerl' empfiehlt Loibelsberger eine langsame und genussvolle Lektüre, ähnlich dem Lutschen eines Bonbons, ohne es zu zerbeißen.