APA/Chris Guetl / SKG Kulturhauptstadt

Die Kulturhauptstadt Salzkammergut setzt auf Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit auf allen Ebenen sollte für eine Europäische Kulturhauptstadt heutzutage eine Selbstverständlichkeit sein. "Ich bin 29 und seit einigen Jahren im Kulturbetrieb. Ich kenne nichts anderes als Sensibilität gegenüber diesen Themen", sagt Christina Jaritsch. Die aus Ebensee stammende Politikwissenschafterin ist im Leitungsteam der Kulturhauptstadt 2024 Salzkammergut u.a. für Ökologie, Landwirtschaft und Soziales zuständig. Sie hat viel zu tun.

Zwei grundsätzliche Aspekte kennzeichnen die Nachhaltigkeitsbemühungen der Kulturhauptstadt, erklärt Jaritsch im Gespräch mit der APA. Einerseits gibt es das Bemühen, die Programmlinien weit über eine herkömmliche Kulturveranstaltung hinaus aufzusetzen und wirken zu lassen, andererseits besteht das Bekenntnis, als Veranstalter selbst verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen. Man sei Klimabündnis-Betrieb und werde vom Klimabündnis OÖ begleitet, habe Mindestanforderungen für nachhaltige Veranstaltungen in den Verträgen mit den Projektträgern verankert und lasse die Eröffnung mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Green Events zertifizieren. "Alles, was wir in diesem Zusammenhang machen, machen wir aus freien Stücken. Es gibt dazu keinerlei Auflage seitens der Fördergeber", betont Jaritsch, die seit dem Zuschlag für das Salzkammergut mit dabei ist und betont, wie wichtig es sei, dass derartiges ökologisches Bewusstsein aus den Teams selbst kommen müsse. Internationale Referenten bei den wissenschaftlichen Tagungen werden etwa nicht eingeflogen, sondern gebeten, ihre Beiträge per Videoschaltung zu leisten.

Dass Nachhaltigkeit im ländlichen Raum besonders herausfordernd ist, weiß Jaritsch, die auch einen Lehrabschluss als Landwirtschaftliche Facharbeiterin hat und im Familienbetrieb mitarbeitet, nur zu gut. Hier ist öffentlicher Nahverkehr ebenso keine einfache Sache wie der Schutz von Naturräumen oder der Kampf gegen Bodenversiegelung und Leerstand. Bei vielen Dingen könne man nur "Anstöße geben", sagt die Programmmanagerin und verweist etwa auf die Anreise der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für die Verdichtung der Fahrpläne von Bus und Bahn sei man in engem Austausch mit den ÖBB und den Verkehrsverbünden der Region. "Wir hoffen, dass die Nachfrage da ist und dass davon auch etwas bleiben wird. Beeinflussen können wir das nur bedingt." Gleichzeitig müsse man zugeben, dass man nicht ganz auf öffentlichen Verkehr setzen könne: "Für die Eröffnungstage werden wir etwa nicht ohne zusätzliche Parkplätze auskommen können."

Bei den Veranstaltungen und Initiativen setzt vor allem die Programmlinie "Globallokal - Building the New" Akzente in Sachen Nachhaltigkeit. "Wichtig ist mir die Vermischung und gegenseitige Befruchtung von Kunst und Wissenschaft", so Jaritsch. "Es muss bei allen Projekten einen Dialog geben." Das Angebot reicht vom "Big Green Project", bei dem Kunstinstitutionen und Forschungseinrichtungen aus ganz Europa in lokalen Fokusgruppen an Initiativen zur Klimawende arbeiten und sich koordinieren, über eine sich an einer Idee des Philosophen und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz orientierende "Akademie der Spiele" im September an der Konrad Lorenz Forschungsstelle im Grünau im Almtal bis zu der von Hubert von Goisern unterstützten Initiative "Bodenschutz Salzkammergut", in der regionale "Handlungsoptionen für bodensparende Politik" erarbeitet wurden.

Die Kulturhauptstadt will dazu beitragen, die Baukultur zu fördern, Leerstände zu beseitigen und Revitalisierungen den Vorrang gegenüber Neubauten zu geben. "Das Bewusstsein dafür steigt", ist Jaritsch überzeugt. Die Kulturhauptstadt Salzkammergut soll das Tempo dieses Bewusstseinswandels beschleunigen. Ob man damit erfolgreich war, sollte Jaritsch dann als Erste genauer wissen: Sie ist im Kulturhauptstadt-Team auch für Evaluierung zuständig.

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - https://www.salzkammergut-2024.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Nachhaltigkeit auf allen Ebenen sollte für eine Europäische Kulturhauptstadt heutzutage eine Selbstverständlichkeit sein.
  • Zwei grundsätzliche Aspekte kennzeichnen die Nachhaltigkeitsbemühungen der Kulturhauptstadt, erklärt Jaritsch im Gespräch mit der APA.
  • Beeinflussen können wir das nur bedingt."
  • Bei den Veranstaltungen und Initiativen setzt vor allem die Programmlinie "Globallokal - Building the New" Akzente in Sachen Nachhaltigkeit.