Kerschbaum-Prozess gegen Stadt Linz gestartet
Da Kerschbaums Vertrag noch bis Mitte 2027 gelaufen wäre, entgeht ihm zum einen die Bezahlung für diesen Zeitraum, zum anderen fürchtet er aufgrund der Causa keine weiteren Engagements als Sänger oder Kunstmanager zu bekommen. Neben der finanziellen Entschädigung will Kerschbaum auch seinen Namen wiederherstellen. Dazu dient ein Feststellungsbegehren: Das Gericht soll feststellen, dass die Stadt für alle Schäden, die aus dieser Situation resultieren, aufkommt. Das könnte im Bereich von drei Millionen Euro liegen.
Zur Verhandlung, die in einem Saal mit gerade einmal zehn Plätzen für Zuschauer stattfand, erschien Kerschbaum persönlich. Er sei gekommen, "weil ich diese Vorwürfe entkräften wollte", sagte der stimmlich angeschlagene Ex-Brucknerhaus-Intendant vor den wartenden Journalisten. Er vertraue auf die Justiz, "und irgendwann wird die Wahrheit ans Licht kommen", gab er sich zuversichtlich.
Sein Mandant sei vor seiner Tätigkeit ein international gefragter Opernsänger gewesen und habe "um Einiges mehr verdient als bei der LIVA", sagte Kerschbaums Anwalt Bernhard Steinbüchler. "Er hat diese Jobs aufgegeben, um das Linzer Brucknerhaus wieder in die Höhe zu bringen. Und jetzt lässt man ihn am politischen Parkett ausrutschen." Das wolle er nun entschädigt haben.
Keine Angebote mehr für Kerschbaum
Einer außergerichtlichen Einigung, zu der es bisher nicht kam, ist Kerschbaum nicht abgeneigt. "Für eine vernünftige Lösung sind wir immer offen", betonte Steinbüchler. Aber die LIVA müsse erklären, dass sich Kerschbaum nichts habe zuschulden kommen lassen und ihm seine Ansprüche bis Vertragsende zeitnah zu bezahlen seien. Kerschbaum habe seit seiner Entlassung keine Engagements mehr angenommen, weil er in psychotherapeutische Behandlung sei und könne nicht mehr auf demselben Niveau singen, zum anderen bekomme er gar keine Angebote mehr, weil sich alle fragen "Hat er jetzt was angestellt oder nicht?", meinte der Anwalt.
Die städtische LIVA bestreitet die Forderungen Kerschbaums. Man sehe sehr wohl das Vorliegen von Entlassungsgründen wie unentschuldigtes Fernbleiben vom Dienst, Verletzung von Berichtspflichten gegenüber dem Aufsichtsrat, Untreue im Zusammenhang mit dem Lido-Sounds-Festival, Verwendung von betrieblichen Ressourcen für private Zwecke, Spesenabrechnungen in unzulässiger Höhe und problematisches Führungsverhalten.
Fortsetzung frühestens im März
Nach dem kurzen Verhandlungstermin am Donnerstag hat Kerschbaum bzw. sein Anwalt nun sechs Wochen Zeit den Schriftsatz der Stadt zu beantworten. Dann habe die andere Seite Zeit zur Replik und dann werde wohl eine Verhandlung ausgeschrieben, erklärte der Anwalt das weitere Prozedere. Als Zeuge möchte er jedenfalls den früheren kaufmännischen Geschäftsführer Rainer Stadler hören. Eventuell könnte auch der Linzer Ex-Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) geladen werden. Gegen ihn ermittelt in der Brucknerhaus-Causa die Staatsanwaltschaft und er musste infolge der Geschichte zurücktreten.
Zusammenfassung
- Der Prozess von Dietmar Kerschbaum gegen die Stadt Linz begann mit einem ersten Verhandlungstermin, der nur sechs Minuten dauerte. Eine Fortsetzung ist frühestens in sechs Wochen vorgesehen.
- Kerschbaum, der wegen Compliance-Verstößen entlassen wurde, fordert eine finanzielle Entschädigung von bis zu drei Millionen Euro und die Wiederherstellung seines Rufs.
- Seit seiner Entlassung hat Kerschbaum keine neuen Engagements angenommen und befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung.