Prinzen, Nazis und Skistars: Wie der Luxus nach Kitzbühel kam
Wenn sich kommende Woche die internationale Haute-Volée in Edel-Etablissements eines kleinen Tiroler Provinzstädtchens niederlässt und Champagner im Pelzmantel schlürft, dann ist Kitzbühel. An jenem Jänner-Wochenende, an dem sich die besten Skifahrer über die gefährlichste Abfahrt, die Streif, hinunterstürzen, hat auch die Promi-Schickeria mit illustren Partys Hochsaison.
Dabei ist das Skirennen nur das i-Tüpfelchen der Gamsstadt. Denn die Stadt ist das Produkt. Es ist der Ort des Sehen- und Gesehenwerdens. Zu Teilen ist das so, weil es eben immer schon so war. Ein Rückblick.
Denn Kitzbühel lag schon früher an der viel befahrenen Handelsroute zwischen Chiemsee über den Felbertauern nach Venedig. Reisende gehörten also immer schon zur Stadt. Das Potenzial für Tourismus haben Pioniere daher früh erkannt.
Mitverantwortlich für die Bekanntheit Kitzbühels war Franz Reisch. Er hatte 1903 das Grand Hotel Kitzbühel eröffnet, das vor Moderne strotzte und den internationalen Geld- und Hochadel anlockte.
Reisch gründete 1902 auch den Kitzbüheler Wintersportverein und begann schon in den 1890ern mit Skiabfahrten. Er trieb den Aufstieg Kitzbühels als Fremdenverkehrsdestination voran. Es entstand auch der erste Skizirkus der Welt. Er konnte befahren werden, ohne die Ski abschnallen zu müssen.
Von Prinzen und "Miss Sexappeal"
Spätestens Mitte der 30er wurde das Hotel zum Nobel-Domizil für Adel und Aristokratie. So logierte etwa auch der damalige Prince of Wales Edward, der später Kurzzeitkönig wurde, 1935 im "Grand Hotel". Er fand Gefallen am Skifahren. Kitzbühel war in.
Auch Millionäre und Stars aus der Film- und Theaterwelt ließen sich den Ort nicht entgehen. Immer mehr Hoteliers und Tourismusbetriebe wussten die Attraktivität der Stadt zu nutzen. Es entstanden Kinos, Casinos und es wurden Bälle veranstaltet. Zur Unterhaltung wurde eine "Miss Sexappeal" gewählt.
Video: Millionäre kaufen Kitzbühel auf
Wo die Nazis Rennen fuhren
1931 fand auch das erste Hahnenkamm-Rennen statt, damals noch eher unbedeutend. Der Kitzbüheler Ferdinand Friedensbacher gewann, hatte aber wenig davon.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nutzten die Nazis den Ruf des Partyhotspots aus. Die Stadt wurde zum Aushängeschild des NS-Regimes, wie das 2024 veröffentlichte Buch "Hakenkreuz am Hahnenkamm" von Sabine Pitscheider zeigt.
Es gab viele sportliche Veranstaltungen und Wettbewerbe, etwa von der Hitlerjugend. Auch hochrangige NS-Funktionäre hielten sich in Kitzbühel auf. Hochkarätige Gäste aus England und Frankreich blieben aus. Dafür urlaubten die Reichsten aus "Großdeutschland" in Kitzbühel. Auch der damalige Bürgermeister war NSDAP-Mitglied.
Der erste offizielle Hahnenkamm-Sieger Friedensbacher wechselte von der Polizei zur Gestapo und dann zur Geheimen Feldpolizei. Er ging nach Griechenland und beging teils kaltblütige Taten.
Kitzbühel, das Skimekka
Das schnelle Wirtschaftswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg im deutschsprachigen Raum machte Kitzbühel dann wieder zum Tourismus-Hotspot, dem Skisport sei Dank.
Denn der erste Hahnenkamm-Gewinner nach dem Krieg, Karl Koller, übernahm 1950 die Skischule und ließ alle Skilehrer:innen mit roten Pullovern sowie Hauben fahren. Die "Roten Teufel" wurden weltberühmt.
Mediale Aufmerksamkeit erlangte Kitzbühel dann auch durch dessen wohl größten Sohn, Toni Sailer. Er gewann die Streif gleich fünf Mal und holte drei Mal Gold bei den Olympischen Spielen.
Damit zeichnete sich schon ab, was in der Gamsstadt heute gang und gäbe ist. Der Skisport lockt, die Schickeria kommt, edle Hotels und Boutiquen wachsen und der Tourismus floriert.
Zusammenfassung
- "Skimekka", das "Monaco der Alpen" oder Gamsstadt: Kitzbühel hat viele Name.
- Am Wochenende richten sich die Augen der Welt wieder auf die Tiroler Stadt - das Hahnenkammrennen mit High Society und Luxus-Partys steht an.
- Wie Kitzbühel zu dem wurde, was es heute ist? PULS 24 hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht.