Bejubelte Wiederaufnahme von "Orfeo ed Euridice" in Salzburg
Aufwärts in die Unterwelt - auch im Sommer. Loys Inszenierung kommt mit nur einem Bühnenbild aus: einer großen holzgetäfelten Treppe, die vom Orchestergraben bis hinauf zu einer großen, weißen Wand führt. Rund 90 Minuten spielt sich hier Orfeos Gang in die Unterwelt ab, wobei er zwischen teils aufwühlenden Tanzperformances seine Geliebte Euridice zurückzuholen versucht. Die Möglichkeit ihr Rollendebüt als Orfeo zu machen, gab Cecilia Bartoli zu Pfingsten die Entscheidung, die selten gespielte "Parma-Fassung" der Oper von 1769 zu zeigen, in der die Titelpartie auf ihre Stimmlage passt.
Bereits im Mai hatte Bartoli die Rolle gut im Griff und hat sie nun ein paar Monate reifen lassen, was ihr jetzt noch mehr Flexibilität, vor allem in ihrem Spiel ermöglicht hat. Dass sie eine große Emotionsdarstellerin ist, ist soweit bekannt, doch hat Bartoli das zuletzt meist auf komödiantische Art gezeigt. Doch auch tief empfundene Verzweiflung und Hilflosigkeit in Wehklagen, das sie farblich expressiv immer schlanker reduziert, stehen ihrer Stimme gut zu Gesicht.
So schlicht das Bühnenbild (Johannes Leiacker) ist, so verknappt ist auch die Besetzung. Die Fassung kommt mit nur drei Frauenstimmen aus. Die waren neben Bartoli mit Melissa Petit als feinfühlige Euridice und Madison Nonoa als Amor durchwegs stark besetzt. Die Möglichkeit stimmlich zu glänzen, verdankten die drei Damen der ausgeklügelten Arbeit von Dirigent Gianluca Capuano mit seinen Musiciens du Prince Monaco. Der führte mit sicherer Hand durch dynamische Großwetterfronten, aber schaffte auch immer wieder Platz für feine, hauchzart verfliegende Momente, die den emotionsgeladenen Interpretationen der Sängerinnen die Bühne boten, die sie verdienten. Der am Ende der Stufen sitzende Chor mit dem treffenden Namen "Il Canto di Orfeo" rundete dieses musikalisch bis ins kleinste Detail ausgefeilte Hörerlebnis endgültig ab.
Ein Fest für alle Sinne. Christof Loy ließ auch bei der Wiederaufnahme viel Platz für Wirkung. Auch mit seiner Choreografie von insgesamt 14 Tänzern gab er eher Denkanstöße als Interpretationsvorgaben. Dies kam beim Publikum, unter das sich beim Premierenabend auch das schwedische Königspaar sowie die deutsche Altkanzlerin Angela Merkel gemischt hatten, äußerst gut an. Mit stehenden Ovationen bejubelte es minutenlang die Wiederaufnahme.
(S E R V I C E - Christoph Willibald Gluck: "Orfeo ed Euridice - Azione teatrale in sieben Szenen" (Fassung Parma, 1769). Musikalische Leitung: Gianluca Capuano, Regie und Choreografie: Christof Loy, Bühne: Johannes Leiacker. Auf der Bühne: Cecilia Bartoli: Orfeo, Mélissa Petit: Euridice, Madison Nonoa: Amore, Il Canto di Orfeo, Les Musiciens du Prince – Monaco, weitere Aufführungen: 7., 9., 12. und 14. August, www.salzburgerfestspiele.at)
Zusammenfassung
- Schon zu Pfingsten hinterließ Chrsitof Loys reduzierte Inszenierung von Christoph Willibald Glucks "Orfeo ed Euridice" vor allem musikalischen Eindruck im Haus für Mozart.
- Am Freitagabend wiederholte sich dies bei der umjubelten Wiederaufnahme bei den Salzburger Festspielen.
- Mit stehenden Ovationen bejubelte es minutenlang die Wiederaufnahme.
- Musikalische Leitung: Gianluca Capuano, Regie und Choreografie: Christof Loy, Bühne: Johannes Leiacker.