Jelinek wieder für Mülheimer Dramatikpreis nominiert
"An politischen und sozialen Sprengstoffen fehlt es unserer Gegenwart gewiss nicht", sagte Stephan Reuter, Sprecher des Auswahlgremiums, am Mittwoch bei der Vorstellung der Siebenerauswahl, die diese Stoffe "auf höchstem Erzählniveau und mit dem Willen zur innovativen Form" verhandle. "Es treten auf: rechtsextreme Aufsteiger und neoliberale Schiffbrüchige. Es geht um Wohnungsnot und Vereinsamung, um das Kind im Mann und Gewalt gegen Frauen, um die ganz persönliche wie die klimatisch bedingte Katastrophe. Die Autorinnen und Autoren fühlen einer zunehmend entnervten Gesellschaft den Puls und stellen fest: Die Lage bleibt ernst. Außer wenn sie zum Lachen ist."
Von Jelineks "Asche" ist in Mülheim nicht die von Falk Richter 2024 inszenierte Uraufführung der Münchner Kammerspiele, sondern die Hamburger Inszenierung von Jette Steckel zu sehen, die im Jänner Premiere hatte. Die Uraufführung "hatte vieles von Jelineks dichtem Text unter Monologkaskaden begraben, Jette Steckels Nachinszenierung im Hamburger Thalia an der Gaußstraße holt es wieder hervor", heißt es in der Jurybegründung dazu. "Sie entwirrt die Verwirbelung von persönlicher Erinnerung an den verstorbenen Lebensgefährten, von Motiven der Einsamkeit, des Alters, des Verfalls mit Klimakatastrophe und Planetenelend, ohne die wechselseitigen Bezüge zu kappen."
Der Mülheimer Dramatikpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen in der deutschen Theaterlandschaft. Im Zentrum stehen die Stücktexte, nicht deren Inszenierung. Über die Sieger wird bei öffentlichen Jurysitzungen entschieden. Die österreichische Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat die Auszeichnung bereits vier Mal gewonnen.
(S E R V I C E - https://stuecke.de/)
Zusammenfassung
- Elfriede Jelinek wurde mit ihrem Stück 'Asche' zum 23. Mal für die Mülheimer Theatertage eingeladen, die vom 10. bis 31. Mai stattfinden. Der Mülheimer Dramatikpreis ist mit 15.000 Euro dotiert.
- Die Hamburger Inszenierung von Jette Steckel hebt den dichten Text von Jelinek hervor und behandelt Themen wie Einsamkeit und Klimakatastrophe.
- Die Jury lobt die ausgewählten Stücke für ihre innovative Form und das hohe Erzählniveau. Jelinek hat den Preis bereits vier Mal gewonnen.