Nahost-Konflikt
Hamas soll laut Israel falsche Frauenleiche übergeben haben
"Dies ist eine anonyme, nicht identifizierte Leiche", teilte Israels Armee in der Nacht nach forensischen Untersuchungen mit. Dies sei ein schwerer Verstoß gegen die Vereinbarung, vier getötete Geiseln zu übergeben. Bei zwei Kinderleichen handle sich um Kfir und Ariel Bibas, bei der Frauenleiche jedoch nicht um ihre Mutter Shiri.
"Wir fordern, dass die Hamas Shiri mit allen anderen unserer Geiseln zurückgibt", hieß es in der Mitteilung der Armee weiter. Israel habe diese Forderung auch in einer dringenden Botschaft an die Vermittler erhoben und darin protestiert, dass die Hamas gegen die Vereinbarungen verstoßen habe, berichtete die israelische Nachrichtenseite "ynet".
Ein ranghoher israelischer Beamter habe die Situation als "zutiefst schockierend" beschrieben. "Wir wissen nicht, warum sie das getan haben. Das ist ein großer Vertrauensbruch."
"Dies ist ein neuer Tiefpunkt, ein Übel und eine Grausamkeit, die ihresgleichen sucht", sagte Israels UN-Botschafter Danny Danon laut der "Times of Israel" in einer Mitteilung. Die Hamas habe eine nicht identifizierte Leiche anstelle der Mutter von zwei - vor mehr als 16 Monaten in den Gazastreifen verschleppten und dann ermordeten - Buben zurückgegeben, "als ob es sich um eine wertlose Lieferung handelte", wurde Danon zitiert. Die Terrororganisation verstoße auch nach dem Tod der Kinder "gegen alle moralischen Grundwerte".
US-Außenminister Marco Rubio forderte zuvor, die Hamas müsse "ausgerottet" werden. "Die Hamas ist das Böse - das reine Böse - und muss ausgerottet werden. ALLE Geiseln müssen JETZT nach Hause kommen", schrieb Rubio auf der Plattform X.
Sein Beitrag erschien vor der Nachricht, dass es sich bei der Frauenleiche nicht um Shiri Bibas handele. Die Hamas hatte am Donnerstag in Gaza die sterblichen Überreste von vier Menschen übergeben. Zunächst war die Leiche von Oded Lifschitz identifiziert worden. Lifschitz war ein pensionierter Journalist und Aktivist für die Rechte von Palästinensern.
Unklar war nun zunächst, wie es mit der Umsetzung des Deals zwischen Israel und der Hamas nun weitergehen soll. Vier weitere Leichen sollten laut der islamistischen Terrororganisation in der kommenden Woche Israel übergeben werden. Zudem sollen am Samstag sechs weitere Geiseln im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Islamistenorganisation freikommen.
Vater lebend freigelassen
Die israelische Armee informierte unterdessen nach eigenen Angaben die Familie Bibas über den Tod der beiden Kinder Ariel und Kfir Bibas. Ariel sei zum Zeitpunkt seines Todes vier Jahre und Kfir zehn Monate alt gewesen. Nach Einschätzung von Experten auf der Basis von Geheimdienstinformationen und forensischer Untersuchungsergebnisse seien "Ariel und Kfir im November 2023 in Gefangenschaft brutal von Terroristen ermordet worden". Nach Darstellung der Hamas waren sie bei einem israelischen Bombardement getötet worden.
Der Vater der Kinder, Jarden Bibas, war kürzlich in Gaza freigelassen worden.
Beratungen über die Zukunft Gazas
Unterdessen kommen heute in Saudi-Arabien die Staats- und Regierungschefs Ägyptens und Jordaniens sowie der Golfländer zusammen, um über einen möglichen Wiederaufbau des Gazastreifens zu beraten. Geplant sei ein "informelles brüderliches Treffen" in Riad, wie die saudi-arabische Staatsagentur SPA berichtete.
Es finde statt im Kontext vergangener Treffen dieser Art und als Vorbereitung auf das Gipfeltreffen in Kairo zur Lage in dem abgeriegelten und verwüsteten Gazastreifen, das für Anfang März geplant ist.
US-Präsident Donald Trump hatte mit einem umstrittenen Vorschlag, die rund zwei Millionen Bewohner Gazas dauerhaft in arabische Staaten umzusiedeln, für Unruhe in der Region gesorgt. Ägypten, Jordanien und andere arabische Länder der Region lehnen solche Pläne strikt ab.
Ägypten will mit einem eigenen Plan für den Wiederaufbau des Gazastreifens verhindern, dass die USA und der Verbündete Israel den Vorschlag Trumps weiter vorantreiben. Israel lehnt eine Fortsetzung der Hamas-Herrschaft im Gazastreifen ebenso ab wie eine Kontrolle des Gebiets durch die Palästinensische Autonomiebehörde.
Zusammenfassung
- Die islamistische Hamas hat laut Israel eine falsche Leiche übergeben und damit gegen die Waffenruhe-Vereinbarung verstoßen haben.
- Zwei Kinderleichen wurden identifiziert, die Identität einer Frauenleiche ist ungeklärt.
- Eigentlich hätte die Mutter der Kinder übergeben werden sollen.