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Chefin der Kulturbetriebe Burgenland: "Keine elitäre Blase!"

Claudia Priber ist seit 1. November die neue Geschäftsführerin der Kulturbetriebe Burgenland (KBB). Für das Programm sind andere zuständig, in ihre Zuständigkeit fallen aber unter anderem das Landesmuseum und die Landesgalerie, die Kulturzentren oder die Seefestspiele Mörbisch. Geht es nach Priber, sollen Kunst und Kultur in der Lebensrealität der Menschen Platz haben. Die Kulturzentren als "Wellnessoase für Geist und Seele", aber: "Es darf auch manchmal bisschen weh tun."

"Die burgenländische Identität ist das friedliche Zusammenleben und der Austausch der Volksgruppen. Das steht im Vordergrund für die inhaltliche Ausrichtung", erklärte Priber im APA-Interview. Intensivieren will sie hierfür auch die Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion, und die Museen möchte sie als "Klassenzimmer" verstanden wissen. Die Kulturzentren sollen für die Burgenländer als "Wohnzimmer" erlebbar sein: "Wo man sich Kulturgenuss holt und gleichzeitig fordern lässt, sich in der eigenen Denke zu entwickeln, den humanistischen Gedanken einer Gesellschaft weiterzuentwickeln; aber genauso sich Balsam auf die Seele schmieren lässt durch Kunst und Kultur." Diese dürfe dabei keine "abgehobene, elitäre Blase" sein und sich nur mit der Vergangenheit beschäftigen: "Wer, wenn nicht die Kunst, darf die Fragen der Zukunft stellen, Utopien denken und provozieren, damit man sich weiterentwickeln kann."

Die zur KBB gehörenden Häuser will Priber öffnen und Kooperationen eingehen. Der burgenländischen Kunst soll eine Heimat gegeben werden. "Ich möchte die Vielfalt erhalten und die Kultur für alle zugänglich machen." In der Struktur der Spielstätten soll es in nächster Zeit keine großen Veränderungen geben, erst in den vergangenen Jahren habe es Erweiterungen gegeben. In Mörbisch auf der Seebühne hält sie am Musical fest, das ein riesiger Erfolg sei: "Das Musical ist am Kern der Zeit, und die Bühne ist für Musical prädestiniert. Man muss mit dem Publikum mitgehen."

Die Operette habe eine lange Tradition in Mörbisch gehabt, werde als Kulturgut aber auch nicht aufgegeben, verwies sie auf den Spielort Schloss Tabor im Südburgenland. Auf der Seebühne hingegen gebe es 6.000 Sitzplätze, für die Operette sei das Publikum schlicht nicht mehr da gewesen. "Der nächste Sommer wird Disco", gespielt wird in Mörbisch "Saturday Night Fever". Auch von Generalintendant Alfons Haider ist Priber überzeugt: "Er ist Mister Musical. Er hat ein gutes Händchen für die Stückauswahl und die Positionierung."

Bei der Oper im Steinbruch im St. Margarethen arbeiten Esterhazy und das Land inzwischen zusammen. Die KBB-Geschäftsführerin begrüßt, dass die zwei großen Kulturveranstalter nun gemeinsam den Standort nachhaltig absichern. Aktuell sei man in intensiver Abstimmung, wie die Zusammenarbeit künftig operativ ablaufen wird. Die Aufführung der Wagner-Oper 2025, "Der fliegende Holländer", sei noch von Esterhazy alleine geplant worden.

Während die Umbauarbeiten im Kulturzentrum Güssing im Zeitplan laufen - mit der Fertigstellung wird 2026 gerechnet -, ist der Standort für jenes im Bezirk Neusiedl am See noch nicht fixiert. Dass es im Bezirksvorort selbst stehen wird, davon ist auszugehen, aktuell finden jedoch noch Bedarfserhebungen und Konzeption statt. "Diese Entscheidung steht noch aus und soll 2025 fallen", so Priber. Saniert wird nächstes Jahr auch das Landesmuseum in Eisenstadt. Das Gebäude war bereits renovierungsbedürftig, der Starkregen im September setzte ihm noch zusätzlich zu. Im Jubiläumsjahr 2026 - zum 100. Geburtstag - soll es wiedereröffnet werden, und in dem Jahr findet dann auch der Österreichische Museumstag im Burgenland statt.

Die Kultur wurde im Burgenland zuletzt mit rund 46 Mio. Euro im Jahr gefördert. "Grundsätzlich sind wir finanziell gut ausgestattet. Natürlich gibt es in manchen Bereichen einen Mehrbedarf." Priber begrüßt jedoch, dass Kunst einen Stellenwert hat und Künstler hierzulande keine Bittsteller sein müssten. Das Budget habe sich gut entwickelt: "Und wir haben viel daraus gemacht."

ribbon Zusammenfassung
  • Claudia Priber ist seit dem 1. November die neue Geschäftsführerin der Kulturbetriebe Burgenland und strebt an, Kunst und Kultur in die Lebensrealität der Menschen zu integrieren.
  • Die Seefestspiele Mörbisch setzen weiterhin auf Musicals, mit 'Saturday Night Fever' als nächster Aufführung, während die Operette auf Schloss Tabor fortgeführt wird.
  • Mit einer jährlichen Kulturförderung von rund 46 Millionen Euro sollen Kunst und Kultur im Burgenland für alle zugänglich gemacht werden.