Coming-Of-Age in Vorstadthölle: Neues Buch von Stefan Wimmer

Dem deutschen Journalisten Stefan Wimmer ist es mit seinen Romanen "Die 120 Tage von Tulum" und "Der König von Mexiko" gelungen, mit derben Komödien Kultstatus zu erlangen und gleichzeitig das Feuilleton für sich zu gewinnen. Nun schrieb er eine amüsante Coming-Of-Age-Geschichte in der Münchner Vorstadthölle - zumindest ist sie das für die Protagonisten in "Die 12 Leidensstationen nach Pasing".

Dem deutschen Journalisten Stefan Wimmer ist es mit seinen Romanen "Die 120 Tage von Tulum" und "Der König von Mexiko" gelungen, mit derben Komödien Kultstatus zu erlangen und gleichzeitig das Feuilleton für sich zu gewinnen. Nun schrieb er eine amüsante Coming-Of-Age-Geschichte in der Münchner Vorstadthölle - zumindest ist sie das für die Protagonisten in "Die 12 Leidensstationen nach Pasing".

Sommer 1985: "Stevie" Wimmer und seine Kajal-Clique, gestylt wie die großen Vorbilder von The Cure oder The Human League, wollen endlich sexuelle Erfahrungen machen. Die Schüler ziehen durch die Straßen, hören New Wave, stehlen Schallplatten, hängen am Kiosk herum, wo man den Minderjährigen Bier ausschenkt, und haben nicht nur mit Lehrern und Mädchen ihre Probleme, sondern noch dazu mit einer sich im Münchner Stadtteil Pasing herumtreibenden Schlägertruppe. Mehr Inhalt hat und braucht das Buch nicht.

Für Kinder der Achtziger mit einem Drang zum Rebellieren und Ausbrechen aus konservativen Strukturen könnte "Die 12 Leidensstationen nach Pasing" durchaus Sentimentalitätsgefühle auslösen. Man muss aber weder in München noch im erwähnten Jahrzehnt gelebt haben, um über rund 250 Seiten das Lebensgefühl der Teenager dort und damals nachvollziehen zu können. Wimmer gelingt der Spagat zwischen Achtziger-Nostalgie und Klischeevermeidung. Die Dialoge sind spritzig, die Figuren und das Umfeld gut ausgearbeitet. Trotz Komik, Sex und Jugendsprache driftet das Buch zu keinem Zeitpunkt auf billiges Comedy-Niveau ab.

"Die 12 Leidensstationen nach Pasing" ist nicht nur eine Erinnerung an erste Erfahrungen mit Frauen (oder besser: daran, bis es endlich dazu kommt), eine Hommage an Musik und deren Kraft, ein Lebensgefühl auszulösen, sondern auch eine Liebeserklärung an Jugendfreunde. Die Botschaft ist auch klar: "Geht raus und schnappt euch dieses Leben" - im Moment vielleicht nicht ganz den Pandemie-Maßnahmen angepasst, aber generell kein schlechter Rat.

(S E R V I C E - Stefan Wimmer: "Die 12 Leidensstationen nach Pasing", Heyne, Hardcover, 256 Seiten, 18,50 Euro)

ribbon Zusammenfassung
  • Dem deutschen Journalisten Stefan Wimmer ist es mit seinen Romanen "Die 120 Tage von Tulum" und "Der König von Mexiko" gelungen, mit derben Komödien Kultstatus zu erlangen und gleichzeitig das Feuilleton für sich zu gewinnen.
  • Nun schrieb er eine amüsante Coming-Of-Age-Geschichte in der Münchner Vorstadthölle - zumindest ist sie das für die Protagonisten in "Die 12 Leidensstationen nach Pasing".
  • Mehr Inhalt hat und braucht das Buch nicht.