APA/Wolfgang Huber-Lang

Glögglwaggon läutete das Kulturhauptstadtjahr ein

Mit dem Glögglwaggon, einem mit Glocken und Schellen bestückten Eisenbahnwaggon, ist am Freitagnachmittag auf der Strecke zwischen Attnang-Puchheim und Stainach-Irdning das Kulturhauptstadtjahr ganz buchstäblich eingeläutet worden. Bei einer bei dichtem Schneetreiben vor Gleis 5 des Bahnhofs Attnang-Puchheim abgehaltenen Pressekonferenz zeigte sich auch Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) begeistert von einem Projekt, das "Resonanz und Nachhaltigkeit verbindet".

Die Resonanz passe zum Glockenläuten und auf Nachhall hoffe sie für möglichst viele Initiativen des Kulturhauptstadtjahres, dem "ganz großartig gelingt, Kunst, Kultur und Klimaschutz zu verbinden", sagte die Ministerin, die auch die "enorme Bedeutung" der Bahn für die Region hervorhob. Die Bahn habe "die Welt ins Salzkammergut gebracht", aber nicht nur Höhen erlebt, spielte sie auf die Einstellung der Salzkammergut Lokalbahn zwischen Bad Ischl und Salzburg im Jahr 1957 an.

Der 1965 in Linz geborene Komponist Georg Nussbaumer, Spezialist für klingende Gesamtkunstwerke und große Klanginstallationen, hat mit seinem Glögglwaggon, der der erste Teil einer vierteiligen "Salzkammer(sc)hall"-Reihe ist, bei der Schall und Landschaft verbunden werden sollen, die Glöcklerlauf-Tradition des Salzkammergutes quasi auf die Schiene gebracht. "Ich wollte immer schon wissen, wie das klingt, wenn über Ostern die Glocken nach Rom fliegen", erzählte er. Nun fliegen die Glocken zwar nicht nach Rom, fahren aber durch das Salzkammergut.

In den ÖBB-Lehrwerkstätten in Linz wurden 49 Glocken des Glockenspiels der Passauer Gießerei Perner und 37 Glöcklerinnen-Schellen der "Frauenpasse Ebensee" auf einen Güterwaggon montiert. Sogenannte Luftpaddel, die vom Fahrtwind gekippt werden und an die Ruder der Flößer und Salzschiffe erinnern sollen, geben Impulse an das Geläut weiter. "Je schneller er fährt, desto lauter glöckelt er", sagte Nussbaumer. Zu hören war das beim heutigen "Stapellauf", der gleichzeitig auch der einzige Einsatz dieser kinetischen Klangskulptur bleiben soll (was das Thema "Nachhaltigkeit" in einem anderen Licht erscheinen lässt), trotz angekündigter Übertragung in die begleitenden Personenwaggons nicht. So dürften nur die Bahn-Anrainer etwas gehört haben - inklusive dem angekündigten Echo der Glocken von 44 Kirchen entlang der Strecke.

Die weiteren Projekte von "Salzkammer(sc)hall sind "Der langsame Schuss" im Juni, "Der gesungene Horizont" im September und "Die Landschaftsorgel" im Oktober. Mit dabei sind Prangerschützen, Chöre und Musikkapellen des Salzkammergutes.

ribbon Zusammenfassung
  • Mit dem Glögglwaggon, einem mit Glocken und Schellen bestückten Eisenbahnwaggon, ist am Freitagnachmittag auf der Strecke zwischen Attnang-Puchheim und Stainach-Irdning das Kulturhauptstadtjahr ganz buchstäblich eingeläutet worden.
  • Nun fliegen die Glocken zwar nicht nach Rom, fahren aber durch das Salzkammergut.
  • "Je schneller er fährt, desto lauter glöckelt er", sagte Nussbaumer.