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Britische Schriftstellerin Hilary Mantel gestorben

Die britische Schriftstellerin Hilary Mantel ist tot. Wie ihr Verlag in Großbritannien der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge am Freitag mitteilte, starb die 70-jährige Erfolgsautorin, die mit ihren Romanen "Wolf Hall" (Titel der deutschen Übersetzung: "Wölfe") und "Bring up the Bodies" (deutsch: "Falken") zweimal den Man Booker Prize gewann, "plötzlich, aber friedlich" im Kreise ihrer Familie.

Ihr Verlag HarperCollins beschrieb Mantel gegenüber PA als "eine der größten englischen Erzählerinnen dieses Jahrhunderts. Ihre bewunderten Werke werden als moderne Klassiker angesehen." Kurz darauf gab auch ihr britischer Verlag 4th Estate Books auf Twitter bekannt: "Wir sind untröstlich über den Tod unserer geliebten Autorin, Dame Hilary Mantel, und unsere Gedanken sind bei ihren Freunden und ihrer Familie, insbesondere bei ihrem Ehemann Gerald. Dies ist ein verheerender Verlust und wir können nur dankbar sein, dass sie uns ein so großartiges Werk hinterlassen hat."

Mantel wurde 1952 im englischen Glossop geboren und war nach dem Jurastudium in London zunächst als Sozialarbeiterin tätig. Ihr Debütroman "Every Day is Mother's Day" (dt. Titel "Jeder Tag ist Muttertag", Dumont) erschien 1985. Ihr erster historischer Roman "A Place of Greater Safety" (1992, auf Deutsch 2012 erschienen als "Brüder") erzählt den Lebenslauf der drei Revolutionäre Danton, Robespierre und Desmoulins vor und nach der Französischen Revolution.

Die vielfach ausgezeichnete Autorin, Kritikerin und Juristin wurde von Kritikern viel gelobt, aber erst mit ihrer Tudor-Trilogie hatte sie auch kommerziellen Erfolg. In "Wölfe" (2009) und "Falken" (2012) zeichnete Mantel den Aufstieg des hart arbeitenden, aber skrupellosen Cromwell (1485-1540) nach, der als Verfechter der englischen Reformation und Architekt einer modernen Verwaltung in die Geschichtsbücher einging. Im Abschlussband "Spiegel und Licht" (2020) zeigt sie Cromwell auf der Höhe seiner Macht und doch immer wieder den Launen seines Herrn Heinrich VIII. ausgeliefert. Dem "Guardian" zufolge wurden von der Trilogie weltweit mehr als fünf Millionen Exemplare verkauft, die in 41 Sprachen übersetzt wurden.

2018 war Hilary Mantel in Wien, als ihr Roman "Jeder Tag ist Muttertag" das in 100.000 Exemplaren verteilte Gratisbuch der Initiative "Eine Stadt. Ein Buch" war. "Als Wiener Bürgermeister und Literaturfreund bedauere ich diesen Verlust doppelt", reagierte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf den Tod der Autorin. Imponierend habe er nicht nur ihre Romane gefunden, auch ihre Rolle als "streitbare 'Citoyenne'" habe ihm gefallen. "So setzte sie sich stets kritisch mit der Monarchie auseinander und nahm als leidenschaftliche Europäerin vehement gegen den Brexit Stellung", so Ludiwg.

2022 kam ihr letztes Buch, der Band "Learning to Talk", heraus. Mantel litt zeitlebens an einer chronischen Endometriose, einer gynäkologischen Erkrankung. Erst Anfang September hatte die "Financial Times" ein Interview mit ihr veröffentlicht. Damals sagte sie auf die Frage, wie fit sie sei: "Meine Gesundheit ist unvorhersehbar und eine tägliche Quelle der Spannung(...)".

Als sie gefragt wurde, ob sie an ein Leben nach dem Tod glaubte, antwortete sie mit "Ja". Mantel fügte hinzu, sie könne sich zwar nicht vorstellen, wie das funktionieren werde - aber das Universum sei nicht beschränkt durch ihre Vorstellungskraft.

ribbon Zusammenfassung
  • Ihr Debütroman "Every Day is Mother's Day" erschien 1985.
  • "Als Wiener Bürgermeister und Literaturfreund bedauere ich diesen Verlust doppelt", reagierte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf den Tod der Autorin.
  • Imponierend habe er nicht nur ihre Romane gefunden, auch ihre Rolle als "streitbare 'Citoyenne'" habe ihm gefallen.
  • Mantel litt zeitlebens an einer chronischen Endometriose, einer gynäkologischen Erkrankung.