Auslieferung?
Bombendrohungen: Verdächtiger auf freiem Fuß
Der Mann habe nach wie vor Zugriff auf seinen Laptop sowie sein Handy, teilte ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft St. Gallen der APA mit. Auf die Frage, ob somit nicht weiter Drohschreiben verschickt werden könnten, betonte der Sprecher, dass nach wie vor die Unschuldsvermutung gelte.
Österreich auf Schweizer Behörden angewiesen
Die Staatsanwaltschaft in St. Gallen habe das Verfahren noch nicht übernommen. Es seien noch weitere Unterlagen aus Österreich ausständig, hieß es aus St. Gallen. Von Seiten der in Österreich involvierten Anklagebehörde in Linz wurde betont, dass zuletzt am 12. Februar "Unterlagen mit dem neuerlichen Ersuchen um Übernahme des Verfahrens bezogen auf vier Drohschreiben verschickt wurden", wie eine Sprecherin mitteilte.
Derzeit sei gerade ein Zwischenbericht in Linz in Arbeit, der dann wohl ebenfalls Richtung St. Gallen übermittelt werde.
Einer Auslieferung an andere Staaten müssen Schweizer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger zustimmen. Nachdem der mutmaßliche Täter dies nicht gemacht hat, ist Österreich auf die eidgenössische Justiz angewiesen. "Wir werden dieser Person ohne die Schweizer Behörden nicht habhaft", hatte Ulrike Breiteneder von der Linzer Staatsanwaltschaft zur APA im Oktober gesagt.
Schaden für ÖBB im fünfstelligen Bereich
Unterdessen wurde nun das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens für die ÖBB bekannt: Der Betrag liege im höheren fünfstelligen Bereich, teilte ein Sprecher der ÖBB auf Anfrage der APA nun mit. 690 Züge waren von den Bombendrohungen vergangenen Herbst betroffen gewesen. 53 Züge pro Drohung waren insgesamt eingeschränkt, davon zehn Züge der ÖBB. Die Behinderungen im Zugverkehr sorgten zu rund 29.000 Verspätungsminuten, exklusive entfallener Halte und Züge.
Die Bombendrohungen gegen diverse österreichische Bahnhöfe sowie Schulen und Einkaufszentren wurden Ende September und Anfang Oktober per Mail an deren lokale Landespolizeidirektionen geschickt. Nachdem sich die Bombendrohungen gegen die Bahnhöfe im Wortlaut ähnelten, ging man bereits früh davon aus, dass es sich um denselben Täter handelte. Insgesamt ereigneten sich mehrere Dutzend Bombendrohungen, neben Bahnhöfen auch gegen Schulen, das Wiener Straflandesgericht sowie Einkaufszentren.
Verdächtiger durch DSN ausgeforscht
Der zum Tatzeitpunkt 20-jährige Eidgenosse wurde daraufhin durch die österreichischen Sicherheitsbehörden unter Federführung der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) als Verdächtiger ausgeforscht und ein EU-Haftbefehl auf Basis eines Rechtshilfeersuchens gegen ihn erlassen. Auch eine Razzia wurde damals durch die Schweizer Exekutive bei ihm durchgeführt.
Für welche und wie viele Drohungen der Verdächtige konkret verantwortlich sein könnte, ist unklar. Gerüchte, wonach es sich bei dem Verdächtigen um einen psychisch kranken Mann handle, der aus einer Klinik die Drohungen verschickt hätte, wies die Staatsanwaltschaft St. Gallen jedoch zurück.
Nach Bombendrohungen per Mail: 20-Jähriger unter Verdacht
Zusammenfassung
- Jener Schweizer, der verdächtigt wird, vergangenen Herbst Bombendrohungen gegen einige österreichische Einrichtungen verschickt zu haben, befindet sich weiter auf freiem Fuß.
- Der Mann habe nach wie vor Zugriff auf seinen Laptop sowie sein Handy, teilte ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft St. Gallen der APA mit.
- Auf die Frage, ob somit nicht weiter Drohschreiben verschickt werden könnten, betonte der Sprecher, dass nach wie vor die Unschuldsvermutung gelte.
- Die Staatsanwaltschaft in St. Gallen habe das Verfahren noch nicht übernommen.