Festspiele Reichenau landen mit Nestroys "Jux" Volltreffer
Es war ein Abend wie zu den Glanzzeiten der Festspiele. Nicht nur Meyers Regie stimmt bis ins kleinste Detail, auch das Ensemble ist ideal zusammengesetzt. Den Gewürzkrämer Zangler gibt Robert Reinagl mit bärbeißigem Charme, David Oberkogler ist ein sympathischer Weinberl, als Christopherl spielt Paula Nocker ihre burschikosen Qualitäten aus. Kaspar Simonischek und Alexandra Schmidt sind ein reizendes Liebespaar, Karin Lischka als Madame Knorr, Maxi Blaha als Frau von Fischer und Mercedes Echerer als Fräulein von Blumenblatt ergeben ein herrlich schräges Damentrio.
Schräg und dennoch passend ist auch die musikalische Gestaltung durch Milos Todorovski (Akkordeon) und Jon Sass (Tuba). Klingt die Ouvertüre fast nach Gershwin, swingt es im weiteren Verlauf oft alpenländisch angehaucht dahin. Und die Couplets, vor allem jene Oberkoglers, entbehren nicht manch bissiger Anspielungen auf die heimische Politik: Von der blauschwarzen Koalition in Niederösterreich bis zur Auszählungsblamage bei der SPÖ werden einige Quittungen ausgestellt.
Das ästhetische Bühnenbild von Christof Cremer erweist sich auch als funktionell. Die Kostüme wiederum vermeiden den Eindruck von verharmlosendem Biedermeier. Insgesamt eine überaus gelungene Produktion, die nur einen Wunsch offenlässt: Dass Robert Meyer auch weiterhin nach Reichenau zurückkehren möge.
(S E R V I C E - Festspiele Reichenau: Johann Nestroy: "Einen Jux will er sich machen"; Regie: Robert Meyer; U.a. mit Robert Meyer, Robert Reinagl, David Oberkogler, Kaspar Simonischek, Karin Lischka, Maxi Blaha, Mercedes Echerer. Weitere Aufführungen bis 6. August, Information: www.festspiele-reichenau.at)
Zusammenfassung
- Die Festspiele Reichenau starteten mit einem veritablen Volltreffer in die zweite Saison von Intendantin Maria Happel: Robert Meyer inszenierte Johann Nestroys "Einen Jux will er sich machen", spielte selbst den Hausknecht Melchior und feierte ein triumphales Comeback an jener Spielstätte, die er von 1988 bis 1999 künstlerisch mitgeprägt hat. Viel Jubel nach der Premiere am Samstagabend.