Jane's Addiction bietet mit neuem Song den "real deal"
Insofern verwundert es nicht, wenn Farrell über das gemeinsame Spielen sagt: "Ich liebe es zu rocken. Das wird sich wahrscheinlich nie ändern." Vor neuen, anderen Einflüssen verschließt sich der 65-jährige Musiker aber keineswegs. "Gleichzeitig liebe ich Acid House. Wir wollen im kommenden Jahr Konzerte spielen, aber auch Dance-Partys veranstalten. Ich kann also nicht sagen, dass mein Kopf nicht mit Musik gefüllt wäre", betonte er im Gespräch mit der APA. Dass Jane's Addiction über die Jahre nicht immer konstant zu erleben waren, habe verschiedene Gründe. "Große Bands haben immer ihre Probleme", schmunzelte Farrell. "Also könnte man es als Anzeichen dafür sehen, dass wir eine großartige Band sind."
Für viele Fans ist das definitiv der Fall. Mit ihren frühen Alben "Nothing's Shocking" (1988) und "Ritual de lo Habitual" (1990) erspielte sich das Quartett schnell einen Namen in einer Szene, die nicht zuletzt mit dem Boom um Nirvana weltweit für Schlagzeilen und gefüllte Konzertvenues sorgen sollte. Und doch war die Band, die mit Gitarrist Dave Navarro ein zweites, recht exzentrisches Aushängeschild hat, immer etwas anders. Stücke wie das mächtige "Three Days" durchschlugen schon mal die Zehn-Minuten-Marke, radiotauglich geht definitiv anders, und auch in ihrem Habitus haben sich Jane's Addiction stets von Weggefährten unterschieden.
Musikalisch konnte man jedenfalls immer auf etwas Neues gefasst sein. "Als ich Jane's Addiction gegründet habe, war ich der Meinung, die besten Musiker aus Los Angeles versammelt zu haben", erinnerte sich Farrell. "Dafür werde ich immer dankbar sein, was auch bedeutet, dass ich fast alles akzeptieren werde. Ich weiß, was die Menschen wollen, es ist dasselbe wie ich: Sie wollen diese Band, die wirklich für etwas steht und etwas bedeutet. Solange wir alle am Leben sind, werde ich also versuchen, die Gruppe zusammenzuhalten." Womit er auch auf die teils schwierige Beziehung zu Navarro einging. "Manche haben Dave ja schon abgeschrieben, sie haben gesagt: Du bist Jesus Christus, sollte Dave Navarro jemals wieder auf einer Bühne aufkreuzen." Nun hat er es geschafft.
Gegenüber den Fans empfindet Farrell in mehrfacher Hinsicht eine Verantwortung. Dass sie wieder zu den Shows pilgern, freue ihn natürlich. "Ich bin begeistert. Auch wenn die Zeit gerade alles andere als einfach ist. In der Politik gibt es starke Tendenzen nach links, starke Tendenzen nach rechts. Und manche dieser Typen sind wirklich schlimm. Ich hoffe, dass die junge Generation, aber auch meine Generation ein bisschen darauf achtet, wofür wir stehen und was wir sagen. Wir sind nämlich so nah dran an einer großartigen Welt!" Gerade technologische Neuerungen würden viel bewegen, wenngleich mancher eher auf die negativen Aspekte fokussieren. "Ich will aber lieber die positiven Dinge sehen. Bis 1991 gab es kein Internet, jetzt können wir unsere Botschaften rausbringen, können unsere eigenen Songs veröffentlichen. Das fühlt sich sehr befreiend an."
Mehrfach haben in den vergangenen Monaten Tracks für Schlagzeilen gesorgt, die mit künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Ein Weg für den charismatischen Sänger? "Manche dieser Songs klingen tatsächlich besser als die Künstler selbst. Aber natürlich nicht bei uns!", meinte er mit einem Augenzwinkern. "Nein, ernsthaft: Ich habe keine Angst davor. Wir sind Menschen, wir sind organisch und wurden mit Gehirnen, mit Herzen geboren. Das bedeutet auch, dass wir auf eine bestimmte Art reagieren." Vielleicht könne man die jüngere Generation mit künstlicher Musikalität an der Nase herumführen. "Aber auch sie werden erwachsen. Egal welche Technik du nutzt, nur der Mensch ist der 'real deal'. Ein Wesen, das spuckt, blutet und sein Innerstes nach außen kehrt, um diese Songs zu spielen."
Ob das neue, gerade mal drei Minuten lange "Imminent Redemption" mit eingängigem Refrain und typischen Navarro-Gitarren der Vorbote für ein neues Album ist, wollte Farrell nicht bestätigen. "Derzeit arbeiten wir einfach an ein paar Songs", gab er sich zurückhaltend. "Es geht schließlich immer um Kompromisse. In einer Band zu sein, ist schwieriger als eine Ehe. Es ist eine Ehe mal vier", schmunzelte er. "Aber ich denke, dass es das wert ist. Die Menschen wollen Helden, wollen sagen können: Dieser Typ wird mich nicht enttäuschen. Ich hoffe, dass wir mit Jane's Addiction nie jemanden enttäuscht haben. Ich habe immer aus meinem Herz gesungen. Solange ich das gemacht habe, konnte ich stets mit einem Lächeln im Gesicht schlafen gehen. Selbst wenn ich am nächsten Tag Probleme bekommen sollte."
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - https://janesaddiction.com)
Zusammenfassung
- Jane's Addiction trat erstmals seit über 30 Jahren wieder in Österreich auf und veröffentlichte die erste neue Single in Originalbesetzung seit 34 Jahren.
- Sänger Perry Farrell, 65, äußerte seine Liebe zum Rocken und zu neuen Einflüssen wie Acid House. Die Band plant, im kommenden Jahr Konzerte und Dance-Partys zu veranstalten.
- Farrell betonte die Bedeutung der Band und seine Bemühungen, sie zusammenzuhalten, trotz der schwierigen Beziehung zu Gitarrist Dave Navarro.
- Farrell äußerte sich zur politischen Lage und der Verantwortung gegenüber den Fans, und lobte die positiven Aspekte technologischer Entwicklungen.
- Das neue Lied 'Imminent Redemption' könnte ein Vorbote für ein neues Album sein, wurde aber nicht bestätigt.