APA/APA/Kosmos Theater/Bettina Frenzel

Kosmos Theater widmet sich Pflege-Thema mit "Für:Sorge"

Ein Blick auf die "gesellschaftlichen, institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen der professionellen und informellen Betreuungsarbeit" und deren Auswirkungen auf einzelne Schicksale rumänischer Pflegerinnen und Patientinnen: Mit "Für:Sorge" ist das Kosmos Theater in Kooperation mit dem "baldaners theaterkollektiv" angetreten, ein gesellschaftlich dringliches Thema theatral zu verarbeiten. Herausgekommen ist ein seltsam eindimensionaler Abend, der kaum aufrüttelt.

Für die textliche Grundlage dieses Dokutheaters zeichnet der aus Rumänien stammende und für sein im Burgtheater-Vestibül uraufgeführtes Stück "karpatenflecken" mit dem Nestroy-Autor:innenpreis ausgezeichnete Autor Thomas Perle verantwortlich. Basis sind Gespräche mit in der Care-Arbeit tätigen Menschen, aus deren Erzählungen Perle Versatzstücke in eine elliptische Kunstsprache gegossen hat, aus denen Constance Cauers und Alexandru Weinberger-Bara einen Abend gestrickt haben, der die zahlreichen Problemfelder in der 24-Stunden-Pflege zugunsten einer heroischen Würdigung der Protagonistinnen nicht mehr als anreißt.

Im Zentrum stehen mit der 81-jährigen Helma Steinböck und den rumänischen Pflegerinnen Ana-Lucia Bozovan und Ileana Indru drei Expertinnen, ihnen zur Seite stehen die Schauspielerinnen Julia Schranz und Suse Lichtenberger, die in die Rollen der österreichischen Angehörigen und teils auch Übersetzerinnen aus dem Rumänischen schlüpfen. Einen Verfremdungseffekt erzielt man, indem Steinböck ihren Text vorab auf Band eingesprochen hat und während der Vorstellung im Bühnenhintergrund in einem Ohrensessel vor einem Fernseher sitzt, während die restlichen Protagonistinnen zwischen mit Tüchern abgedeckten Möbeln stehen.

Zwischen der Präsentation von Zahlen - derzeit arbeiten in Österreich 64.000 Menschen im 24-Stunden-Pflegebereich, davon 24.700 aus Rumänien - geht es in kurzen Szenen um die rechtlichen Grauzonen bei medizinischen Hilfestellungen, sprachliche Barrieren oder das Zurücklassen der eigenen Kinder bei den Großeltern. Doch bevor der Text in die Tiefe geht oder herausfordernde Situationen veranschaulicht werden, geht es schon wieder um das Haus, das man für die Großeltern mit dem verdienten Geld bauen konnte oder das gemeinsame Essen von "Pufuleti" vor dem Fernseher. Und so wird der Abend mehr zu einer laienhaften Lecture-Performance denn zu einer theatral-emotionalen Auseinandersetzung mit einem Feld, das politisch, rechtlich und menschlich mehr Aufmerksamkeit erfordert.

(Von Sonja Harter/APA)

(S E R V I C E - "Für:Sorge" von Thomas Perle im Kosmos Theater, Koproduktion mit baldaners theaterkollektiv. Konzept und Regie: Constance Cauers, Thomas Perle und Alexandru Weinberger-Bara, Ausstattung: Lisa Horvath. Mit Suse Lichtenberger, Julia Schranz, Ana-Lucia Bozovan, Ileana Indru und Helma Steinböck. Weitere Termine: 28. und 29. Mai sowie 3. bis 6. Juni. www.kosmostheater.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Das Stück 'Für:Sorge' im Kosmos Theater beleuchtet die Rahmenbedingungen der Pflegearbeit und basiert auf Gesprächen mit Pflegerinnen.
  • In Österreich arbeiten derzeit 64.000 Menschen im 24-Stunden-Pflegebereich, davon 24.700 aus Rumänien.
  • Das Stück wird als eher laienhafte Lecture-Performance beschrieben und kritisiert die mangelnde Tiefe in der Auseinandersetzung mit den Problemen der 24-Stunden-Pflege.