Erde, Sand und Lehm: Drei Ausstellungen im Museumsquartier
Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit und Klimathemen waren der neuen Museumsquartier-Chefin Bettina Leidl schon in ihrer Zeit als Direktorin des Kunst Haus Wien ein Anliegen. Die bis 7. Mai laufende Ausstellungs-Trias beleuchtet nun diesen Themenkomplex aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Journalistisch-dokumentarisch widmen sich Frauke Huber und Uwe H. Martin im MQ Freiraum den Problemen, mit denen die Landwirtschaft in vielen Teilen der Erde zu kämpfen hat, bzw. sie überhaupt erst verursacht: "Klimawandel ist die Folge von dem, was wir treiben. Landwirtschaft ist die größte Industrie auf der Erde - und damit auch das größte Thema unserer Zeit", sagte Martin bei der heutigen Presseführung. Sie sei der größte Treiber von Artensterben, Bodenerosion und Wassermangel, für Übernutzung von Böden ebenso verantwortlich wie für ein Viertel aller Treibhausgase.
Sein Projekt "LandRush", das in Dokumentarfilme ebenso mündet wie in Magazin-Artikel, betreibt das Paar, das sich gleichermaßen als Künstler und Journalisten versteht, seit 16 Jahren. "Wir bleiben immer lange vor Ort. Das ist uns total wichtig", sagte Huber. "Wir lernen extrem viel dabei. 80 Prozent unserer Vor-Recherche müssen wir dann über Bord werfen, denn vor Ort ist meist alles anders." Indien und Brasilien, Mexiko und Zentralasien sind ebenso Schauplätze wie Mecklenburg-Vorpommern. Es geht um die großen Saatgut-Konzerne, um Wasser- und Landrechte, um Umweltgerechtigkeit.
Dabei gibt es viel zu sehen, denn die in drei Themenblöcke ("LandRush", "White Gold" und "Dry West") gegliederte Multikanal-Videoinstallation arbeitet mit großen Projektionen und kleinen Monitoren. "Es geht darum, Menschen mit schönen Bildern in ein Thema reinzuziehen und sie dann vertiefend zu informieren", so Martin. Was später einmal zu News werde, kündige sich in dem von ihnen gesammelten Material in der Regel schon viele Jahre davor an. Am Salton Sea in Südkalifornien sind die beiden Deutschen gerade dabei, ihre reine Beobachterposition zu verlassen: Dort bauen sie einen Campus, einen Wüstengarten und ein Forschungslabor, das sich mit den ökosozialen Veränderungen in der Region beschäftigt.
Vis-a-vis im MQ Salon haben die beiden ungarischen Künstlerinnen Karina Mendreczky und Katalin Kortmann Járay ihre Installation "Oasis" aufgebaut. Angelpunkt ihres Arrangements, in dem ein schmaler Weg durch eine aufgeschüttete Sandlandschaft an Skulpturen, Objekten und vertrockneten Pflanzen vorbeiführt, ist der Animismus, eine Weltanschauung, die auch Objekten eine Seele zuspricht. Dieses alte Denken bekomme im Zeitalter der Klimakrise neue Aktualität, sagte MQ-Chefkuratorin Verena Kaspar-Eisert: "Wir fühlen uns zunehmend schuldig gegenüber der Natur."
Ganz unschuldig lässt sich dagegen das Objekt "ENZA" betrachten, das die TU Wien-Studentinnen Cosma Kremser und Lea Fröhlinger in der MQ Art Box, einer im MQ-Hof vor dem Leopold Museum stehenden großen Vitrine, platziert haben. Das über ein Enzi gelegte lehmgetränkte Tuch bildet in getrockneter Form einen üppigen Faltenwurf, verweist auf Lehm als Baumaterial mit minimalem ökologischen Fußabdruck - und auf die ab 8. März im Architekturzentrum Wien gezeigte Ausstellung "Architektur für die Zukunft". Dort wird die stark auf traditionelle klimaneutrale Materialien wie Bambus, Kalk und Lehm zurückgreifende pakistanische Architektin Yasmeen Lari im Mittelpunkt stehen.
(S E R V I C E - Ausstellungen "LandRush" im MQ Freiraum, "Oasis" im MQ Salon und "ENZA" in der MQ Art Box, 23.2. bis 7.5. Museumsquartier Wien, www.mqw.at)
Zusammenfassung
- Dabei steht weniger die Kunst als das Klima im Mittelpunkt.
- "Es geht darum, Menschen mit schönen Bildern in ein Thema reinzuziehen und sie dann vertiefend zu informieren", so Martin.