Klagenfurter Ensemble zeigt Unternehmer auf heiklem Terrain
Den "sprachlich starken, elegant geschriebenen Text", so der Regisseur, schrieb Verena Dürr, die 2017 beim Wettlesen um den Bachmann-Preis in Klagenfurt dabei war, als Hörspiel für den Bayrischen Rundfunk. Der Kusej-Schüler Stefan Schweigert, der vor zwei Jahren beim klagenfurter ensemble (ke) die Uraufführung von Werner Koflers Prosastück "Hotel Mordschein" in Szene setzte, ergänzte in Abstimmung mit der Autorin mit eigenen Recherchen. Herauskommen werden dabei 12 Szenen, die an reale Begebenheiten aus dem Leben des Waffenproduzenten Gaston Glock angelehnt, aber "frei erfunden" sind, "so oder so ähnlich stattgefunden haben könnten".
Neben dem Hörspiel von Verena Dürr waren vor allem die Berichte über mehrere Gerichtsprozesse, der Film "Weapon of Choice" von Fritz Ofner und Eva Hausberger sowie das Buch "Glock: The Rise of America's Gun" von Paul M. Barrett Grundlage der Recherchen des Regisseurs.
Mit einer Erzählebene aus dokumentarischem Material und einer Spielebene mit sechsköpfigem Ensemble will die Produktion, bei der die Theatermacher aus rechtlichen Gründen "sehr aufpassen müssen" (ke-Intendant Gerhard Lehner) das ethische Dilemma verhandeln: "Die Waffe ist perfekt, es ist der Mensch, der nicht funktioniert", zitiert Regisseur Schweigert eine häufige Rechtfertigung von Waffenproduzenten.
Das heikle Thema wird in dem Bühnenstück kontrastreich abgehandelt: Dabei sitzt ein älterer Herr mit Wespenallergie in seinem Garten - eine friedliche Idylle, beschaulich wie das paradiesische Kärnten. Hier siedelte sich Ende der 1990er Jahre Glock mit seiner Firma auf Initiative des damaligen Landeshauptmannes Jörg Haider an, und hier ist er inzwischen längst zu einem bedeutenden Arbeitgeber der Region geworden.
In Zeiten, wo Massenmörder bei Amokläufen Menschen abschlachten und Kriege die ganze Welt erschüttern, will diese Theaterproduktion die Verdrängungskultur nicht hinnehmen: "Sie suchen ständig nach neuen Märkten, es ist ihnen völlig egal, was das für Folgen hat", fasst Stefan Schweigert eine Industrie zusammen, die gerade jetzt aus der Angst und dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen großes Kapital schlägt.
(S E R V I C E - klagenfurter ensemble: "Herr im Garten. Eine Spekulation in 12 Szenen" nach dem Hörspiel von Verena Dürr. Eigenproduktion des klagenfurter ensemble. Uraufführung: Theater Halle 11, 11. Oktober, 20 Uhr, weitere Vorstellungen: 14., 15., 19. - 21., 26. - 30. Oktober, Karten: 0463/310 300 oder ke@klagenfurterensemble.at )
Zusammenfassung
- Das klagenfurter ensemble zeigt ab 11. Oktober im Theater Halle 11 mit "Herr im Garten" eine "Spekulation in 12 Szenen" nach einem Hörspiel der Wiener Autorin Verena Dürr.
- Dabei steht ein namenloser Pistolenproduzent archetypisch "für alle Unternehmer, die sich auf ethisch und moralisch heiklem Terrain bewegen", wie Regisseur Stefan Schweigert im Pressegespräch erläuterte.