Jubel für moderne "Martha" am Landestheater Salzburg
Der Stoff von "Martha" ist zeitlos. Zwei gelangweilte Damen aus der Oberschicht mischen sich unters Volk, lernen zwei vermeintlich einfache Arbeiter kennen und verlieben sich. Die unterschiedliche Herkunft wird zum Problem, das sich löst, da sich am Ende herausstellt, dass beide Männer doch auch von hohem Adel sind.
Das Ganze spielt bei Flotow auf dem Markt von Richmond, auf dem sich die Frauen verkleidet als Mägde ausgeben. Lutz machte ihn zum Jobmarkt von Richmond. Die beiden Frauen versuchten ihr Glück im Jobcenter und landeten schließlich in der bis ins kleinste Detail liebevoll ausgestatteten Fahrradwerkstatt von Lyonel (Luke Sinclair) und Plumkett (George Humphreys). Die Bühne von Natascha Maraval und die Kostüme von Dorothee Joisten trugen insgesamt einen großen Teil zum Erfolg des Abends bei.
Die etwas altmodischen Texte der Oper "Martha" wurden vorsichtig aktualisiert, doch recht viel musste nicht angepasst werden, da das Thema Standesunterschied gerade in England auch heute noch eine Rolle spielt. Die sozialen Unterschiede, die Friedrich von Flotow thematisiert, haben sich nicht aufgelöst, sondern verschoben: von einem Adel der Herkunft hin zu einem Adel der Bildung und des finanziellen Standes. Der Arbeitsplatz als Ort des Kennenlernens war damals wie heute die wahrscheinlichste Möglichkeit, in Kontakt mit höheren oder niedereren Gesellschaftsschichten zu kommen.
Publikum begeistert
Tobias Meichsner ließ sich und das Mozarteumorchester von den Turbulenzen fröhlich mitreißen, wenn auch manchmal etwas zu optimistisch. Neben dem Chor des Salzburger Landestheaters gehörte der Abend auch musikalisch den Hauptpaaren. Nicole Lubinger gab eine selbstbewusste Lady Harriet, die von Mona Akinola als ihre Vertraute Nancy und ihrem gestandenen, warmen Mezzo durch die Geschicke geleitet wurde. Auch die beiden Fahrradbuddys Luke Sinclair und George Humphreys mussten sich dahinter nicht verstecken.
Am Ende brach das Publikum nach diesem in jeder Faser liebevoll umgesetzten Verwirrspiel in großen Jubel aus. Ein wohlverdientes Lob für eine geglückte Übersetzung vom Biedermeier in die Gegenwart.
(Von Larissa Schütz/APA).
(S E R V I C E - Friedrich von Flotow: "Martha". Musikalische Leitung: Tobias Meichsner, Inszenierung: Christiane Lutz, Bühne: Natascha Maraval, Kostüme: Dorothee Joisten, Dramaturgie: Anna N. M. Lea, Videoproduktion: Tobias Witzgall. Auf der Bühne: Lady Harriet Durham: Nicole Lubinger, Nancy: Mona Akinola, Lord Tristan Mickleford: Daniele Macciantelli, Lyonel: Luke Sinclair, Plumkett: George Humphreys, Der Richter zu Richmond: Michael Schober, Drei Arbeitssuchende: Electra Lochhead, Connor Locke, Kay Heles, Diener der Lady: Emmanouil Marinakis, Željko Zaplatić, Grégoire Fedorenko, Zwei Pächter: Latchezar Spasov, Vesselin Hristov. Orchester: Mozarteumorchester Salzburg, Chor: Chor des Salzburger Landestheaters. Weitere Aufführung am 21. und 25.3. und 1., 4. und 13.4., www.salzburger-landestheater.at)
Zusammenfassung
- Am Samstagabend feierte Friedrich von Flotows Oper 'Martha' eine moderne Premiere im Salzburger Landestheater, inszeniert von Christiane Lutz, die den historischen Markt von Richmond in ein zeitgenössisches Jobcenter verwandelte.
- Die Aufführung thematisiert zeitlose soziale Unterschiede, die heute noch in Form von Bildungs- und Finanzadel bestehen, und fand großen Anklang beim Publikum, das mit großem Jubel reagierte.
- Die musikalische Leitung lag bei Tobias Meichsner mit dem Mozarteumorchester Salzburg, und die nächste Aufführung findet am 21. März statt.