Einst 200, jetzt 45.000 Fans: Ed Sheeran beim Frequency
Vor 45.000 Fans sorgte er voller Spielfreude mit einem eineinhalbstündigen Hit-Feuerwerk für Begeisterung - zwölf Jahre nach seiner Frequency-Premiere. Denn 2012 war Sheeran schon einmal Gast des Festivals. Damals bestritt er einen Nachmittagsslot vor rund 200 Zuschauern. Auch so lässt sich eine Karriere vom kaum bekannten Newcomer zum Superstar beschreiben.
Der Funke sprang jedenfalls gleich mit "Castle On The Hill" über, den der 33-Jährige auch hier als Opener auf seiner Setlist hatte. Kurz darauf erklärte er all jenen, die zum ersten Mal auf einem seiner Konzerte sein sollten, die unverzichtbare Loop-Station. Schon faszinierend, wie der Musiker mit den live eingespielten Schleifen seine Songs Schicht für Schicht aufbaut und dadurch wie eine Band klingt.
Die Menge fest im Griff
Er habe in Londoner Pubs seinerzeit seine ersten Songs wie "The A-Team" gespielt und niemand sei gekommen, erzählte Sheeran. Die Zeiten haben sich geändert. Nun funktioniert diese One-Man-Show auch vor riesigem Publikum bestens. Sei es "Shivers", "Give Me Love", "Shape Of You", das für Justin Bieber komponierte "Love Yourself", "Think Out Loud", das mit ausgiebiger Rapeinlage versehene "You Need Me, I Don't Need You" oder das finale "Bad Habits" - der Singer-Songwriter aus Halifax hatte die Menge bis in die hinteren Reihen im Griff. Ein paar Feuerwerkeffekte und Visuals besorgten den Rest.
Direkt vor dem Auftritt des Headliners gehörte Calum Scott die Bühne - nur stimmig, begleitet der britischer Popsänger, der 2015 als Teilnehmer der TV-Castingshow "Britain's Got Talent" bekannt wurde, doch schon die gesamte Tour seines Landsmanns. Wer allerdings darauf hoffte, dass Scott und Sheeran wie so oft "You Are The Reason" gemeinsam singen würden, wurde enttäuscht. Scott sang das Lied, das ihm am meisten bedeute, wie er versicherte, alleine.
Festival verlängert
Kurzfristig zu Tränen gerührt dank des Publikumzuspruchs bot er soliden Pop und zum Schluss jenen Track, der seinen Durchbruch bedeuten sollte - die balladig vorgetragene Version von Robyns "Dancing On My Own", gewürzt mit Passagen von "I wanna dance with somebody" von Whitney Houston.
- Mehr lesen: So teuer ist das Bier am Frequency
Dass man im Frühjahr Ed Sheeran für einen Gig in St. Pölten verpflichten konnte, war auch der Grund, warum die heurige Festivalausgabe um einen vierten Tag verlängert wurde. Wobei es gewissermaßen ein Soft-Start war - noch ohne traditioneller zweiter Bühne (Green Stage), Red Bull Stage und Nightpark.
Ort des Geschehens war also am Mittwoch allein die Space Stage. Und auf dieser wurde ein beachtlich bunter Stilmix zelebriert. Eingeweiht wurde die Hauptbühne um 15 Uhr von Dasha, die gemütlichen, zeitweise durchaus rockigen Country-Pop samt Violin- und Banjo-Besetzung servierte.
Wummerndes DJ-Set und Oktoberfest
Einen harten Schnitt setzte dann der aus dem Kosovo stammende DJ und Musikproduzent Regard, der etwa mit einem Deep-House-Cover von Eric Prydz' "Call on me" einen Hit landete. Am Frequency lieferte er indes ein hart wummerndes DJ-Set und drehte dabei u.a. Lana del Reys "Summertime Sadness" oder den 90er-Eurodance-Hit "The Rhythm of the Night" - wobei die Nacht eigentlich noch ganz weit weg war - durch den Turntable-Fleischwolf.
-
Mehr lesen: Alle Infos zum Frequency 2024
In ruhigere Gefilde lenkte US-Singer-Songwriter David Kushner dann das Musikgeschehen. Der aus Chicago stammende Herr mit der markanten Baritonstimme arbeitete sich vor dem zunehmend heranströmenden Publikum in Schmerzensmann-Manier durch sein getragen untermaltes Liedgut, angefangen von seinem via TikTok zum ersten Hit geratenen "Miserable Man" bis zum jüngst veröffentlichten "Sweet Oblivion" - zu finden auf dem ersten Album "The Dichotomy", das Ende August herauskommt.
Ed Sheeran kehrt als Headliner zurück
Mit seinem Rummel- und Ballermanntechno, aufgezuckert mit einer wie aus dem örtlichen Musikverein entlehnten Bläser- und Quetschn-Abordnung, verwandelte Tream aus Bayern das Partygelände im Anschluss in ein riesiges Open-Air-Bierzelt. Dorfjugend, Alkohol, Frauen und Autos ziehen sich da als blau-weißer Faden durch das Werk des laut Selbstdefinition ersten Partyschlagerrappers Deutschlands, der mit um den Hals geschlungenem Bayern-Halstuch, kurzer Ledernen und Nike-Sneakers der grölenden Menge ordentlich einheizte - nicht zuletzt dank Feuerfontänen auf der Bühne. Oktoberfest lässt grüßen. Und weil man sich der Gunst der Masse ganz sicher sein wollte, wurde dann auch noch "I am from Austria" intoniert.
- Mehr lesen: Frequency kontrolliert Security
Nach dem heutigen Soft-Start gibt es am Frequency dann bis Samstag volles Programm quer durch den musikalischen Gemüsegarten. So kann das Publikum beispielsweise zwischen Punk von The Offspring, Hip-Hop von RAF Camora, Rap von Apache 207, entspannten Grooves von Peter Fox oder Clubbeats von Brutalismus 3000 wählen.
Für schweißtreibende Tage ist also gesorgt - nicht zuletzt aufgrund der weiter anhaltenden Hitze, wobei das eine oder andere Gewitter zwischendurch für eine kurze Erfrischung sorgen könnte.
Wie heiß wird es am Frequency Festival?
Zusammenfassung
- Ed Sheeran begeisterte als Headliner des ersten Tages des Frequency-Festivals in St. Pölten vor 45.000 Fans.
- Sheeran nutzte nur eine Gitarre, ein Mikrofon und eine Loop-Station für sein eineinhalbstündiges Hit-Feuerwerk.
- Calum Scott, der 2015 bei 'Britain's Got Talent' bekannt wurde, trat vor Sheeran auf, sang aber 'You Are The Reason' alleine.
- Das Festival wurde um einen vierten Tag verlängert, um Sheeran als Headliner zu gewinnen, und es kommen täglich 45.000 Besucher.
- Innenminister Gerhard Karner betonte die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen nach den abgesagten Taylor-Swift-Konzerten.