Das Grazer Theater im Bahnhof erkundet Neuland
Es sind vorerst drei Pakte oder Bündnisse, die für das neue Spieljahr im Theater im Bahnhof geschlossen wurden. "Wir gehen auf andere zu und versuchen, künstlerische Allianzen zu schließen. Mit diesen Pakten wollen wir künstlerisches Neuland betreten", sagte Ed. Hauswirth vom Leitungsteam des TiB am Dienstag. Damit möchte man eingespielte Verfahrens- und Arbeitsweisen verlassen und die gewohnten Bahnen verändern.
Im Pakt mit dem Grazer Netzwerkprojekt Das Grüne Band entsteht beispielsweise bis zum Mai 2025 die "Chronik der Dinge, die wir nicht verstehen". Der Fleckenteppich an Grünräumen, der sich von West nach Ost durch die Stadt zieht, spielt darin die Hauptrolle. Es geht aber auch um trübe Wasser, städtische Hitzeinseln, versiegelte Straßen und die Frage, was der Ausgang der jüngsten Wahlen für diese Orte bedeutet. Die TiB-Ensemblemitglieder werden sich dazu an spezifische Orte der Stadt begeben, dort auf Mitglieder des Netzwerkprojektes stoßen und gemeinsam versuchen, diese Orte besser zu verstehen. Der Prozess wird gefilmt und die Videos wiederum zu einem Stück verarbeitet, umrissen Johanna Hierzegger und Eva Maria Hofer die Herangehensweise. Premiere ist am 5. Mai, geplant sind rund ein Dutzend Vorstellungen.
Einen Living-Game-Theaterabend kann man sich als Ergebnis des TiB-Paktes mit dem Grazer Kollektiv Total Refusal erwarten: In "Let's play I am old and tired" reflektieren das Kollektiv - das sich mit Hochglanzvideospielen auseinandersetzt - und das TiB die Differenz zwischen real-weltlichen und digitalen Körperlichkeiten. "Während die Helden im Videospiel immer stärker werden und das Spiel endet, wenn der Avatar alle Potenziale entfaltet hat, befinden wir uns in einer zunehmend alternden und dauererschöpften Gesellschaft", so Lorenz Kabas. In dem von Monika und Robin Klengl konzipierten Projekt werden sich er und Jacob Banigan an den Theaterabenden im kommenden Herbst mit zwei Avataren durch den Abend spielen.
Ein weiterer Pakt ist als Co-Produktion des TiB und Planetenparty-Prinzip mit dem steirischen herbst geplant. Über Details hüllten sich die TiB-Verantwortlichen jedoch vorerst in Schweigen. Die Premiere soll jedenfalls im Oktober stattfinden.
Den Anfang der neuen TiB-Saison macht jedenfalls eine neue improvisierte Serie namens "Gas Toni. Ein Familienbetrieb am Kipppunkt" am 23. Jänner. Im Mittelpunkt steht ein krisengeschütteltes Installationsunternehmen, in dessen Führungsebene und Belegschaft sich eine explosive Gemengelage an politischen Haltungen und Meinungen entwickelt hat. "Sie ist unsere Reaktion auf das Ergebnis der letzten Nationalratswahl und dem aktuellen Zeitgeschehen in Österreich", sagte Lorenz Kabas, der mit Jacob Banigan das Konzept dazu erstellt hat. Die erste Staffel wird bis Ende April jeweils am letzten Donnerstag des Monats zu sehen sein.
Eine erfreuliche Nachricht gibt es auch für Wiener Freunde des Theater im Bahnhof: Die Produktion "Herbstfest auf dem Lande - Familiengeheimnis in zwei Teilen" wird am 7., 8. und 10. Februar im TAG-Theater in der Gumpendorfer Straße zu sehen sein. Und im Wiener WUK wird am 19., 20. und 21. Februar die Europa-Trilogie "Blind Date Europa" gezeigt.
Die bewährten Formate "Montag. Die improvisierte Show" im Orpheum und die englischsprachige Kultimprovisation "Game of Death" mit Jacob Banigan gehen jeweils in ein weiteres Spieljahr.
(S E R VI C E - www.theater-im-bahnhof.com/de)
Zusammenfassung
- Das Grazer Theater im Bahnhof (TiB) startet sein Jahresprogramm 2025 unter dem Motto 'Neue Pakte', mit einer neuen Impro-Serie 'Gas Toni', die am 23. Januar Premiere feiert und bis April läuft.
- Ein künstlerisches Bündnis mit dem Grazer Netzwerkprojekt Das Grüne Band führt zur Entstehung der 'Chronik der Dinge, die wir nicht verstehen', die am 5. Mai Premiere hat.
- Weitere Kooperationen umfassen einen Living-Game-Theaterabend mit Total Refusal und eine geheime Co-Produktion mit dem steirischen herbst, die im Oktober Premiere feiern soll.