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Vertrauensperson sagte öffentlich gegen Räuber-Bande aus

Am Wiener Landesgericht ist am Mittwoch der Prozess gegen eine professionelle Einbrecher-Bande fortgesetzt worden, die laut Anklage arbeitsteilig vorging und mit der so genannten Fensterbohrer-Methode in Nobel-Villen am Stadtrand von Wien eingedrungen war. Vier der fünf aus Ungarn stammenden Angeklagten waren beim Prozessauftakt geständig, nun sagte eine Vertrauensperson (VP) der Polizei als Zeuge aus - und zwar öffentlich. Der Prozess wurde auf den 11. Juli vertagt.

Die VP - ein Ungar, der zu seiner Identität aus nahe liegenden Gründen keine Angaben machen wollte - wurde im Weg einer mit den ungarischen Behörden akkordierten Videokonferenz vernommen. Während seiner Befragung wurden die Angeklagten abgeführt, um seine Anonymität zu wahren. Auf Antrag von Verteidiger Philipp Wolm durfte aber die Öffentlichkeit bei der Vernehmung des anonymisierten Zeugen im Saal bleiben - so konnten Angehörige, Bekannte und Freunde der Beschuldigten im bis auf den letzten Platz gefüllten Schwurgerichtssaal über einen großen Monitor verfolgen, was der Mann zu sagen hatte, der seinen Angaben zufolge mit dem österreichischen Innenministerium einen Vertrag abgeschlossen hatte und dafür "Hilfe im eigenen Verfahren" erfahren hatte. Er habe für seine Kooperation "etwas weniger Strafe" bekommen, berichtete die männliche VP.

Der Zeuge belastete einen der unmittelbaren Täter schwer. Er habe den 54-jährigen Landsmann seinerzeit in einem Gefängnis kennengelernt und 2018 in Freiheit wieder getroffen. Später habe dieser ihm erzählt, dass er in Wien eine ältere Dame in ihrem Haus gefesselt und deren Safe entwendet habe. Dieser sei in weiterer Folge mit einem Porsche Cayenne nach Budapest verbracht worden.

Erstmals hatte die VP diese Aussagen vor der Wiener Kriminalpolizei getätigt. Wie der Zeuge schilderte, hätten ihn insgesamt vier Polizisten vernommen, darunter auch sein Führungsbeamter. Die Frage von Verteidiger Wolm, wie dieser denn heiße, wollte der Zeuge nicht beantworten. Er verwies diesbezüglich auf seinen Anwalt.

Bei dem 54 Jahre alten Angeklagten sowie einem 43-Jährigen handelt es sich um auf die Fensterbohrer-Methode spezialisierte Profis, die europaweit bereits acht bzw. sechs einschlägige Vorstrafen aufweisen. Sie verstehen es, Fenster- und Türrahmen so anzubohren, dass sich mittels einer durch die Löcher zu ziehenden Drahtschlinge die Verriegelung lösen lässt und man so ins Innere gelangt. Für die inkriminierten Einbrüche in Wien hatten sie einen 28-jährigen Taxifahrer als Chauffeur angeheuert. Der Tipp für den lukrativsten wie auch einträglichsten Coup stammte laut Anklage von einem Ehepaar (50 und 53 Jahre alt).

Diese hatten die Haushälterin der betroffenen älteren Dame über Facebook kennengelernt, wie der 53-Jährige heute dem Schöffensenat verriet: "Sie hat uns dann ins Haus eingeladen und alles gezeigt. Durch eine offene Tür hab' ich einen Panzerschrank gesehen." Er habe dieses Wissen seinem Schwager - einer der beiden Haupttäter - weiter gegeben. Wenige Wochen später habe dieser Schwager bei ihm 1.200 Gramm Gold abgewogen und ihm erklärt: "Wir haben dieses Haus gemacht." Von der Beute habe er für seinen Tipp zwei Millionen Forint (umgerechnet 5.350 Euro, Anm.) abbekommen. Er sei "leider spielsüchtig" gewesen, meinte der 53-Jährige.

Die Verhandlung wurde zur Ladung und Einvernahme der Haushälterin der 79-jährigen Villen-Besitzerin auf den 11. Juli vertagt. Der Einbruch in deren Wohnsitz soll seit 2017 geplant gewesen sein. Bei einem ersten Einbruch im Jahr 2018 wurde der Tresor in der Waschküche geknackt, doch der eigentliche Schatz befand sich im zweiten Stock in einem Wandtresor. Am 28. Mai 2019 folgte dann der zweite und eigentliche Coup. Die Besitzerin hörte eines Abends aus dem Zimmer, in dem sich der Tresor befand, verdächtige Geräusche und zog sich nicht zurück. Sie begab sich in den Raum, aus dem sie die Geräusche vernommen hatte, und stand zwei vermummten Männern gegenüber - der Staatsanwältin zufolge die beiden Hauptangeklagten. Der erste Mann hielt sie fest und fragte sie nach dem Code zum Tresor, während der zweite sich mit einem Brecheisen am Tresor zu schaffen machte. Dann wurde die 79-Jährige gefesselt und am Boden liegen gelassen, während die Kriminellen mit einem gestohlenen Porsche Cayenne nach Ungarn flüchteten. Im Gepäck: Schmuck im Wert von 800.000 Euro. Beim ersten Einbruch in dieselbe Villa hatten sie im Jahr 2018 bereits 15 bis 20 Armbanduhren im Wert von 100.000 Euro, eine Münzsammlung und Bargeld an sich gebracht.

ribbon Zusammenfassung
  • Vier der fünf aus Ungarn stammenden Angeklagten waren beim Prozessauftakt geständig, nun sagte eine Vertrauensperson (VP) der Polizei als Zeuge aus - und zwar öffentlich.