"König Arthur" in Innsbruck: Vergnüglich, aber fokuslos
Die Geschichte von "König Arthur" ist schnell erzählt: Den Rahmen bildet der blutreiche Kampf zwischen den Briten und dem Sachsen-Heer, reichlich Platz haben selbstverständlich aber ebenso Liebe und Begehren. Auch in Innsbruck stand Emmeline im Mittelpunkt der männlichen Lust - charmant und schauspielerisch überzeugend auf die Bühne gebracht von Cansu Şîya Yıldız.
Eingebettet wurde die Handlung in das Konzept einer "Semi-Oper", einer speziellen Form der englischen Barockoper. In dieser durfte auch schon damals schon nicht nur gesungen, sondern etwa auch getanzt oder ausgiebig gesprochen werden. Am Tiroler Landestheater nahm man diese darstellerischen und musikalischen Gestaltungsspielräume mehr als nur ernst und experimentierte ausgiebig.
So traf schauspielerisches Pathos auf Tanzeinlagen, auf eine eindrucksvolle Bühne von Volker Thiele, und auch die von einer Liveband gespielte Musik von Purcell wurde schonungslos ins Hier und Jetzt gezerrt. Dass sich dann noch ein Tiroler Musiker - Kenneth Winkler - an der "Rekomposition" und zusätzlichen elektronischen Einsprengseln versuchte, lag ganz in der Natur der Semi-Oper.
Doch so sehr sich auch abgemüht wurde und so sehr ein solcher Freifahrtschein bereits in ursprünglichen Form der Semi-Oper angelegt ist: Zu wenig gelang wirklich, und die Summe blieb stets kleiner als die einzelnen Teile. Als Schwachstelle erwiesen sich vorrangig die Neudichtungen von Ewald Palmetshofer, die den originalen Texten wenig hinzuzufügen hatten und oftmals bei aller versuchten Pointiertheit fast schon erschreckend banal blieben.
So gingen viele Emotionen des an sich brillant agierenden Tommy Fischnaller-Wachtler als Arthur ins Leere. Auch die überspitzte Männlichkeit von Florian Granzner als mitreißender Sachsen-Widersacher Oswald verpuffte leider in einem Werk, dem letztlich Zentrum und Stoßrichtung fehlten.
Letztlich geriet der Abend, der mit fast drei Stunden Nettospielzeit auch auf dieser Ebene auftrumpfte, lediglich vergnüglich und rutschte phasenweise etwas in Richtung des seichten Klamauks ab. Dabei war Gutes gar nicht so rar gesät. Großartig etwa, wenn die Band wirklich in Spiellaune geriet, anrührend das Arthur-Lied von Fischnaller-Wachtler, eine Augenweide die zum Teil schrillen Kostüme von Chani Lehmann, wunderbar und tatsächlich lustig auch Petra Alexandra Pippan als guter Luftgeist Philidel.
Ihr schwappte beim Schlussapplaus - obwohl eher in einer Nebenrolle - dann auch die größte Euphorie entgegen. Fast ebenso eifrig beklatscht wurden im fast ausverkauften Landestheater "Arthur" und "Oswald", bei den restlichen Akteuren der Produktion blieb es eher bei dezentem Wohlwollen als bei allzu großen Begeisterungsstürmen.
(Von Markus Stegmayr/APA)
(S E R V I C E: "König Arthur" von Henry Purcell und John Dryden, Neudichtungen von Ewald Palmetshofer und Rekomposition von Kenneth Winkler. Regie: Bettina Bruinier, Musikalische Leitung: Hansjörg Sofka, Choreografie: Marcel Leemann, Bühne: Volker Thiele, Kostüme: Chani Lehmann, Rekomposition und Sound: Kenneth Winkler. Mit u.a.: Tommy Fischnaller-Wachtler - Arthur, Florian Granzner - Oswald, Emmeline - Cansu Şîya Yıldız, Marion Reiser - Merlin, Guillamar - Pasquale di Filippo, Philidel - Petra Alexandra Pippan, Grimbald - Andrea De Majo, Kristoffer Nowak - Conon, Katharina Löffler - Matilda. Weitere Vorstellungen am 24. und 29. Jänner, am 9., 14., 16., 20., 21. und 22., Februar sowie am 13., 14., 15., 20. und 29. März. www.landestheater.at/)
Zusammenfassung
- Die Semi-Oper 'König Arthur' feierte ihre Premiere am Landestheater Innsbruck unter der Regie von Bettina Bruinier, wobei die musikalische Leitung bei Hansjörg Sofka lag.
- Obwohl die Aufführung fast drei Stunden dauerte und mit einer bunten Materialschlacht beeindruckte, wurde sie als vergnüglich, aber fokuslos beschrieben, insbesondere die Neudichtungen von Ewald Palmetshofer wurden als banal kritisiert.
- Cansu Şîya Yıldız überzeugte als Emmeline, während Petra Alexandra Pippan als Philidel den größten Applaus erhielt, trotz ihrer Nebenrolle.