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Dreharbeiten für neuen Brauneis-Film "AMS" in Graz und Wien

Die "unerbittlichen bürokratischen Fänge" des Arbeitsmarktservice - kurz AMS oder vielleicht auch "Arbeit muss sein" - stehen im Zentrum des neuen Spielfilms des österreichischen Regisseurs Sebastian Brauneis. Wer nun aber an einen tristen Milieufilm denkt, täuscht sich, denn die Satire will auf Möglichkeiten blicken, wie sich Menschen selbst entdecken. Die Dreharbeiten haben am 20. November in Wien begonnen. Am Montag wurden Einblicke in die Drehtage in Graz geboten.

Der Ausgang der Erzählung liegt bei Marie Wotruba, gespielt von Margarethe Tiesel, die altersarbeitslos und so zur "Kundin" des Arbeitsmarktservice wird. Dort trifft sie auf Langzeitarbeitslose und ihre individuellen Probleme mit dem AMS. Sie verbündet sich mit ihnen und will mit ihren Mitstreitern und deren jeweiligen Talenten den Arbeitsmarkt zurückerobern. Mit dabei ist etwa auch die selbstbewusste Suna Güvenir, die Polizistin werden will, aber wegen ihres Migrationshintergrunds bei der boshaften AMS-Betreuerin Kathi Kratochwil (gespielt von Marie-Luise Stockinger) auf Granit beißt.

Suna wird von Mariam Hage, die kürzlich in der Serie "Die Fälle der Gerti B." als führende Ermittlerin zu sehen war, dargestellt. Hage ist für die Dreharbeiten noch bis Dienstag in Graz und betonte im Pressegespräch die familiäre Zusammenarbeit am Set von Brauneis: "Wir haben viel Mitsprache, wie wir es gestalten wollen. Es gibt hier keinen Star, wir sind alle auf einer Ebene", das schätze sie. Tiesel, die im Gegensatz zu Hage schon Jahrzehnte im Filmgeschäft ist, unterstrich das: "Sonst ist Film sehr hierarchisch."

Lukas Watzl, der im Film den AMS-Call Center-Mitarbeiter Markus verkörpert, sieht im Drehbuch, das von Brauneis in Kooperation mit Lily Ringler und Helmut Emersberger geschrieben wurde, eine Art "Märchen": "Es behandelt harte Themen mit einem liebevollen und hoffnungsvollen Blick." Das sei auch Brauneis wichtig, denn man "soll auch etwas zum Lachen haben". Dabei will er aber nicht, dass das Publikum über die Protagonistinnen und Protagonisten lacht, sondern mit ihnen. Selbst "die Bösen" würden nicht nur schlecht wegkommen: "Sie machen es aus eigener Sicht eh so gut sie können." Laut Hage sprühe das Drehbuch vor Menschlichkeit, denn auch "die kleinen Helden sind wichtig", ergänzte die in Graz lebende Tiesel. Mehr wollten die Darstellerinnen und Darsteller sowie das Produktionsteam über den Plot noch nicht verraten.

Gedreht wird noch bis zum 20. Dezember - vorrangig in Wien. Das Budget für den Film, der im Frühjahr fertig sein soll, beträgt 500.000 Euro, wobei es dafür Förderungen unter anderem vom Ministerium für Kunst und Kultur, dem Österreichischen Filminstitut und der Stadt Graz gab. Für die Drehorte in der steirischen Landeshauptstadt hat sich vor allem Barbara Rosanelli von der Grazer Filmcommission eingesetzt. Szenen werden sowohl im Stadtpark - unter anderem nachts - wie auch im und um das Wirtshaus "Ferl's Weinstube" gedreht.

Die Drehorte werden im Film allerdings wohl nicht namentlich genannt werden, denn Brauneis will wie schon bei seinen früheren Filmen als Stilmittel die Drehorte vermischen. So kann es durchaus sein, dass ein Kameraschuss Graz zeigt und im Gegenschuss ein Straßenzug aus Wien zu sehen ist. "Da ist immer etwas Witz dabei", schilderte Produktionsleiter Jakob Serdaroglu. Er betonte weiters, dass nach dem Prinzip des sogenannten Green Filming gearbeitet wird. Dabei sollen möglichst viele CO2-Emissionen reduziert werden. So komme etwa besonders viel natürliches Licht statt stromfressende Leuchten zum Einsatz. Gespart werde auch bei Make-up und Kostümen: Die Schauspielerinnen und Schauspieler erhalten ein gewisses Budget und einen groben Dresscode, besorgen sich selbst ihre Kleidung oder nutzen Privatkleidung für den Dreh und stylen sich auch selbst. Ein Maske-Team ist daher am Set kaum erforderlich, erklärte Serdaroglu im APA-Gespräch.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Dreharbeiten für den neuen Film 'AMS' von Sebastian Brauneis begannen am 20. November in Wien und werden bis zum 20. Dezember fortgesetzt, mit einem Budget von 500.000 Euro.
  • Im Zentrum der Handlung steht Marie Wotruba, gespielt von Margarethe Tiesel, die sich mit anderen Arbeitslosen zusammenschließt, um den Arbeitsmarkt zurückzuerobern.
  • Der Film legt Wert auf Green Filming, um CO2-Emissionen zu reduzieren, und nutzt dabei unter anderem natürliches Licht und minimale Make-up-Kosten.