APA/PETER KOLB

Altes Grazer Stadttor bei Arbeiten für Tramtrasse freigelegt

Die Grabungsarbeiten für die Innenstadt-Entlastungsstrecke für Trams hat in der Grazer Neutorgasse einen Aspekt der Stadtgeschichte ans Licht gebracht: Die Fundamente des 1883 abgetragenen Neutors wurden zu Tage gefördert, wie der Sprecher der Holding Graz, Gerald Pichler, der APA steirische Medienberichte bestätigte. "Wir haben ja fast damit gerechnet", so Archäologe Gerald Fuchs, dessen Argis Archäologie Service GmbH mit Freilegung und Dokumentation beauftragt ist.

Das 1620 entstandene Neutor war Teil der Stadtbefestigung, von ihm hat die heutige Neutorgasse ihren Namen, situiert war es beim heutigen Gebäude des Landesmuseums Joanneum. "Man kann sich das Tor in seinem Aussehen wie das noch erhaltene Paulustor auf der östlichen Seite der Stadt vorstellen", beschrieb Fuchs gegenüber der APA das Aussehen des Baus mit der klassizistischen Fassade. "Dass da das Tor gestanden hat, wusste man", sagte Fuchs, es gebe dazu sehr gute Pläne. Auch dass das Fundament erhalten ist, sei klar gewesen. Als nun vor zwei Wochen die Oberfläche an der östlichen Seite der Neutorgasse aufgegraben wurde, sei man auf die Mauerreste gestoßen und habe den Auftrag zur Dokumentation von der Holding Graz bekommen, schilderte Fuchs.

Eine Stadt sei ja ständig im Entstehen und in Veränderung, die Neutorgasse sei "geradezu verseucht" mit Leitungen und unterirdischer Infrastruktur wie Kanal, Strom, Wasser usw., sagte der Archäologe und Geschäftsführer der Argis im Gespräch mit der APA. "Zwischen diesen vielen Leitungen sind nun vor zwei Wochen die ersten Mauern des Tors lokalisiert worden", so Fuchs. "Unsere Sicherungs- und Dokumentationsarbeiten sind nun eingetaktet in die Bauarbeiten, die Zeit reicht aus. Der Grundriss des Tors auf der Ostseite der Neutorgasse ist für uns bereits nachvollziehbar." Eine weitere Vermessung und Dokumentation wird es geben, wenn auf der Westseite der Neutorgasse gegraben wird.

In der Neutorgasse sind bis zu vier Mitarbeiter von Argis tätig. Gegraben wird bis über 1,50 Meter tief. Auch das Bundesdenkmalamt ist involviert. Die Ergebnisse der Argis werden der Holding Graz und dem BDA zur Verfügung gestellt. Mit der Idee einer Infotafel, z. B. mit QR-Code zum Abrufen von Daten und Bildern an der Stelle des alten Tores nach Abschluss der Bauarbeiten kann sich Fuchs anfreunden: "Das wäre eine sehr, sehr gute Idee." Das alte dreistöckige Neutor hatte ein Haupttor und zwei kleinere. Die Straße durch das Tor war schief angelegt, was den Verkehr mit Fuhrwerken verlangsamte.

Für die neue Straßenbahnstrecke der Linien 16 und 17 soll mit den Gleisen durch die Neutorgasse eine Entlastung des Innenstadtverkehrs vorgenommen werden. Die Arbeiten begannen Anfang März, die neue 1,2 Kilometer lange Strecke soll bis Ende 2025 fertig sein.

ribbon Zusammenfassung
  • "Wir haben ja fast damit gerechnet", so Archäologe Gerald Fuchs, dessen Argis Archäologie Service GmbH mit Freilegung und Dokumentation beauftragt ist.
  • Das 1620 entstandene Neutor war Teil der Stadtbefestigung, von ihm hat die heutige Neutorgasse ihren Namen, situiert war es beim heutigen Gebäude des Landesmuseums Joanneum.
  • Die Ergebnisse der Argis werden der Holding Graz und dem BDA zur Verfügung gestellt.