APA/APA/Mozartwoche/Wolfgang Lienbacher

Keine Jubelstürme für "La Clemenza" bei der Mozartwoche 2024

Mozarts "La clemenza di Tito" ist in diesem Jahr die (halbszenische) Opernproduktion bei der Salzburger Mozartwoche - und ein Treffpunkt für Debüts: Jordi Savalls "Le Concert de Nations" hätten es in der Kulisse der Felsenreitschule nicht besser meistern können, für Edgardo Rocha und Hanna-Elisabeth Müller ist noch Luft nach oben, um in die neuen Rollen zu wachsen. Die Begeisterung im Publikum blieb letztlich aus.

Auch für Regisseurin Bettina Geyer war die Oper ein Debüt. Sie war hauptverantwortlich für die szenische Einrichtung der Produktion, wie Mozartwochen-Intendant Rolando Villazón immer wieder betonte. Der hatte im vergangenen Jahr "Don Giovanni" ebenfalls halbszenisch inszeniert, war damit aber eher als Veranstalter eines wilden Kostümfests in Erinnerung geblieben. Geyer ging hier subtiler vor. Sie arbeitete vor allem mit dem, was die Felsenreitschule an beeindruckender Kulisse sowieso schon anbietet und einzelnen, aussagekräftigen Requisiten wie Lorbeer-Kranz, Dolch und Stiefeln. Auch die Beleuchtung von David Cunningham gehörte zu diesen klug gesetzten Akzenten. So loderte der Brand Roms am Ende des ersten Akts beispielsweise im Takt der Musik als orangene Ausleuchtung der Arkaden.

Inmitten zweier nachgebauter Kulissen der Arkaden war im Bühnenzentrum Jordi Savall mit seinem Orchester "Le Concert de Nations" und dessen historischen Instrumenten platziert. Savall gründete es 1989 zusammen mit seiner Frau und scharte dafür Experten der Alten Musik um sich. Hatte sich das Ohr nach den ersten Takten der Ouvertüre an den etwas leisen Klang dieser besonderen Instrumente gewöhnt, entfaltete sich schon bald die volle Farbkraft. Savall agierte dabei ebenso sanft wie der titelgebende milde Kaiser Tito und führte mit ruhiger Hand und reduzierten Einsätzen, ganz auf die Wirkung und Entfaltung des Klangs bedacht.

Das mit großen Namen gespickte Sängerensemble nahm die Einladung zu diesem freien Umgang mit der Musik jedoch nicht durchgehend an. Edgardo Rocha spielte als "Tito" seine große Flexibilität gerade in den sanfteren Stellen gut aus, agierte aber stellenweise mit einer zu großen Portion Vorsicht und Zurückhaltung. Ebenfalls erstmals in ihrer Rolle zu hören war Hanna-Elisabeth Müller, welche die intrigante Vitellia mit großem Spaß darstellte, stimmlich aber noch Platz zum Ausfüllen ließ. Die Stärke war an diesem Abend dennoch bei den Frauen geparkt. Allen voran Magdalena Kozena als leidenschaftlich getriebener und wunderschön leidender Sesto und die mit einer lupenreinen Klarheit strahlende Christina Gansch als Servilia. Keinesfalls verstecken mussten sich auch Marianne Beate Kielland als Annio und Salvo Vitale als Publio, und auch der Philharmonia Chor Wien glänzte, wenn auch nur mit reduzierten Einsätzen bedachten Parts.

Die große Begeisterung blieb letztlich aus. Brav applaudierte das Publikum - mit ausreißenden Jubelstürmen für Dirigent, Orchester sowie Magdalena Kozena -, machte dann aber klar, dass es nach knapp drei Stunden Mozart genug hatte.

(Von Larissa Schütz/APA)

(S E R V I C E - Wolfgang Amadeus Mozart: "La clemenza di tito" - Halbszenische Einrichtung: Rolando Villazón und Bettina Geyer, Musikalische Leitung: Jordi Savall; Edgardo Rocha: Tito, Hanna-Elisabeth Müller: Vitellia, Magdalena Kozena: Sesto, Christina Gansch: Servilia, Marianne Beate Kielland: Annio, Salvo Vitale: Publio, Philharmonia Chor, Walter Zeh (Chorleitung), weitere Aufführungen: 28.1. und 2.2., www.mozarteum.at )

ribbon Zusammenfassung
  • Die Salzburger Mozartwoche 2024 präsentiert Mozarts 'La clemenza di Tito' als halbszenische Opernproduktion.
  • Die Produktion war ein Schauplatz für zahlreiche Debüts, darunter das von Jordi Savall gegründete Orchester 'Le Concert de Nations'.
  • Trotz der großen Namen im Sängerensemble und der klugen Akzente in der Beleuchtung blieb die große Begeisterung im Publikum aus. Weitere Aufführungen sind für den 28.1. und 2.2. geplant.