Harald Krassnitzer wird 60 und freut sich nur eingeschränkt
"Jetzt gehen wir einmal davon aus, dass ich das Datum noch lebend erreichen werde", gibt sich der Schauspieler lachend vorsichtig - "denn es gibt keinen Anlass, davon nicht auszugehen" - sei aber natürlich eine Ehre, dass etwa der ORF in seinem Programm eine Würdigung vorgesehen hat, wie sie nur selten lebenden Künstlern zuteilwird. Unbeschadet davon hält der gebürtige Salzburger sein nach wie vor frappant hohes Arbeitstempo unvermindert bei. "Ich habe nach wie vor eine unbändige Neugier. Und das ist meine Antriebskraft und meine Motivation", erklärt sich der angehende Jubilar seine anhaltende Freude am Beruf.
Zur langen Karriere des Publikumslieblings gehört selbstredend nicht zuletzt die Rolle des Moritz Eisners, des heimischen "Tatort"-Ermittlers, dessen neuester Fall "Pumpen" - wieder gemeinsam mit Partnerin Adele Neuhauser als Bibi Fellner an seiner Seite - am vergangenen Sonntag im TV zu sehen war. Dass mit Regisseur Andreas Kopriva und dem Autorenduo Robert Buchschwenter und Karin Lomot wieder "Tatort"-Debütanten mitverantwortlich zeichneten, sieht Krassnitzer als großen Vorteil.
"Das Wichtigste ist, nicht stehen zu bleiben, sondern immer einen frischen Blick auf die eigene Figur zu bekommen", steht für den Schauspieler fest. Zugleich habe der "Tatort" in seiner Laufbahn subjektiv weit weniger Präsenz als es vielfach von den Fans empfunden werde, auch wenn mittlerweile bereits der 50. Einsatz für Moritz Eisner abgedreht ist: "Für mich ist der 'Tatort' eigentlich nie so dominant in meiner Karriere gewesen, wie es manchmal von außen wirken mag. Ich drehe im Schnitt zwei Mal im Jahr eine Folge, mache aber auch viele andere Sachen dazwischen."
Zugleich sei die Schauspielerei in sich wenig planbar. "Der Beruf des Schauspielers ist letztlich einer, bei dem man immer mit der Unsicherheit leben muss. Egal, wie erfolgreich man ist, wacht man doch immer wieder nachts auf und fragt sich, ob das Ganze auch so weitergehen wird. Aber ich lebe mit dieser Situation nun schon seit vielen Jahrzehnten und habe damit zu leben gelernt."
Eine Unsicherheit der anderen Art ergibt sich indes durch die gegenwärtige Corona-Pandemie: "Wir sind, um es mit Antonio Gramsci auszudrücken, in einer Phase, in der das Alte stirbt und das Neue noch nicht geboren werden kann." Das Fatale in seinen Augen sei dabei vor allem, dass das Zwischenmenschliche unterdrückt werden müsse, so Krassnitzer: "Das Schlimme ist, dass Corona die Vertrauensbasis zwischen den Menschen zerstört." Da frage man sich als Vater etwa, ob es jetzt gut war, den eigenen Sohn umarmt zu haben, wenn der vom Studienort auf Besuch komme.
Und zugleich biete die Coronakrise auch die Chance, vieles zu hinterfragen: "Wie wichtig sind uns Menschen in unserem Leben? Wie gehen wir mit der Umwelt um? Wie stellen wir unsere Wirtschaft auf?"
Zusammenfassung
- Es gehe ihm dabei nicht um das Feiern an sich, aber er stehe einfach nicht gerne im Mittelpunkt.