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Ein Leben für die Bühne: Maria Bill wird 75

Lange Jahre war sie - nach einer Karriere an der Josefstadt und am Burgtheater - ein Fixstern am Volkstheater, parallel dazu reüssierte sie als Interpretin von Chansons von Jacques Brel und Edith Piaf. Derzeit überzeugt sie in der Nöstlinger-Verfilmung "Neue Geschichten vom Franz": Am Mittwoch feiert die Schauspielerin und Sängerin Maria Bill ihren 75. Geburtstag. Am 20. November gastiert sie mit ihrem Erfolgsprogramm "Bill singt Piaf" im Wiener Konzerthaus.

Geboren wurde Bill am 15. November 1948 in St. Gallen in der Schweiz und wuchs gemeinsam mit ihren Eltern und ihren drei Schwestern im Kinderdorf Pestalozzi, einem internationalen Dorf für Kriegs- und Sozialwaisen, das ihr Vater leitete, auf. Nach Abschluss des Gymnasiums absolvierte sie eine Schauspielausbildung an der Schauspielakademie Zürich und an der Ecole Jaques Lecoq in Paris.

Es folgten erste Engagements am Neumarkttheater in Zürich und an der Freien Volksbühne Berlin, ehe Maria Bill 1978 nach Wien ans Schauspielhaus kam, wo sie u.a. als Hölderlins "Antigone", als Mutter Ubu in "Ubu Roi", als Königin in "Hamlet" und Desdemona in "Othello" zu sehen war. Den großen Durchbruch brachte aber im Jahr 1982 die Rolle der Edith Piaf in Pan Gems' gleichnamigem Musical, das Michael Schottenberg inszenierte. Für ihre Darstellung wurde die Künstlerin 1983 mit der Kainzmedaille und dem Goldenen Theatertaler der Stadt Berlin ausgezeichnet.

Nach diesem Sensationserfolg spielte sie an zahlreichen Wiener Theatern, u.a. an der Josefstadt (1981 bis 1983), am Burgtheater (1983 bis 1993), im Ronacher, bei den Wiener Festwochen, den Salzburger Festspielen und in diversen Produktionen des "Theater im Kopf" ihres damaligen Mannes Michael Schottenberg. Unter der Direktion von Emmy Werner wechselte Bill 1995 ans Volkstheater, wo sie unter anderem als Salome in Nestroys "Talisman" (wofür sie den Karl-Skraup-Preis 2001/02 erhielt) und Mutter Courage in Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" zu erleben war.

Auch in der Ära Schottenberg blieb Bill dem Volkstheater treu und war u.a. in Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf", als Valerie in Horvaths "Geschichten aus dem Wiener Wald" und in Yazmina Resas "Ein spanisches Stück" zu erleben. 2011 trennten sich Schottenberg und Bill nach 35 Ehejahren, arbeiteten aber weiterhin zusammen, zuletzt im Jahr 2014 mit "Die Sieben Todsünden" im Volkstheater. 2021 war Bill in den Kammerspielen der Josefstadt an der Seite von Hausherrn Herbert Föttinger in der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht/Kurt Weill zu erleben, 2022 folgte ebendort eine Rolle in Torsten Fischers Inszenierung von "Was ihr wollt".

Neben der Schauspielerei begann die Künstlerin auch zu texten und zu komponieren. 1983 veröffentlichte sie unter dem Titel "Maria Bill" ihr erstes Album, das auch prompt vergoldet wurde. In Erinnerung geblieben ist davon vor allem der Hit "I mecht landen". 1985 erschien die Platte "Jetzt" und 1987 folgte "Bill Drei". Auf ihrer CD "Maria Bill singt Edith Piaf" aus dem Jahr 1997 sind u.a. die bekannten Chansons "Milord" und "Je ne regrette rien" zu hören. 2001 erschien "Maria Bill singt Jacques Brel", 2004 folgte "Jung & schön" mit eigenen Liedern. 2013 legte sie mit "Bill singt Piaf" ihre bisher letzte CD auf, mit deren Programm sie nach wie vor Konzerte gibt.

Neben dem Theater und der Musik stellte Bill ihre Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit in zahlreichen Film- und Fernsehrollen unter Beweis. Zu ihren bekanntesten Filmen gehören "Das zehnte Jahr" (Regie: Käthe Kratz), "Crazy Moon" (Regie: Peter Patzak) und "Averills Ankommen" (Regie: Michael Schottenberg). Schottenbergs Streifen wurde 1992 als österreichischer Beitrag zu den internationalen Filmfestspielen nach Cannes eingeladen und erhielt 1993 bei einem Festival in Houston einen Preis als bester ausländischer Film. Ein Wiedersehen gab es zuletzt in der Nöstlinger-Verfilmung "Neue Geschichten vom Franz", wo sie die strenge und grantige Nachbarin Frau Berger gibt, die sich als liebenswerte Theaternärrin entpuppt.

Im Jahr 2010 erhielt Maria Bill das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien, für ihre Rolle als Jenny in "Die Dreigroschenoper" im Volkstheater wurde sie 2012 mit einem Nestroy-Preis für die beste Nebenrolle gewürdigt. 2014 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt und im Rahmen des Dorothea-Neff-Preises als Publikumsliebling ausgezeichnet. Ihr Piaf-Konzert am 20. November im Konzerthaus ist bereits ausverkauft, ein Zusatz-Termin ist für den 10. April 2024 geplant. (S E R V I C E - www.mariabill.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Lange Jahre war sie - nach einer Karriere an der Josefstadt und am Burgtheater - ein Fixstern am Volkstheater, parallel dazu reüssierte sie als Interpretin von Chansons von Jacques Brel und Edith Piaf.
  • Am 20. November gastiert sie mit ihrem Erfolgsprogramm "Bill singt Piaf" im Wiener Konzerthaus.
  • 2001 erschien "Maria Bill singt Jacques Brel", 2004 folgte "Jung & schön" mit eigenen Liedern.