Grazer Opernintendantin scheidet "mit Lächeln im Gesicht"
APA: Ihre Intendanz an der Grazer Oper endet mit Juni - was beschäftigt Sie derzeit?
Schmid: Emotional beschäftigen mich der Abschied von einem wunderbaren Opernhaus, einer tollen Stadt, vielen lieb gewonnenen Menschen und einem fantastischen Team. Beschäftigt bin ich aktuell mit den Proben für unsere Abschluss-Gala "Sag' beim Abschied leise Servus". Überdies räume ich mein Büro, was auch die eine oder andere Erinnerung wachruft.
APA: Wie sieht Ihre künstlerische Bilanz nach acht Jahren aus?
Schmid: Ich habe unser Publikum als sehr offen und interessiert wahrgenommen. So war es eine Freude, mit selten gespielten Stücken zu überraschen, die reiche Musikgeschichte der Stadt Graz immer wieder zu beleuchten und ein großes Spektrum an Geschichten und Klängen in allen Genres zu präsentieren. Manche Stücke haben wir für die neuere Rezeption wiederentdeckt, wenn Sie zum Beispiel an die "Griechische Passion" von Bohuslav Martinu denken, die diesen Sommer nun auch bei den Salzburger Festspielen programmiert ist. Natürlich ist in acht Spielzeiten nicht alles gleichermaßen geglückt, aber die Resonanz beim Publikum und der Presse zeigt doch, dass wir das meiste richtig gemacht haben.
APA: Und finanziell?
Schmid: Ich habe das Haus 2015 in einer finanziell guten Situation übernommen. Natürlich gab es immer wieder budgetäre Herausforderungen, aber die Eigentümer haben immer eine mittelfristige Planung möglich gemacht. Wir haben uns in puncto Einnahmen und Auslastung kontinuierlich weiterentwickelt und waren auf Rekordkurs. Dann kam der erste Lockdown. Wir sind nun auf einem guten Weg der Konsolidierung, sodass ich die Oper Graz auch wirtschaftlich gut aufgestellt übergeben kann.
APA: Welche Vorstellungen konnten Sie umsetzen, was ist auf der Strecke geblieben?
Schmid: Bei der Konzeption des Spielplans spielen ja viele Aspekte eine Rolle. Mir war Vielfalt immer ganz wichtig und dass sich das Ensemble mit schönen Aufgaben immer wieder neu selbst entdecken konnte. Die Stücke, die mir am meisten am Herzen lagen, haben wir realisiert. Aber in meinem Herzen hat viel Platz. Dass diese spezifische Spielplangestaltung so viel Anklang fand, macht mich glücklich. Ebenso dass die Oper Graz ein zugängliches, offenes Haus ist. Ich hatte das Glück, mit einem tollen Team unglaublich viel bewegen zu können, sodass auf meiner To-do-Liste gar nicht mehr viel steht.
APA: Welche Rolle hat die Pandemie in Ihrer Intendantinnen-Zeit gespielt?
Schmid: Das war für die gesamte Gesellschaft eine riesige Herausforderung! Neue Prioritäten setzen, alltägliche Prozesse komplett neu erfinden, das waren große Aufgaben. Der Rückhalt, den wir von unserem Publikum erfahren haben, war enorm. Das war eine große Motivation, in den Nischen der komplexen Situation kreativ zu werden. Dass wir im Mai 2020 das erste Opernhaus waren, das mit Abstand und anderen Vorsichtsmaßnahmen wieder gespielt hat, freut mich bis heute. Und im Dezember 2022 waren wir mit vier Premieren an vier aufeinander folgenden Tagen dann voll zurück.
APA: Sie sind von der Semperoper gekommen und kehren nun als Intendantin dorthin zurück - wie fühlt sich das für Sie an?
Schmid: Vertraut und neu zugleich. Ich mag die Stadt sehr, die Weite, die Elbe. Die Semperoper steht für Tradition und Innovation. Innerhalb dieser Parameter ein Programm entwickeln zu dürfen, ist eine wunderbare Aufgabe, auf die ich mich sehr freue.
APA: Wie blicken Sie auf Ihre Zeit in Graz zurück?
Schmid: Mit viel Freude und einem Lächeln im Gesicht.
(Das Gespräch führte Karin Zehetleitner/APA)
Zusammenfassung
- Die Intendanz von Nora Schmid an der Grazer Oper endet in wenigen Tagen.