"Das Leben zwingt alle zum Rasten": Schenk beigesetzt
"Schon traurig das Ganze", sagte eine Bewunderin, bevor sie in einem Meer von Menschen verschwand. "Er war ein wunderbarer Mensch", meinten auch zwei Damen, die Abschied nehmen wollten von dem "Wiener Original". Beim Tor 2 am Wiener Zentralfriedhof waren heute Nachmittag Hunderte von Menschen zusammengekommen, um dem am 9. Jänner im Alter von 94 Jahren verstorbenen Schauspieler, Regisseur und ehemaligen Direktor des Theaters in der Josefstadt die letzte Ehre zu erweisen. In dunkelblauen Waffenröcken mit Stehkragen, in Stiefeln und Tschakos, steifen Kappen aus schwarzem Filz, wartete die Militärkapelle auf das Zeichen des "Dirigenten" Konstantin Schenk, bevor diese letzte Inszenierung des Vaters über die Bühne ging.
Dann die Trommeln. "Wien bleibt Wien" war das erste Lied. Dompfarrer Toni Faber führte den Trauerzug, darunter Angehörige, aber auch heimische Künstler, vorbei an Gräbern von Udo Jürgens und der Familie Wittgenstein, zu Schenks Ehrengrab, wo seine geliebte Frau, die vor zwei Jahren starb, schon auf ihn "wartete". In guter Gesellschaft: zwischen der Opernsängerin Renate Holm und Fußballer Hans Menasse. "Gott wird Otto Schenk wieder zum Leben erwecken", sprach Dompfarrer Toni Faber vor dem mit Rosen geschmückten Sarg. Die Staatsoper hatte einen Rosenblumenkranz geschickt, ebenso der Bürgermeister, der Bundespräsident und Kulturminister Werner Kogler (Grüne): "Unvergessen. Danke."
Sohn Konstantin bedankte sich bei all den "lieben Wienern" und "Freunden von Otti", die gekommen waren, um "Abschied zu nehmen von diesem großen Menschendarsteller". "Wir müssen ihm dafür danken", fuhr er fort. "Er hat uns alle durchschaut." Auch von der Mutter verabschiedete er sich ein zweites Mal. "Eine strenge Mutter", hielt er inne, die seinem Vater "den Tag freigeschaufelt" habe, damit der sich der Kunst widmen konnte. "War einmal ein Bumerang", rezitierte er dann die wohl berühmteste Zugabe seines Vaters schluckend, "war ein Weniges zu lang. Bumerang flog ein Stück, aber kam nicht mehr zurück. Publikum - noch stundenlang - wartete auf Bumerang."
Ein letzter Applaus
Aus den Lautsprechern war Otto Schenk dann selbst auf seinem eigenen Begräbnis zu hören. "Die Menschen zanken und streiten, vielmehr als notwendig is' und machen die Welt sich bei Zeiten zur Höll' statt zu an Paradies (...), doch nützt ja kein Jagen und Hasten, das Schicksal nimmt immer sein' Lauf, das Leben zwingt einmal alle zum Rasten, dann kommen sie endlich darauf". Ein letzter Applaus für Otto Schenk, bevor sein Sarg, begleitet von "La vergine degli angeli", das Finale des zweiten Akts von Giuseppe Verdis "La forza del destino", unter der Erde verschwand.
"Er war universalkompetent und menschlich", sagte ein Gast ganz offensichtlich gerührt. Wenn eines klar wurde an diesem Tag, dann, dass dieser Künstler und Mensch die Herzen der Wiener und Wienerinnen berührte. "Im Grunde ist für mich überall Zuhause, wo Renée mit mir ist", soll er einmal gesagt haben. "Sie ist meine wichtigste Heimat." Heute ist der "Otti" endgültig nach Hause gegangen.
Zusammenfassung
- Otto Schenk, der am 9. Januar im Alter von 94 Jahren verstarb, wurde am Donnerstag am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Hunderte Menschen, darunter Künstler und Persönlichkeiten, nahmen an der Zeremonie teil.
- Dompfarrer Toni Faber erinnerte in seiner Rede an Schenks Wiedervereinigung mit seiner Frau Renée und betonte die Bedeutung des Künstlers für Wien. Die Staatsoper und politische Würdenträger ehrten Schenk mit Kränzen.
- Ein letzter Applaus erklang für Schenk, begleitet von Verdis 'La forza del destino', während Sohn Konstantin Schenk den Anwesenden für ihre Anteilnahme dankte und an die künstlerische Bedeutung seines Vaters erinnerte.