Tonga-Vulkanausbruch kühlte noch den nächsten Winter
Der Tonga-Ausbruch war größer als jedes andere Ereignis, das bisher mit modernen geophysikalischen Methoden aufgezeichnet wurde. Stärker war laut früheren Studien zuletzt im Jahr 1883 die verheerende Krakatau-Eruption, die inklusive anschließendem Tsunami über 36.000 Todesopfer forderte.
Mitte Jänner vor drei Jahren schleuderte der ausbrechende Vulkan "gewaltige Mengen Wasserdampf in die obere Atmosphäre - ein äußerst ungewöhnlicher Vorgang", wird Studienleiter Aleš Kuchař vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Boku am Donnerstag in einer Aussendung zitiert. Bereits frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass 146 Megatonnen Wasserdampf und rund 0,42 Megatonnen Schwefeldioxid in die Stratosphäre, also in die Atmosphären-Schicht zwischen 20 und 50 Kilometer Höhe, gelangten.
"In der normalerweise extrem trockenen Stratosphäre löste das tiefgreifende chemische und physikalische Veränderungen aus, die sogar in Europa messbar waren", so Kuchař. Mittels Simulationen folgten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter den Veränderungen durch das weltweite Luftzirkulationssystem und berechneten die Auswirkungen auf das Wetter in den folgenden Monaten. Über außergewöhnlich starke Stratosphären-Abkühlungen um bis zu vier Grad Celsius, die teils bis Mitte 2023 anhielten, berichteten zum Beispiel bereits im August 2024 Forschende vom Wegener Center der Uni Graz und US-Kollegen im Fachblatt "Communications Earth & Environment".
Forschende zeigen komplexe mittelfristige Auswirkungen
In der aktuellen Untersuchung zeigte sich nun, dass der viele Wasserdampf in der oberen Stratosphäre und unteren Mesosphäre - also in Höhen über 50 Kilometern - über den Tropen die Ozonkonzentrationen und Temperaturen in der Folge gehörig durcheinandergebracht hat. Das hatte wiederum Auswirkungen auf die globalen Luftströmungen. Laut den Analysen sorgte dies in der Folge für ein Abschwächen der Polarwirbel auf der Nordhalbkugel. Hier zirkuliert im Bereich der Arktis besonders kalte Luft.
Sind diese geschwächt, kann sehr kalte Luft leichter in südlichere Sphären vordringen und sich dort festsetzen. Tatsächlich war der Winter 2022/2023 in Europa, Nordamerika und Teilen Asiens durch erstaunlich kalte Wetterlagen charakterisiert. Mit der Studie habe man also gezeigt, "dass abrupte Ereignisse wie Vulkanausbrüche nachhaltige und weitreichende Auswirkungen auf das globale Klimasystem haben können", erklärte Kuchař.
(S E R V I C E - https://doi.org/10.5194/acp-25-3623-2025)
Zusammenfassung
- Am 15. Januar 2022 brach der Untersee-Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha'apai aus und schleuderte 146 Megatonnen Wasserdampf sowie 0,42 Megatonnen Schwefeldioxid in die Stratosphäre.
- Die Freisetzung führte zu einer Abkühlung der Stratosphäre um bis zu 4 Grad Celsius und verursachte ungewöhnlich kalte Winter in Europa, Nordamerika und Asien im Jahr 2022/2023.
- Die Untersuchung der Boku Wien zeigt, dass der Ausbruch die Polarwirbel auf der Nordhalbkugel schwächte, was die Verlagerung kalter Luftströme nach Süden erleichterte.