Innsbrucker Festwochen mit Demokratiebeschwörung gestartet
Man dürfe sich "der Demokratie niemals sicher sein", das sei nämlich "trügerisch", warnte Mattle, seines Zeichens auch Kulturreferent, und plädierte für damit einhergehende Werte wie "Respekt, Gerechtigkeit, Offenheit, Mitgefühl, Toleranz und Bescheidenheit". Auch Kunst und Kultur komme diesbezüglich eine gewichtige Rolle zu: "In der Kunst spielen Zwischentöne und Mehrdeutigkeit eine Rolle." Und ebendas seien Werte und Kategorien, die in der heutigen Zeit wichtig seien. "Kunst und Kultur nicht zu schätzen, ist somit ebenso gefährlich wie die Demokratie nicht zu schätzen", verband er beide Bereiche.
Inhaltlich gesehen gleich tat es ihm der neue Innsbrucker Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA - Jetzt Innsbruck), der erstmals vom Festwochen-Podium zu den Gästen sprach. Musik weise womöglich den Weg hin zu "mehr Frieden", erklärte dieser. Jedenfalls sei "das Flaggschiff der Alten Musik" dazu in der Lage, Menschen dazu zu bringen, "zurückzublicken und nach vorne zu schauen" und damit über Herkunft und Zukunft zu reflektieren.
Zuvor hatte die künstlerische Direktorin Sens über die Funktion von Fragen und Diskursen reflektiert. "In der Kunst geht es auch grundlegend darum, Fragen in den Raum zu stellen und damit einen Raum für Diskurse zu öffnen", sagte sie. Die Alte Musik eigne sich jedenfalls hervorragend dazu, um das auf künstlerischer Ebene zu tun, schließlich fänden sich in dieser Musik "Widersprüche, Offenheit, Ideen und Möglichkeiten für Interpretationen".
Diese Offenheit hatte eingangs auch der kaufmännische Direktor Markus Lutz gelobt und herausgestrichen. Damit werde es auch möglich, dass "alles anders bleibt", erklärte er und meinte damit das Spannungsfeld zwischen "Geschichte und Identität des Festivals" sowie den "Neuanfang" mit der neuen Doppelspitze und der damit verbundenen "neuen Handschrift". "Ein neuer Schritt steht bevor", schloss Lutz und ließ im Anschluss die Musik für sich sprechen.
Die Reden wurden schließlich ausgiebig von Musik eingerahmt, und auch Dantone selbst griff in die Cembalotasten und interpretierte im Duo mit Alessandro Tampieri an der Violine die "Sonata in G-Moll" von Carl Philipp Emanuel Bach. Weiters am Programm standen die Ouvertüre zu "Arianna in Creta" von Georg Friedrich Händel sowie Arien aus ebenjenem Werk. Auch Musik von Riccardo Broschi kam zur Aufführung, angeführt von der Mezzosopranistin Sophie Rennert.
Über die Bühne gehen die heurigen Festwochen vom 21. Juli bis 30. August. Im Zentrum stehen etwa die Oper "Cesare" von Geminiano Giacomelli, die am Mittwochabend unter der musikalischen Leitung von Dantone im Tiroler Landestheater ihre Premiere feiert. Als weitere Opern stehen "Arianna" von Händel sowie "Dido" von Christoph Graupner am Spielplan. Zahlreiche Konzerte runden das Programm ab.
Zusammenfassung
- Die 48. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik wurden erstmals unter der Leitung von Eva-Maria Sens und Ottavio Dantone eröffnet.
- Landeshauptmann Anton Mattle betonte die Bedeutung von Demokratie und Kultur und warnte davor, diese Werte als selbstverständlich anzusehen.
- Das Festival, das vom 21. Juli bis 30. August stattfindet, umfasst Opern wie 'Cesare' von Geminiano Giacomelli und 'Arianna' von Händel.