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Wien fördert Projekte zur Erforschung von ME/CFS

Sperriger Name, großes Leid: Die Erkrankung ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom) ist eine postakute Infektion und zuletzt vor allem als Folgeerscheinung einer Covid-Erkrankung in den Fokus gerückt. Nun werden in Wien eine Reihe von Projekten gefördert, die sich der Erforschung der Krankheit widmen. Die Unterstützung wird über den Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF erteilt, Gelder kommen aber auch von privater Seite.

"Jedes Einzelschicksal ist ein schreckliches", hielt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Dienstag bei der Präsentation der Ergebnisse des WWTF-Calls "Understanding ME/CFS" fest. Er verwies darauf, dass in Österreich rund 80.000 Menschen betroffen sein könnten. Zwar wurde der Krankheit im Zuge der Coronapandemie deutlich erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet, es gibt sie aber schon weit länger. "Sie war lange unter dem Radar der öffentlichen Diskussion", betonte Ludwig.

Nun wird in Wien die Erforschung vorangetrieben. Die Stadt ergänzt eine Förderung der in dem Bereich aktiven WE&ME-Stiftung, die von der Bäckerei-Familie Ströck initiiert wurde - in der zwei Brüder betroffen sind. Insgesamt werden 700.000 Euro vergeben. Wie der Präsident des WWTF, der ehemalige Wiener Bürgermeister Michael Häupl, erläuterte, ist für die Forschung an der Krankheit eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich. Die Ausschreibung sei gestartet worden, um Projekte zu fördern, die nicht zuletzt Daten generieren sollen.

Erforscht werden sollen Ursachen, eventuelle genetische Voraussetzungen oder auch mögliche Biomarker, um präzisere Diagnosen zu erzielen. Angesiedelt sind die Forschungsvorhaben in erster Linie an der Medizinischen Universität Wien, aber auch an der Technischen Universität. Umgesetzt werden sollen sie ab 2025, wobei eine Folgeförderung in einem späteren Zeitraum angedacht ist.

Der Vizerektor der Medizinischen Universität, Oswald Wagner, verwies heute auf die Komplexität der Erkrankung, die Muskel- und Gelenksschmerzen erzeugt und zudem für einen starken Erschöpfungszustand sorgen kann. Die Leiden der Betroffenen würden dabei nicht immer ernst genommen. "Leider gibt es eine gewisse Stigmatisierung der Menschen." Ihnen werde mitunter erklärt, dass das alles nicht wahr sein könne. Wagner schätzt, dass sich die Zahl der Betroffenen seit der Pandemie jedenfalls mehr als verdoppelt hat.

"Für die Patienten ist es eine Katastrophe", berichtete auch die Immunologin Eva Untersmayr-Elsenhuber, die an zwei der geförderten Projekte beteiligt ist und als eine der Leiterinnen des an der MedUni eingerichteten Nationalen Referenzzentrums für postvirale Syndrome fungiert. Man wolle unter anderem versuchen, herauszufinden, wie und warum sich die Immunantwort von Patientinnen und Patienten mit ME/CFS bzw. Long-Covid im Vergleich zu Gesunden so grundlegend unterscheide, erklärte sie.

ribbon Zusammenfassung
  • In Wien werden Forschungsprojekte zur Erkrankung ME/CFS mit insgesamt 700.000 Euro gefördert, um Ursachen und Biomarker zu untersuchen.
  • Bürgermeister Michael Ludwig schätzt, dass in Österreich rund 80.000 Menschen betroffen sein könnten, wobei die Krankheit seit der Pandemie verstärkt in den Fokus gerückt ist.
  • Die Projekte werden ab 2025 an der Medizinischen Universität Wien umgesetzt, mit einer möglichen Folgeförderung.