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Großer Österreichischer Staatspreis geht an Architekt Czech

Der Wiener Architekt Hermann Czech (87) erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2024. Das hat Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) heute, Montag, bekanntgegeben.

"Czech steht mit seinen Arbeiten in mittelbarer Nachfolge von Adolf Loos. In vergleichbarer Weise gelingt ihm die subtile Verbindung von historisch Vorhandenem mit dem, was zeitgemäß gebraucht wird", heißt es in der Begründung des Kunstsenats. Er habe schon früher als sein Umfeld den Ton zur Erneuerung der europäischen Metropolen gefunden. "Exemplarisch führt er in seinen Projekten vor, dass nicht die Form der vordergründige Träger einer Idee ist, sondern alle räumlichen Komponenten in einer gemeinsamen atmosphärischen Qualität aufzugehen haben", würdigte ihn der Senat.

Für Mayer besticht sein Werk "durch subtile Zurückhaltung und hat doch vor allem in der Bundeshauptstadt bleibende Spuren hinterlassen". Er habe als Denker, Lehrer und Ausstellungsgestalter ganze Generationen von österreichischen Architektinnen und Architekten mitgeprägt, so die Kulturstaatssekretärin.

Czech, geboren am 10. November 1936 in Wien, ist nach wie vor umtriebig. Im Vorjahr zeigte er mit der Gestaltung des Österreich-Pavillons bei der Architekturbiennale von Venedig auf. Dabei machte er gemeinsam mit dem Architekturkollektiv AKT auf die Raumpolitik der Biennale aufmerksam, die sich stetig ausbreitet. Die Idee eines Mauer-Durchbruchs wie auch einer Brückenkonstruktion wurde ihm verwehrt, stattdessen setzte er unter dem Titel "Partecipazione / Beteiligung" etwa auf eine halb errichtete Brücke, die einen Blick in den benachbarten Stadtteil erlaubte.

2020 verantwortete Czech die Neugestaltung des Sigmund Freud Museums. Aber auch an weiteren Orten in der österreichischen Bundeshauptstadt ist seine architektonische Handschrift zu finden: Er gestaltete etwa die Blockbebauung an der Wendeanlage der U3 in Wien-Ottakring (1997), eine Fußgängerbrücke im Wiener Stadtpark, die Rosa Jochmann-Schule in Wien-Simmering (1994), das Hotel Messe Wien (2005) sowie ein Wohnbau in der Mustersiedlung internationaler Architekten in Wien-Hadersdorf (2007).

Bekannt wurde Czech auch durch eine Vielzahl von Gastroarchitekturen wie das "Kleine Cafe" (1970 und 1974), die "Wunder-Bar" (1976), das "Salzamt" (1983), das mittlerweile umgestaltete MAK-Cafe (1993), das "Theatercafe" (1998 und 2010) oder das Weinhaus PUNKT im Südtiroler Kaltern (2005).

Czech absolvierte sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Wien und später an der Akademie der bildenden Künste bei Ernst A. Plischke. Auch Konrad Wachsmann war ein wichtiger Lehrer für Czech, der sich bald als Assistent von Hans Hollein und Johannes Spalt betätigen sollte.

"Architektur wird überschätzt", hatte Czech 1971 seinen in den "protokollen" veröffentlichten polemischen Text "Nur keine Panik" begonnen, in dem er sich gegen eine auf Effekt und Aufmerksamkeit zielende Architekturhaltung wandte, die eigentlich "Öffentlichkeitsarbeit" sei: "Architektur ist Hintergrund", so sein einst festgehaltenes Verständnis von seiner Arbeit, die etwa bei Einzelausstellungen in London, Basel und Innsbruck zu sehen war. Erst vor kurzem ging die Ausstellung "Hermann Czech: Ungefähre Hauptrichtung" im fjk3-Raum für zeitgenössische Kunst am Wiener Franz-Josefs-Kai zu Ende, die Hauptwerke wie auch unverwirklichte Projekte des Architekten zeigte. Abseits der Architekturbiennale im Vorjahr waren Arbeiten von Czech auch 1980, 1991 und 2000 in Venedig vertreten.

Im Rahmen von Gastprofessuren an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, der Harvard Universität in den USA, an der ETH Zürich oder an der Akademie der bildenden Künste Wien gab er sein Wissen weiter. Zu Czechs zahlreichen kritischen und theoretischen Publikationen zur Architektur gehören "Das Looshaus" (1976, zusammen mit Wolfgang Mistelbauer) und die 1996 in einer Neuausgabe erschienenen ausgewählten Schriften zur Architektur "Zur Abwechslung" (1978).

Der Große Österreichische Staatspreis ist nicht bei weitem nicht die erste Auszeichnung für Czech. So wurde ihm etwa 1985 der Preis der Stadt Wien für Architektur, 2001 der Kunstpreis Berlin, 2007 die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien und 2017 der Hans-Hollein-Kunstpreis verliehen.

Nun kann er auch den Großen Österreichischen Staatspreis sein Eigen nennen. Er wird jährlich in einer nicht näher festgelegten Rotation auf den Gebieten Architektur, Musik, Bildende Kunst oder Literatur vergeben, um ein hervorragendes Lebenswerk oder das außergewöhnliche Werk von jüngeren Künstlerinnen oder Künstlern zu würdigen. Czech wird zudem in den Kunstsenat aufgenommen, der sich aus Trägerinnen und Trägern des Großen Österreichischen Staatspreises zusammensetzt. Präsident bis 2027 bleibt Josef Winkler.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Wiener Architekt Hermann Czech (87) erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2024 für seine subtile Verbindung von historischen und zeitgenössischen Elementen.
  • Czech hat bedeutende Projekte wie den Österreich-Pavillon bei der Architekturbiennale von Venedig 2023 und die Neugestaltung des Sigmund Freud Museums 2020 realisiert.
  • Er wird für seine prägenden Einflüsse als Lehrer und Denker sowie für seine zahlreichen Auszeichnungen, darunter der Preis der Stadt Wien für Architektur (1985) und der Hans-Hollein-Kunstpreis (2017), gewürdigt.