APA/APA/TEAM FOTOKERSCHI / WERNER KERSCHBAUMMAYR/TEAM FOTOKERSCHI / WERNER KERSCH

Entlassener LIVA-Chef zieht gegen Stadt Linz vor Gericht

Der Prozess des entlassenen künstlerischen Geschäftsführers der LIVA (Linzer Veranstaltungsgesellschaft), Dietmar Kerschbaum, gegen die Stadt Linz geht am Donnerstag in die erste Runde. Kerschbaum fordert knapp drei Millionen Euro Schadenersatz, weil die zur Stadt gehörende LIVA seine künstlerische Karriere zerstört habe. Er war wegen des Verdachts von Compliance-Verstößen und In-Sich-Geschäften erst freigestellt und im Juli entlassen worden. Die Stadt bleibt gelassen.

In einer ersten Tagsatzung soll nun der Prozessablauf festgelegt werden. Eine außergerichtliche Einigung scheiterte. Neben der finanziellen Entschädigung will Kerschbaum auch seinen Namen wiederherstellen.

Wie das Landesgericht Linz als Arbeits- und Sozialgericht vor Verhandlungsbeginn mitteilte, erhebt Kerschbaum mehrere Feststellungsbegehren. Im Wesentlichen geht es darum, dass sein Vertrag noch bis Ende Juli 2027 gelaufen wäre. Durch seine Entlassung im Juli des Vorjahres entgeht Kerschbaum nicht nur die Bezahlung für diesen Zeitraum, er fürchtet auch, aufgrund der Causa keine weiteren Engagements als Sänger oder Kunstmanager zu bekommen.

Zudem fordert er u.a. rund 105.000 Euro an Kündigungsentschädigung und Urlaubsersatzleistung, 35.000 Euro Schadenersatz wegen eines verhinderten Engagements in Peking und 10.000 Euro Schmerzengeld, weil er aufgrund von Mobbingvorwürfen durch den "faktischen Geschäftsführer der LIVA", den ehemaligen Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), in psychotherapeutischer Behandlung sei.

LIVA bestreitet Forderungen

Die städtische LIVA bestreitet die Forderungen. Man sehe sehr wohl das Vorliegen von Entlassungsgründen wie unentschuldigtes Fernbleiben vom Dienst, Verletzung von Berichtspflichten gegenüber dem Aufsichtsrat, Untreue im Zusammenhang mit dem Lido-Sounds-Festival, Verwendung von betrieblichen Ressourcen für private Zwecke, Spesenabrechnungen in unzulässiger Höhe und problematisches Führungsverhalten. Der designierte Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) hält die Rechtsposition der Stadt für die bessere und geht optimistisch in den Prozess, wie er am Wochenende am Rande eines Medientermins anlässlich der Bürgermeisterwahl sagte.

Die LIVA-Affäre um die geschobene Bestellung Kerschbaums kostete nicht nur diesen sondern auch Prammers Vorgänger, Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), den Job. Er hatte Kerschbaum vorab die Hearing-Fragen zukommen lassen. Auch das Dienstverhältnis mit dem im März bestellten kaufmännischen Leiter Rene Esterbauer wurde im Oktober des Vorjahres einvernehmlich aufgelöst. Derzeit führen Johanna Möslinger künstlerisch und Rechtsanwalt Alexander Stefan kaufmännisch interimistisch die Geschäfte - ein neues Führungsduo wird bereits gesucht. Gegen Luger ermittelt die Staatsanwaltschaft Linz wegen des Verdachts der Untreue.

Zusammenfassung
  • Der entlassene LIVA-Chef Dietmar Kerschbaum fordert knapp drei Millionen Euro Schadenersatz von der Stadt Linz, da er seine künstlerische Karriere durch die Entlassung zerstört sieht.
  • Neben finanziellen Forderungen erhebt Kerschbaum auch Ansprüche auf 105.000 Euro Kündigungsentschädigung und Urlaubsersatzleistung sowie 10.000 Euro Schmerzengeld aufgrund von Mobbingvorwürfen.
  • Die Stadt Linz bestreitet die Vorwürfe und sieht Entlassungsgründe wie unentschuldigtes Fernbleiben und Untreue, während der designierte Bürgermeister Dietmar Prammer optimistisch in den Prozess geht.