Gastprofessor Campino referierte über Ursprünge des Punk
Allerdings hätten Ton Steine Scherben die Abrechnung mit der Eltern-Generation ("Ich will nicht werden, was mein Alter ist.") bereits zehn Jahre früher erledigt. "Das war Punk, aber die haben wir damals nicht gehört, weil es Hippies waren."
In Düsseldorf habe damals Joseph Beuys mit seinem Satz: "Jeder Mensch ist ein Künstler" ein Prinzip ausgerufen, das auch im Punk gegolten habe: "Stell Dich auf eine Bühne und spiel!" Er selbst habe sich damals an reaktionären Texten wie denen von Freddy Quinn ("Wir") abgearbeitet.
An der Uni Düsseldorf sei er jahrelang als Student für Englisch und Geschichte eingeschrieben gewesen, verriet Campino. "Aus terminlichen Gründen habe ich es nicht geschafft, eine Vorlesung zu besuchen." Die Uni habe ihm sein jahrelanges Fernbleiben zum Glück nie übel genommen und er habe immer brav seinen Studentenbeitrag überwiesen.
Bei einem Auftritt mit den Toten Hosen in der Uni-Mensa seien dann 1985 aber auch noch Deckenleuchten und Klos zu Bruch gegangen "Das war der Moment, wo ich mit einem Hausverbot rechnen musste - aber ich war es ja nicht", sagte der Rockmusiker.
Uni-Rektorin Anja Steinbeck sagte, Campino sei als Gastprofessor eine fast zwingende Besetzung. Schon Professur- und Uni-Namensgeber Heinrich Heine sei gegen Establishment und überkommene Konventionen angetreten.
"Als Systemkritiker kann ich kaum noch herhalten. Ich komme als Elder Statesman", sagte Campino. "Ich bringe nichts mit, außer Begeisterung für Texte, die mir etwas bedeuten." Das waren Texte von Kästner, Brecht, Wader, Heine - mal als Gedicht, mal als Lied.
"Die gesammelten Gedichte von Erich Kästner sollte jeder gelesen haben, empfahl Campino. Und: "Wir stehen vor einer großen Aufgabe. Wir alle gegen die Dummheit. Da wird jede Stimme gebraucht."
30.000 Menschen hatten sich um einen Platz in Campinos Vorlesung beworben, 650 passten in den größten Hörsaal der Uni. Titel der Antrittsvorlesung: "Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer. Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik".
Vor Campino waren Helmut Schmidt, Juli Zeh, Wolf Biermann, Siegfried Lenz, Joschka Fischer, Antje Vollmer, Karl Kardinal Lehmann, Ulrich Wickert, Joachim Gauck und zuletzt Klaus-Maria Brandauer Heine-Gastprofessoren. Erster Heinrich-Heine-Gastprofessor war 1991 Marcel Reich-Ranicki.
Zusammenfassung
- Tote-Hosen-Frontmann Campino, 61, hat in seiner Antrittsvorlesung als Gastprofessor der Heinrich-Heine-Universität die Entstehung des Punk als späte Reaktion auf die NS-Zeit dargestellt.
- Campino, der an der Uni Düsseldorf für Englisch und Geschichte eingeschrieben war, betonte die Wichtigkeit von Texten und empfahl die Gedichte von Erich Kästner.
- Für Campinos Vorlesung 'Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer. Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik' bewarben sich 30.000 Menschen, Platz fanden 650 im größten Hörsaal.