40 Jahre Zeitkultur machte Posthof zu Linzer Institution
Zur Eröffnung im Linzer Hafen 1984 stand die walisische Band The Alarm auf der Bühne. Wenig später folgten Die Toten Hosen in einem denkwürdigen Auftritt, der ihnen Hausverbot einbrachte. Dieses wurde 2019 widerrufen. "Häuser wie eures, wo wir am Anfang unserer Karriere gespielt haben, gibt es in Deutschland nicht mehr", bedauerte Sänger Campino, als er 35 Jahre später wieder in Linz auftrat, und lobte die Politik: "Respekt vor der Kommune, dass sie sieht, dass das wichtig ist und es unterstützt", berichtet Posthof-Manager Gernot Kremser nicht ohne Stolz im APA-Gespräch.
Kremser leitet den Posthof seit 2011 als er die Stelle nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers Werner Ponesch übernahm - anfangs gemeinsam mit Wilfried Steiner, der bereits in Altersteilzeit ist, nun allein mit einem starken Team. Nahezu drei Millionen Besucherinnen und Besucher kamen in den vier Jahrzehnten zu rund 8.500 Live-Auftritten. Im Schnitt gibt es jährlich 200 bis 230 Veranstaltungen.
"Der Posthof ist so gut besucht wie noch nie, weil er sich nicht auf ein Segment reduzieren kann und soll." Im vergangenen Jahr seien es über 120.000 Gäste bei Konzerten, Lesungen, Kabarett, Tanz und Theater gewesen. Man sei im Linzer Hafenviertel zwischen Apple und Dynatrace lokalisiert, auch die Mitarbeitenden der internationalen Firmen "goutieren, dass es uns gibt, das freut uns", so Kremser. Die Funktion des Posthofs sei es, "das emotionale Grundnahrungsmittel Popkultur" anzubieten, in verschiedenen Genres.
Das Haus möchte inhaltlich immer überraschend sein, der Untertitel "Zeitkultur am Hafen" gilt Kremser als "prägnante, große Klammer". Das Ziel, Zeitkultur nach Linz zu holen, sei von Politikern, Mitgliedern der New-Wave- und Postpunk-Kultur sowie Althippies erkämpft worden. Nun werde professioneller gearbeitet, "aber die Grundhaltung ist brandaktuell". Egal wohin KI die Unterhaltungsindustrie noch bringe, im Posthof werde immer "die Emotion zwischen Bühne und Publikum, rauf und runter, die Kommunikation da sein, im Moment erlebbar und nicht reproduzierbar", brennt Kremser für das Live-Erlebnis.
Gerade bei der Nachwuchsförderung seien Clubs wie der Posthof gefragt, betont der leidenschaftliche Veranstalter. Tatsächlich gibt es Newcomer-Auftritte in allen Sparten, etwa beim Format Heimspiel, wo vor allem kreative Talente aus Österreich zum Zug kommen, bei den Theatersport-Meisterschaften, dem Musikcontest Lautstark! und auch beim Linzer Kleinkunstfestival. Im Bereich Kabarett gelte es sich neu zu orientieren und den neuen Hader der Generation Z zu suchen, gibt Kremser einen Vorgeschmack.
Verbunden war der gebürtige Linzer dem Posthof seit jungen Jahren. Er kann sich noch genau an seinen ersten Besuch 1988 erinnern. "Mit dem Zug aus Wels angereist, sah ich Lloyd Cole and the Commotions, die kleine große Popwelt aus England kam da nach Linz." Ähnlich beeindruckt hat ihn 2014 das Konzert einer "brandneuen Band aus England, Young Fathers, die eine Woche bevor sie zu uns kamen, den Mercury Prize gewannen".
Im Musikbereich hat der 53-Jährige, der jahrelang Erfahrung in der nationalen und internationalen Musikbranche sammelte und die Zeitschrift "now!" mitbegründete, etliche Neuerungen geschaffen. Das im Herbst angesiedelte Festival Ahoi! Pop wurde 2016 zum Ahoi! Full Hit of Summer ausgedehnt, lockte über die Jahre mit Sigur Ros, Arcade Fire und Bilderbuch Tausende in den Donaupark und ging 2023 in der Ahoi! Pop Summer Stage beim Lido Sounds am Urfahraner Jahrmarktgelände auf.
Er sei zwar "kein Jammerer, dass wir zu wenig Geld haben" und froh in der Unternehmensgruppe der Stadt Linz zu sein, doch "die Herausforderungen sind nicht weniger geworden", bekennt Kremser, der auf 27 Angestellte und einen Pool von bis zu 70 freien Mitarbeitenden zurückgreifen kann. "Wir machen eigenständig und aktiv Dinge, um die Existenz des Posthof zu sichern", betont er, "nicht nur inhaltlich, wir verbessern auch das Haus im Hinblick auf Nachhaltigkeit, haben sehr viele Ideen und setzen die auch um". Zum 40. Geburtstag kündigt er "visuelle und haptische" Neuerungen an.
Für die Zukunft wünscht sich der 53-Jährige "traumhafte, spannende Abende und ein Publikum, das mit Freude und vielen Eindrücken die Säle verlässt". Auf der persönlichen Wunschliste stehen "so etwas wie Belle and Sebastian", eine kleine Clubshow von The National oder einmal wieder die Beatsteaks.
(S E R V I C E - Infos unter http://www.posthof.at)
Zusammenfassung
- Der Posthof in Linz feiert am 1. September sein 40-jähriges Bestehen mit einer großen Party, die bereits am 31. August mit Kettcar und Thees Uhlmann beginnt.
- Seit seiner Eröffnung 1984 mit der walisischen Band The Alarm hat der Posthof rund 8.500 Live-Auftritte und drei Millionen Besucher verzeichnet.
- Gernot Kremser leitet den Posthof seit 2011 und hat viele Neuerungen eingeführt, darunter das Festival Ahoi! Pop, das 2016 erweitert wurde.
- Im letzten Jahr besuchten über 120.000 Gäste die 200 bis 230 jährlichen Veranstaltungen des Posthofs, darunter Konzerte, Lesungen, Kabarett, Tanz und Theater.
- Zum 40. Jubiläum sind visuelle und haptische Neuerungen geplant, und Kremser wünscht sich weiterhin spannende Abende und ein begeistertes Publikum.